piwik no script img

Debatte Merkels Rolle für die FrauenZwischen den Alphatieren

Silke Mertins
Kommentar von Silke Mertins

Man muss Merkel nicht wählen, aber bewundern. Die Kanzlerin ist einer der größten Triumphe unserer Zeit. Seit 2005 ist Macht nicht mehr männlich.

Farblos, unaufgeregt? Genau das gefällt uns an ihr. Sie vermittelt: Jeder kann es schaffen Foto: ap

M eine Tochter ist vier Tage vor der Bundestagswahl zur Welt gekommen, die Angela Merkel zur Kanzlerin machte. Ich hatte im FreundInnenkreis gerne damit gedroht, das Kind mit dem Namen Angie im Geburtsregister einzutragen. Ernst genommen hat das selbstredend niemand, denn vor zwölf Jahren hätten die meisten, die ich kannte, nicht einmal mit zugehaltener Nase die CDU gewählt, ganz egal wer als SpitzendkandidatIn angetreten wäre.

Heute bin ich mir nicht mehr so sicher. Öffentlich zugeben würden die meisten aus dem linksliberalen Spektrum es wohl nicht, aber inzwischen hört man doch verblüffend oft: „Merkel find ich richtig gut!“ Oder sogar im Ich-vertraue-Dir-ein-Geheimnis-an-Ton: „Ich überlege ernsthaft, Merkel zu wählen.“ Dass nach Umfragen des ARD-Deutschlandtrends über 60 Prozent der Grünen-Anhänger sich bei einer Direktwahl für Merkel entscheiden würden, sagt alles.

Meine Tochter ist lange der festen Überzeugung gewesen, dass in Deutschland Frauen Kanzlerinnen werden und bestimmen können, während Männern das Amt des Präsidenten vorbehalten ist, wo man viel winken muss. Ihre Generation ist mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass Mädchen alles werden können – und zwar nicht nur in der Theorie wie in anderen Ländern, sondern im richtigen Leben und auf der echten Regierungsbank.

Für Deutschland – und darüber hinaus – ist diese Tatsache so bedeutend wie der erste schwarze Präsident für die USA. Auch Barack Obama hat die Situation der Schwarzen nicht grundsätzlich oder gar entscheidend verbessert. Aber allein die Tatsache, dass er als Schwarzer Präsident des mächtigsten Landes der Welt werden konnte, war eine historische Zäsur.

Merkels Karriere ist erstaunlicher als die Obamas

Mit Merkel ist es ähnlich. Wenn wir uns daran erinnern, dass Frauen gerade mal erst 35 Jahre wählen durften, als Merkel geboren wurde. Oder dass frau bis 1977 in Westdeutschland noch die Erlaubnis des Ehemannes vorzulegen hatte, um arbeiten gehen zu dürfen, dann kann man gar nicht überschätzen, wie bahnbrechend eine Frau im Kanzleramt ist.

Doch Merkels Karriere ist viel erstaunlicher als die Obamas. Der US-Amerikaner ist in jeder Hinsicht ein Ausnahmeerscheinung; ein Politiker mit Visionen, eine charismatische Persönlichkeit und ein brillanter Redner, der Menschen in seinen Bann zieht, selbst wenn er nur das Telefonbuch vorliest.

Die Veranstaltung

Die Kanzlerin ist ein Vorbild für junge Frauen. Aber ist sie auch unser Schicksal? Darüber wollen wir mit Diana Kinnert (CDU) und Julia Schramm (Die Linke) diskutieren.

Seien Sie mit dabei: am 20.9. um 19 Uhr im taz-Café, Rudi-Dutschke-Straße 23, 10969 Berlin.

Eintritt frei

Merkel dagegen ist das genaue Gegenteil. Beim Thema Visionen hält sie es mit Helmut Schmidt, der fand, wer Visionen hat, solle zum Arzt gehen. Sie zieht niemanden in den Bann – gerade das ist das Faszinierende und Rätselhafte an ihr. Gerade neulich erst ist es wieder passiert. Mitten im ZDF-Bürgertalk bin ich sanft eingeschlummert, in der wohligen Gewissheit, dass ich wohl nicht viel verpassen werde. Wie hat Merkel es nur geschafft, vier SPD-Kanzlerkandidaten zur Strecke zu bringen?

