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Details zum Stellenabbau„Brutale Pläne“ bei Ford

Der geplante Stellenabbau in Köln habe nichts mit der Absatzkrise für E-Autos zu tun, sagt der Betriebsratschef. Er fordert eine Zukunftsvision.

Benjamin Gruschka: „Es ist nicht akzeptabel, die Beschäftigten für verfehlte Entscheidungen des Top-Managements bluten zu lassen“ Foto: Oliver Berg/dpa

„Es war totenstill in der Halle“, sagt Benjamin Gruschka, Betriebsratschef von Ford Deutschland am Mittwochmittag auf einer Pressekonferenz bei Ford in Köln. Kurz vorher hat er mit der Belegschaft über den Stellenabbau gesprochen, den die Geschäftsführung dort plant. Vergangene Woche hatte der Autobauer angekündigt, bis 2027 4.000 Arbeitsplätze in Europa zu streichen, 2.900 davon an Kölner Standorten. Das würde etwa jede vierte Stelle in den Werken betreffen. Entsprechend angespannt war offenbar die Stimmung auf der Betriebsversammlung, zu der laut Gruschka rund 8.000 Ford-Arbeiter*innen gekommen waren.

Bei dem Treffen haben sie erfahren, welche Bereiche von den Kürzungen betroffen sein sollen: Der Abbau solle quer durch verschiedene Sparten des Betriebs verlaufen, sagte Gruschka den Medienvertreter*innen. Nur Fahrzeug- und Getriebeproduktion seien nicht betroffen. Entsprechend würden wohl vor allem Beschäftigte in der Produktentwicklung und bei den Dienstleistungen außerhalb des Fahrzeugs ihre Stellen verlieren, sollte die Geschäftsführung die Pläne umsetzen. Konkret wollte Gruschka die betroffenen Abteilungen allerdings nicht benennen. Der Betriebsrat lehne sämtliche Kündigungen ab, egal in welchem Konzernbereich. Stattdessen fordere er eine Zukunftsvision für die Ford-Werke in Köln.

Kündigungsschutz bis Ende 2032

Tatsächlich sei die Geschäftsführung auf Kooperation des Betriebsrates angewiesen, wenn sie Stellen streichen wolle, sagt David Lüdtke von der IG Metall. Er ist Vertrauenskörperleiter der Ford-Werke Köln. Im Februar 2023 hätten Betriebsrat und Geschäftsführung eine Vereinbarung getroffen. Demnach gelte für alle Angestellten bis Ende 2032 ein Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen. Auf der Versammlung habe die Geschäftsführung jetzt bekräftigt, dass sie sich daran halten wolle. Den Stellenabbau will sie also anscheinend über Übereinkünfte mit dem Betriebsrat erreichen.

Die Vereinbarung aus dem vergangenen Jahr sollte die Transformation erleichtern: Um den Standort Köln von einem Verbrenner- zu einem Elektroautowerk umzubauen, seien Umstrukturierungen nötig gewesen, erklärt Lüdtke. Betriebsrat und Geschäftsführung hätten sich dabei auf einen sozialverträglichen Abbau von 2.300 Stellen bis 2025 geeinigt, beispielsweise durch Abfindungszahlungen und Altersteilzeit. Rund 1.700 der betroffenen Mit­ar­bei­te­r*in­nen hätten die Kölner Werke seitdem bereits verlassen. Im Gegenzug gelte für ihre Kol­le­g*in­nen der vereinbarte Kündigungsschutz.

Es ist nicht akzeptabel, die Beschäftigten für verfehlte Entscheidungen des Top-Managements bluten zu lassen.

Benjamin Gruschka, Betriebsratschef Ford Deutschland

Dass jetzt wieder Stellen gestrichen werden sollen, wollen Gewerkschaft und Betriebsrat deshalb nicht hinnehmen. Die „brutalen Pläne der Geschäftsführung“ gefährdeten die Existenz der Ford-Standorte in Deutschland, sagt Gruschka. „Es ist nicht akzeptabel, die Beschäftigten für verfehlte Entscheidungen des Top-Managements bluten zu lassen.“

Der Konzern begründet die geplanten Streichungen unter anderem mit dem fehlenden Absatz von Elektrofahrzeugen. Im Kölner Werk fertigt Ford seit Mitte des Jahres zwei E-Automodelle, Verbrenner werden hier nicht mehr produziert. Gruschka und Lüdtke halten das jedoch für ein vorgeschobenes Argument. Der Geschäftsführung gehe es um etwas anderes. „Für die Umstrukturierung auf E-Mobilität haben wir ja die Vereinbarung im letzten Jahr getroffen“, sagt Lüdtke. Auch die Einigung auf Kurzarbeit mit Bezügen von 80 bis 87 Prozent, die noch bis mindestens Ende des Jahres und vielleicht darüber hinaus gelte, sei mit Blick auf die schwierige Situation in der E-Auto-Branche gefallen.

Mehr hochpreisige Fahrzeuge

Die Pläne, jetzt erneut 2.900 Stellen abzubauen, hätten damit jedoch nichts zu tun. Sie seien Ergebnis eines sich verändernden Profils des Ford-Konzerns, meint Lüdtke. Der Autobauer stelle vermehrt hochpreisige Fahrzeuge her. Davon verspreche er sich wohl mehr Gewinne. Gehe diese Entwicklung weiter, könnten sich viele Menschen keinen Ford mehr leisten. „Und die teuren Autos können nicht all die Werke auslasten, in denen wir seit Jahren arbeiten“, sagt Lüdtke.

Betriebsratschef Gruschka hat die Geschäftsführung am Mittwoch aufgefordert, die Abbaupläne wieder zurückzunehmen und stattdessen einen Zukunftsplan für den Standort Köln zu erarbeiten. Eine Antwort erwartet er bei der nächsten Versammlung am 10. Dezember.

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2 Kommentare

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  • Es fehlt der bezahlbare, kleine, dadurch (relativ) energie- und platzsparsame Fiesta. Dafür viel zu fette Autos für entsprechende Insassen, weil öffentlicher Raum und Öl immer noch zu ungesund verbilligt werden.

    Ford sollte sich neu erfinden, weg von Verbrenners und auch weg von Nur-Auto. Wer rollt als Erster den Markt mit dem Volks-Fahrrad in Serie auf, mit und ohne E?



    Um Köln mache ich mir keine Sorgen, die Stadt hat einen Zuzug wie ein Honigbrot am Ameisenhügel und dabei Fachkräftemangel wie Deutschland allgemein. Keine Trauer über die moribunde Autoindustrie, sondern nach vorne gucken!

    • @Janix:

      ein bezahlbarer kleiner Fiesta macht sicherlich für Ford Sinn.



      Dieser würde aufgrund der Standortfaktoren aber sicherlich nicht in Deutschland gebaut werden.