Demo gegen Rechtspopulismus in Berlin: Feministisch gegen die AfD
Mehrere Tausend Menschen sind in Berlin gegen die rechtspopulistische Partei auf die Straße gegangen. Es kamen weniger als erwartet.
BERLIN taz | „Ganz Berlin hasst die AfD“ – angesichts der Umfragen, die den RechtspopulistInnen Werte zwischen 10 und 15 Prozent bei den kommenden Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus voraussagen, entspricht diese Demoparole offensichtlich nicht der Wahrheit. Dass die AfD nicht unwidersprochen bleibt, hat sich am Samstag trotzdem gezeigt: Zwischen 2500 – so die Polizeischätzung – und 5000 – laut Veranstalterangabe – Menschen haben im Berliner Westen gegen die Partei demonstriert.
Aufgerufen hatte das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“. Parteien, Gewerkschaften, zivilgesellschaftliche Organisationen und linksradikale Gruppen wollen damit eine gemeinsame Front gegen die Blauen bilden. Zusammen kamen zwar weniger als die angemeldeten 10.000 TeilnehmerInnen, aber mehr, als es die schleppende Mobilisierung hatte vermuten lassen. „Dass wir auch im Sommerloch so viele Menschen zusammenbekommen haben, werten wir auf jeden Fall als Erfolg“, resümiert die Bündnissprecherin Ronda Kipka. Ein positives Fazit zog auch die Berliner Polizei: „Es gab einige Rauchtöpfe und Sprühaktionen gegen Wahlplakate entlang der Route, aber insgesamt ist das so verlaufen, wie wir es uns nur wünschen können“, sagt der Berliner Polizeisprecher Winfrid Wenzel.
Bei der Auftaktkundgebung am Adenauerplatz zielten die RednerInnen – darunter Berliner Abgeordnete von SPD, Linkspartei und Grünen – nicht nur auf die flüchtlingsfeindliche Hetze der AfD, sondern auch auf ihre neoliberal geprägte Sozialpolitik und das reaktionäre Familienbild, das die Partei vertritt. Dort sprach auch eine Vertreterin des Blockupy-Bündnisses, das am Freitag vor dem Bundesministerium für Arbeit protestiert hatte.
Angeführt wurde die Demonstration von einem rund 1000 Menschen umfassenden Block unter dem Motto „Grenzenlos feministisch – grenzenlos solidarisch“, dessen TeilnehmerInnen mit weißen Maleranzügen und violetten Fahnen ausgestattet waren. „Das Feindbild Feminismus ist neben Rassismus das zweite Standbein der AfD, antirassistischer Feminismus ist deswegen unser zentraler Gegenentwurf“, sagt Anna Berg von der im Bündnis der organisierten Interventionistischen Linken, die zu dem Block aufgerufen hatte. Gegen 17 Uhr endete die Demonstration am Lützowplatz in unmittelbarer Nähe zur Bundesgeschäftsstelle der AfD in der Schillstraße.
Dass es bei der Suche um die richtige Strategie gegen die AfD auch Konflikte gibt, wurde auch auf der Demonstration deutlich: Während weiter hinten Fahnen von SPD, Grünen und Linken wehten, verkündete vorne ein Transparent der trotzkistischen SAV, die Parteien von Grüne bis CSU würden „die Gesetze zur Hetze der AfD“ liefern. Ob antirassistische Bündnisse mit Parteien wie der SPD und den Grünen, die maßgeblich an den Asylrechtsverschärfungen beteiligt waren, politisch richtig sind, ist in der außerparlamentarischen Linken umstritten.
Das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ versucht sich an dieser übergreifenden Allianz. Dass trotz bundesweiter Mobilisierung die Teilnehmerzahl weitaus niedriger war, ist dabei eine Schwäche, die das Bündnis noch korrigieren kann: Es soll mindestens bis zur Bundestagswahl 2017 bestehen bleiben und nicht nur mit Demonstrationen, sondern auch etwa mit Rhetoriktrainings gegen rechtspopulistische Argumente eine „bundesweite antirassistische Front“ bilden. Für die Zeit des Berliner Wahlkampfs bis zum 18. September kündigte das Bündnis am Samstag noch weitere Aktionstage an.
Leser*innenkommentare
Stefan Mustermann
Feministisch gegen die AfD. Warum bloß?
Ach so, die AfD will keine Frauen in den Aufsichtsräten sehen. In Deutschland studieren mindestens genau so viele Frauen wie Männer. Warum sollen Frauen weniger Chancen im Berufsleben erhalten? Das ist doch Diskriminierung. Falls jemand dachte, dass die Politik der AfD nur Ausländer diskriminiert, hat sich geirrt; auch Inländer werden von der Politik der AfD diskriminiert.
Stefan Mustermann
Feministisch gegen die AfD.
Was sagt z.B. eine Dame, Frau Katharina Nocun überdie Lügen und menschenverachtende Politik von der AfD?
Was Du wissen solltest, bevor Du die AfD wählst.
Die AfD forderte Zwangsarbeit unter Mindestlohn für Langzeitarbeitslose.
Die AfD wirbt offen für die politische Beeinflussung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten.
Die AfD hält den Effekt von CO2-Ausstoß aufs Klima für Propaganda. Mit Wissenschaft (genauer mit Allgemeinbildung, Anmerkung des Verfassers) haben die es wohl nicht so...
Treibhauseffekt? Für die AfD eine Verschwörung der Politik & erneuerbare Energien beeinträchtigen die Umwelt (AfD und Allgemeinbildung?).
Unter häuslicher Erziehungsarbeit versteht die AfD vor allem Hausfrauen. Hausmänner sind unvorstellbar.
Den demographischen Wandel will die AfD durch weniger Abtreibungen bewältigen.
...
http://kattascha.de/?p=1923
TazTiz
Ob die AfD nun antifeministisch ist oder nicht, vordergründig hat diese Partei eine weibliche Vorsitzende, was selbst die Grünen und Linken nur zu 50% haben ... und das im 4. Jahr nach Gründung durch überwiegend Männer.
86548 (Profil gelöscht)
Gast
Berlin hat über 3 Mio. Einwohnerinnen und 5000 davon demonstrieren gegen die AfD.
wxyz
Es ist einfach erstaunlich, wie einfallsreich man ist, möglichst viele verschiedene Gruppen mit ins Boot zu holen, um die Konkurrenz zu verhindern.
Doch ganz ausgereift sind die Stratiegien noch nicht. Sicher wäre es doch eine gute Idee, die Klimaforscher und die Biotop-Lobby zu vereinen und dann mit der Geimeinschaftsaussage in die Öffentlichkeit zu gehen, daß die AfD eine Bedrohnung für die Artenvielfalt der Regentropfen ist.
Das wäre dann mal etwas, was garantiert weltweit durch alle Medien geht.