Sie ist in vieler Hinsicht durchschnittlich, normal, manchmal sogar umständlich und unbeholfen. Allein schon deshalb strahlt sie die Botschaft aus: Jede könnte mit etwas Fleiß und Ehrgeiz erreichen, was sie erreicht hat. Man braucht nicht mal Stöckelschuhe, einen guten Friseur oder körperliche Perfektion dazu. Allein das ist mehr wert als all die Frauen- und Mädchentage zusammen. Merkel ist deshalb einer der größten feministischen Errungenschaften unserer Zeit. Seit 2005 ist die Macht nicht mehr männlich.

Sie vertritt natürlich nicht die Frauenpolitik des linksliberalen Spektrums. Ich könnte dazu höchstpersönlich ein langes Klagelied anstimmen; allein das Steuerrecht, das kinderlose Ehepaare besser stellt als mich als Alleinerziehende, könnte mich in eine Wutbürgerin verwandeln. Aber andererseits: Was haben denn all die Quoten, Gleichstellungsbeauftragten und feministischen Ansprüche in den Wahlprogrammen der anderen bewirkt? Die SPD hat nicht mal eine Außenministerin zustande gebracht (Merkel hat immerhin das Verteidigungsministerium weiblich besetzt). Wenn es ernst wird, dann wird beispielsweise die SPD-Generalsekretärin schnell ins Familienministerium abgeschoben, das so mancher bedeutende Sozi ja bekanntlich als „Gedöns“ empfindet.

Jede kann erreichen, was sie erreicht hat. Man braucht nicht mal Stöckelschuhe, einen guten Friseur oder körperliche Perfektion dazu.

Und bei den Grünen? Natürlich sind dort viele Frauen in Führungspositionen, muss ja, die Quote halt. Doch es gibt informelle Hierarchien, und die sehen ganz anders aus. Die Stars der Grünen sind fast alle männlich: Kretschmann, Habeck, Özdemir, Trittin und natürlich Fischer, der Erfinder testosterongetränkter Überheblichkeit.

Es gibt dieses eine Foto, das mir im Zusammenhang mit rot-grüner Frauenpolitik oft durch den Kopf geht: Schröder, Fischer und Lafontaine mit Sektglas und in fröhlicher Siegerpose. Oder auch jene, auf denen Schröder mit Putin herumkumpelt. Männerseilschaften in Reinkultur. Dazu fällt einem nicht viel mehr ein als: Rot-Grün hatte frau sich anders vorgestellt.

Merkel produziert andere Bilder. Ich gebe gerne zu, dass es mich ungemein freut und auch ein wenig stolz macht, dass die frauenverachtenden Bullys der internationalen Politik wie Putin, Erdoğan und Trump sich mit einer wie ihr abgeben müssen. Oder dass all diese CDU/CSU-Alphatiere – von Schäuble bis Seehofer – sich Merkel unterordnen müssen. Herrlich im wahrsten Sinne des Wortes.

Auch Männern gefällt, dass Merkel es schon richten wird

Dabei imitiert die Kanzlerin nicht einmal einen maskulinen Führungsstil. Sie hat ihre ganz eigene, sehr unmännliche Art zu führen. Die mag für die Medien oft etwas langweilig und unentschlossen wirken. Als JournalistIn wünscht man sich nun mal mehr Aufregung und Action in der Politik. Aber offenbar ist er wirkungsvoll. Den meisten Deutschen – auch den Männern ­– gefällt es, wenn sie sich beruhigt zurücklehnen können, weil Merkel ihnen vermittelt, dass sie es schon richten wird.

Meine Tochter sieht das genauso. Den Namen des SPD-Kanzlerkandidaten kann oder will sie sich nicht merken. Sie hat mir in ihrem üblichen frühpubertären Befehlston mitgeteilt, dass ich Merkel und die Grünen zu wählen habe. Das umzusetzen, wird eine echte Herausforderung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
Mehr zum Thema

24 Kommentare

 / 
  • 3G
    35730 (Profil gelöscht)

    All das Gestampfe, das Nachäffen von Männlichkeit, das eigentlich nur ein Hinweis auf unsere evolutionären Vorfahren ist, das hat die Kanzlerin nicht nötig. "Mutti" wird sie auch nicht genannt, weil sie in irgend einer Weise dieses Land repräsentiert. Sicher, Trümmerfrauen haben eine Menge für den Aufbau unseres Landes getan. Und Kartoffelsuppe ist ein nahrhaftes Essen auf der geistigen Niedriglohnbaustelle. Im Grunde aber bleibt sie an der Macht, weil die "Bürgerinnen und Bürger" eine unglaubliche Angst haben vor dem Aufwachen aus dieser Einschläferungsepoche. Seht ihr schon die Rehe auf der Lichtung? Hört ihr die klassische Musik?

