Debatte um Schulöffnungen: Ferien sind Ferien!
Samstagsunterricht, verkürzte Sommerferien, voreilige Schulöffnungen: Die Fixierung auf Leistungen ist falsch.
Z wei Wochen lang haben die Osterferien allen Beteiligten eine kurze Verschnaufpause vom Homeschooling beschert. Doch kaum sind die Ferien zu Ende, flattern auch schon die Horrornachrichten ins Haus – zumindest für Schüler:innen aus Schleswig-Holstein. Die dortige Bildungsministerin Karin Prien schließt mittlerweile nicht mehr aus, Schulklassen bis zu den Sommerferien auch samstags in die Schule zu bestellen, um die schrittweise Rückkehr zum regulären Unterricht hinzukriegen. Und, viel gemeiner: Sie möchte, dass Kinder und Jugendliche ihre Lernrückstände in den Sommerferien aufholen. Das Ministerium werde entsprechende „Lernangebote“ bereitstellen. Soll heißen: Die Ferien könnt ihr euch in diesem Jahr abschminken. Zumindest die ganzen.
Damit ist Prien so ziemlich die einzige Unterstützerin eines Vorschlags, mit dem CDU-Mann Wolfgang Schäuble vor dem Wochenende für Kopfschütteln gesorgt hat: nämlich die Sommerferien zu verkürzen, um verpassten Stoff nachzuholen. Entsprechend trocken fielen auch die Statements aus den Kultusministerien aus. Selbst Markus Söder, der zum Wohl seiner Bürger:innen auch gern den Zuchtmeister spielt, hat verstanden, dass er die Sommerferien (deren Termin er wie ein Löwe gegen andere Länder verteidigt) nicht antasten darf. Ferien sind Ferien, basta! Und damit hat Söder nur allzu recht.
Zugegeben: Söder hat leicht reden. Schließlich beginnen die Sommerferien in Bayern gut einen Monat später als in anderen Ländern. Umgekehrt darf ein früher Ferienstart aber auch nicht zu fatalen Entscheidungen führen wie etwa in Nordrhein-Westfalen. Dort sollen am Donnerstag die Schulen öffnen, obwohl die Schulen die Vorbereitungszeit für zu knapp halten. Nur verständlich, dass Schüler:innen nun aus Sorge, ihre Familie mit Corona zu infizieren, zum Schulboykott aufrufen. Überhaupt erweckt die Politik den Eindruck, vor lauter Pflichterfüllung (Stichwort Abschlüsse) den psychischen Druck der Schüler:innen nicht ernst zu nehmen. Ihnen jetzt auch noch die Ferien wegzunehmen – das wäre wirklich zu viel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“