Demografie in China: Geburtenrate fällt auf Rekordtief
Chinas Geburtenrate gehört bereits zur niedrigsten der Welt. Es sind insbesondere Frauen, die das Interesse an Elternschaft verloren haben.
Hongkong rtr | In China ist die Geburtenrate im vergangenen Jahr auf ein Rekordtief von 1,09 gefallen. Dies sei der niedrigste Wert unter den Ländern mit einer Bevölkerung von mehr als 100 Millionen, berichtete die staatliche Zeitung „National Business Daily“ am Dienstag weiter unter Berufung auf Zahlen vom chinesischen Zentrum für Bevölkerungs- und Entwicklungsforschung.
Chinas Geburtenrate – also die durchschnittliche Zahl der Kinder, die eine Frau bekommt – gehört neben Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur bereits zu den niedrigsten der Welt. Besorgt über Chinas ersten Bevölkerungsrückgang seit sechs Jahrzehnten und die rasch alternde Bevölkerung versucht die Regierung in Peking hier gegenzusteuern.
Die Politik hat einige Maßnahmen ergriffen, um die Geburtenrate zu erhöhen – darunter finanzielle Anreize und verbesserte Kinderbetreuung. Präsident Xi Jinping leitete im Mai ein Treffen zur Untersuchung rund um das Thema.
Hohe Kosten für die Kinderbetreuung und der Zwang, oft die Karriere aufgeben zu müssen, halten viele Frauen davon ab, weitere Kinder oder überhaupt Nachwuchs zu bekommen. Geschlechterdiskriminierung und traditionelle Vorstellungen von Frauen, die sich um ihre Kinder kümmern, sind im ganzen Land immer noch weit verbreitet.
Zahl der kinderlosen Frauen steigt
Die Behörden haben in den vergangenen Monaten zwar verstärkt daran appelliert, die Kindererziehungspflicht aufzuteilen. Doch in den meisten Provinzen ist der Vaterschaftsurlaub immer noch begrenzt.
Hongkongs Verband zur Familienplanung erklärte ebenfalls am Dienstag, dass sich die Zahl kinderloser Frauen in der chinesischen Sonderverwaltungszone 2022 im Vergleich zu vor fünf Jahren auf 43,2 Prozent mehr als verdoppelt habe. Auch der Anteil der Paare mit einem oder zwei Kindern sank, während die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau laut Umfrage von 1,3 im Jahr 2017 auf ein Rekordtief von 0,9 im vorigen Jahr fiel.
Leser*innenkommentare
meerwind7
Mit einem Kind und dann meist auch einer Ehe binden sich Frauen an einen bestimmten Mann, und dann werden sie in China vermutlich wieder auf traditionelle Rollenvorstellungen zurückgeworfen. Die sind vielleicht noch akzeptabel, wenn der Mann auch wirklich viel verdient. Für andere ist es attraktiver, in einem Zustand zu verharren, in dem man den Wettbewerb der Männer um eine Partnerin für sich auskosten kann.
meerwind7
Ein Teil des Rückgangs könnte auf ein zunehmendes Alter der Mütter bei Geburt zurückzuführen sein, und ist insoweit transitorisch.
Bei solidem Männerüberschuss in China besteht jedenfalls für junge Frauen keine Eile mehr "noch einen abzubekommen".
miri
Das ist Darwin pur. Gesellschaften, die Frauen nichts bieten, sterben halt aus. Man könnte auch sagen: Der Markt wird es richten.
fly
"Da vor allem Frauen keine Mütter mehr werden wollen"
Schön.
Klar, was gemeint ist. Aber es lässt offen, ob nicht doch auch andere Menschen als Frauen Mütter werden können. Rechtlich vielleicht ja, aber biologisch doch eher zweifelhaft.
meerwind7
@fly Auch trans-"Männer" können Kinder zeugen, ob sie dann auch "Mutter" werden, ist eine andere Frage. Aber es gibt weitaus weniger biologische "Frauen", die zum Mann werden wollen oder sich schon als solcher führen, als Frauen, die kein Kind wollen.
Was soll also der Kommentar?