  • "Und bei den Grünen? Natürlich sind dort viele Frauen in Führungspositionen, muss ja, die Quote halt"

     

    Schon klar ... nichts mitbekommen? Mit 40 Prozent Frauen als Mitglieder haben die Grünen den bei weiten höchsten Frauenanteil aller Parteien

     

    Bezeichnend auch, dass leitende aktuelle grüne Frauen in Regierungen nicht erwähnt werden.

     

    Das alles ist eher ein Problem der Medien, wo man wohl mehr auf die "Männer" abfährt; auch hier im Artikel. ... Da beist sich die Katze in den Schwanz.

    • @Rudolf Fissner:

      Auch hier nochmal: Wenn die Grünen so viele (starke) Frauen in ihren Reihen haben, dass die auch ohne Quote in Amt und Würden kämen, und die Übermacht des Patriarchats in der Partei gebrochen ist, WIESO haben sie es dann immer noch nötig, die Hälfte ihrer Parteiämter qua Satzung vor männlichen Kandidaten zu schützen?

       

      Was da betrieben wird, ist nicht Gleichberechtigung sondern Segregation ("Seperate but equal", Jim Crow, Dr. King etc., wir erinnern uns...): Es gibt eine eigene Karriereleiter für Frauen, auf der sie keine männliche Konkurrenz fürchten müssen, und eine offene, die ganz selbstverständlich von Männern dominiert wird. Und siehe da, Diejeinigen, die die beiden unterschiedlichen Karriereleitern erklimmen, werden auch unterschiedlich wahrgenommen. Wen das verwundert, der sollte mal die rosagrüne Brille abnehmen.

       

      Der einzige Bereich, wo solche Regelungen sinnvoll angewandt werden, sind Frauensportarten: Auch dort wird ein Refugium geschaffen, in dem Frauen ausschließlich untereinander konkurrieren können, damit sie nicht in der "offenen" Klasse von (in dem Fall tatsächlich überlegenen) Männern untergebuttert werden. Im Sport ergibt das Sinn, weil dort die unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen nunmal wirklich zum Tragen kommen. Aber für eine Partei, die mit dem Credo der absoluten Ebenbürtigkeit von Frauen in der Politik an den Start geht, ist so eine Quote entweder

       

      a) ein unangenehmes Provisiorium, das spätestens abgeschafft werden muss, wenn die parteiinterne Chancengleichheit für Frauen faktisch hergestellt ist (wie Sie ja zumindest insinuieren) oder

       

      b) ein Machtmittel, das, einmal etabliert, auch nach Zielerreichung von Jenen erhalten und fleißig weitergenutzt wird, die ohne es nicht zu ihrer Macht gekommen wären, oder

       

      c) ein Beweis des Scheiterns der eigenen Gleichstellungsideologie.

       

      ...oder b) und c) zusammen (das wäre meine Lösung).

       

      Falls Ihnen ein "d)" einfällt, bin ich ganz Ohr...

      • @Normalo:

        Sorry nö. Ich werde ihnen nichts nachweisen. Ihr Quotenfraugedöns ist nure eine verbreitete Klischeevorstellung über Politikerinnen. Muss man nicht drauf eingehen.

        • @Rudolf Fissner:

          Aber wenigstens die Frage, wofür die Grünen nach Ihrer Ansicht noch so eine harte Quote brauchen, könnten Sie mal beantworten.

           

          Anders gesagt: Variante b) mag eine Abbildung von Klischees sein (ich kenne freilich genügend Machtmenschen beiderlei Geschlechts, um wenig zuversichtlich zu sein, dass das Klischee so weit von der Realität liegt, und Männer würden es auch nicht anders machen). Aber was ist mit a) (und c))?

  • Vieleicht sollte man das mit dem Frauenwahlrecht noch mal Überdenken.Ironie off

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Was heißt denn "Zwischen den Alphatieren".

     

    Merkel ist "Alphatier" unter "Alphatieren". Sonst wäre sie nicht dort, wo sie ist, nicht in der CDU.

     

    Also besser doch "Unter den Alphatieren".

     

    "Zwischen den Alphatieren" ist sexistisch, weil es alle Männer in den Spitzenpositionen zu Tieren macht. Aber Frau Merkel ist selbstverständlich Frau, Mensch.

    Sie wischt sich den Hintern mit Klopapier ab, während der Rest nach dem Geschäft den Allerwertesten am Gras entlangschleift. Das macht zumindest Mala so, meine ehemalige Hunde-Mitbewohnerin.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Zum Untertitel:

      "Triumph" hat immer den sauren Beigeschmack von Gehässigkeit und unsportlichem Nachtreten.

