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Demonstration in BerlinUnteilbar gegen die AfD

Jasmin Kalarickal
Kommentar von Jasmin Kalarickal

Mit einem bunten Forderungskatalog zogen Tausende Menschen auf die Straße. Trotz seiner Diversität fand der Zug eine breite gemeinsame Basis.

Für eine offene und solidarische Gesellschaft, so lautete das Motto der Unteilbar-Demo in Berlin Foto: Annegret Hilse/reuters

E s waren zwar nicht so viele Menschen wie beim letzten Mal, die am Samstag in der Hauptstadt zur Unteilbar-Demo zusammengekommen sind – Pandemie und Bahnstreik werden ihren Anteil daran gehabt haben. Aber die zentrale Botschaft ist in diesen Zeiten deshalb nicht weniger wichtig geworden, im Gegenteil: Der Grundgedanke, dass die demokratische Gesellschaft gerade jetzt zusammenhalten muss, sollte nicht nur Demonstrationen, sondern auch den Alltag prägen.

Dass zivilgesellschaftliche Initiativen wie Seebrücke über Fridays for Future, feministische Gruppen bis hin zu Mieterinitiativen und Gewerkschaften sich zusammengetan haben, ist keineswegs ein Ausdruck von Beliebigkeit. Es geht gerade nicht darum, politische Unterschiede zu negieren, sondern den grundlegenden Konsens in der Gesellschaft herauszustellen: die Orientierung an Menschenrechten und demokratischen Werten. Es existieren unübersehbare Verbindungslinien zwischen all diesen Problemen:

Waffenexporte, Klimakrise, Krieg und Fluchtbewegungen, Rassismus oder das Recht auf Wohnen berühren sich. Um das zu sehen, muss man nur mal mit etwas Abstand auf sie blicken. Wenn nun Menschen, die sich für Seenotrettung stark machen und für das Recht auf Asyl, auf der gleichen Demo sind wie die SPD, die mit ihrer Politik auch Abschiebungen nach Afghanistan mitzuveranworten hat, dann mag das für manche eine Schmerzgrenze sein.

Aber diese Widersprüche für einen Moment auszuhalten und nicht in Partikularinteressen zu zerfallen, ist in einem gesellschaftlichen Klima, dass von Hass und Hetze geprägt ist, ein Zeichen von Stärke. Die Demonstration kann deshalb auch als Ermutigung gesehen werden, zu einer neuen Ernsthaftigkeit im Wahlkampf zurückzukehren. Lange wurde darüber gestritten, dass Annalena Baerbock plagiiert und Armin Laschet gelacht hat.

Was dabei fast in Vergessenheit ge­rie­t: Die AfD, die sich immer weiter radikalisiert, kommt in Umfragen immer noch auf eine zweistellige Zahl.

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Jasmin Kalarickal
Redakteurin
Jahrgang 1984, ist Redakteurin im Parlamentsbüro der taz.
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4 Kommentare

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  • Was genau war oder ist der gesellschaftliche Zusammenhalt. Sämtliche Probleme lösen sich auf wenn am Ende steht, die einzige Gefahr ist die AfD. Damit ist klar, grundlegende Rechte gelten für diese Gruppe nicht. Wie schön, daß wir zusammenhalten. Ansonsten bin ich gelegentlich auch für einen sehr anerkannten bunten Betrieb.

  • Wenn sich Demokraten im Wahlkampf prügeln, darf sich das “freundliche Gesicht des NS” freuen … 12% Zustimmung für die AfD, eine Schande für unser Land!



    Gut, dass es #Unteilbar gibt, aber auch nicht vergessen, dass Frau Wagenknecht seinerzeit ihre Unterstützung versagt hat (hat ja auch innerhalb der Linkspartei heftige Debatten ausgelöst, muss man fairerweise anmerken).



    Hatten wir das nicht schon mal? Die Nazis jedenfalls haben keine Unterschiede beim Ausschalten ihrer politischen Gegner gemacht.

    • @Abdurchdiemitte:

      Danke für diese eindrucksvolle Darstellung des Phänomens das wir gemeinhin als das Einreissen-mit-dem-Arsch des mit eigenen Händen erbauten bezeichnen.



      Einerseits laut um Einheit schreien und gleichzeitig das Trennende in den Mittelpunkt stellen. Sagen Sie mal, merken Sie wirklich nicht was Sie da anstellen?



      Sorry, aber uns Beide eint nicht viel.

      • @LittleRedRooster:

        Dissens muss ja nichts Trennendes sein, sofern man Meinungspluralismus (auch im linken Lager) ertragen kann … ich dachte immer, „Einheit“ sei das Markenzeichen der Konservativen und der noch rechts von ihnen stehenden.



        Und die Zeiten der Sozialistischen „Einheits“partei Deutschlands sind auch lange vorbei.



        Ausserdem habe ich zum Thema innerlinker Kontroversen nicht laut geschrien … das habe ich mittels Ausrufezeichen nur an der Stelle getan, als es um die Zustimmungswerte für die AfD ging. Wiedereinzug in den Bundestag mit zweistelligem Ergebnis … muss man da nicht laut aufschreien?