       

      "Meine Tochter ist lange der festen Überzeugung gewesen, dass in Deutschland Frauen Kanzlerinnen werden und bestimmen können, während Männern das Amt des Präsidenten vorbehalten ist, wo man viel winken muss."

      Genauso lange etwa, wie der durchschnittliche Patriarch in der Vorstellung aufgewachsen ist, dass Männer zum Regieren da sind und Frauen zum Begeistert-Winken?

       

      Wenn das mal nicht nach hinten losgeht.

  • was haben AfD und Linke gemeinsam ? Ziemlich viel, zB das "Merkel muss weg"

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Seit 2005 ist die Macht nicht mehr männlich."

     

    Dafür ist sie seit 2005 offenbar dämlich (ich weiß, das kommt nicht von Dame, aber es passt so schön!).

    • @849 (Profil gelöscht):

      Die einzige Dame ist doch von Wagenknecht. Schnapp, lecker Kaviar.

  • Die Selbstverständlichkeit, mit der Angela Merkels Führungsanspruch von Frauen und Männern akzeptiert wird, ist ein starkes Indiz, dass der Feminismus sich (bei all seinen vergangenen Verdiensten) weitgehend überlebt hat. Er ist nicht länger notwendige Bedingung für Emanzipation, sondern mit seinen häufig festgefahrenen Vorstellungen darüber, wie genau eine emanzipierte Frau sich zu verhalten und wie ihre Akzeptanz durch ihre (männliche) Umwelt auszusehen hat, sogar ein Hindernis.

     

    Ein weiteres Indiz liefert die Autorin mit dem Beispiel der Grünen, deren konsequente parteiinterne Gleichstellungspolitik auch nach Jahrzehnten NICHT zu einer wirklich emanzipierten Stellung der Frauen in der Parteihierarchie geführt hat. Dort werden Wellenreiterinnen nach oben gespült, deren Stärken eher in der erfolgreichen Nutzung der von Quote und Political Correctness geschaffenen Schutzbereichen als in inhaltlichen und persönlichen Führungsqualitäten liegen. Und die Strukturen, die dies befördern, graben sich ebenso ein und erzeugen (mindestens!) so dicke Glasböden, wie das früher die Geschlechterdiskriminierung gemacht hat: Dezidierte Quotenfrauen haben eher noch weniger Grund als klassisch meritokratische Männerseilschaften, starke, auf Quoten eigentlich nicht angewiesene Frauen in "ihrem" Revier zu dulden.

    • @Normalo:

      Bei fast 40% Frauenanteil unter den Mitgliedern glauben sie wirklich daran, dass "Quote" & ein aus "political Correctness geschaffener Schutzbereich" ausschlaggebend sind für den hohen Anteil an Führungspersonen bei den Grünen?

       

      Ihre Tirada passt eigentlich nur auf einen neidischen männlichen Linksparteiler, der sich wohlig fühlt unter den 50% der Mitglieder über 60, die noch vor 89 eingetreten sind und die Linkspartei verkrusten

      • @Rudolf Fissner:

        Zum Einen: Wenn bei den Grünender hohe weibliche Anteil an den Führungspositionen auch ohne Quote "organisch" zustande käme, warum gibt es die Quote dann noch?

        Sie ist und bleibt schließlich dem Wesen nach ein undemokratisches und sexistisches Holzhammer-Korrektiv, das sich dort LÄNGST überlebt haben sollte.

         

        Zum Anderen reicht ein Blick auf die Protagonisten grüner Politik, um die WAHRE Verteilung von Macht und Bedeutung zwischen den Geschlechtern in der Partei zu erkennen: Warum war es ausgerechnet die CDU, die als erste Partei ihre Plätze am Kabinettstisch mal tatsächlich paritätisch mit Frauen und Männern besetzt hat (so geschehen im 1. Kabinett Merkel)? Wo ist das weibliche Gegengewicht zu Typen wie Kretschmann, Özdemir, Habeck, Hofreiter, Al-Wazir, Palmer etc. (von übermächtigen Parteichefinnen à la Fischer oder Trittin mal ganz zu schweigen)?

         

        Will sagen: Außer der - im Vergleich auch eher blassen - Göring-Eckardt und ein paar grauen Eminenzen wie Roth ist das öffentliche Gesicht der Grünen als Partei so dominant männlich wie sonst allenfalls bei FDP und CSU. So zumindest empfinde ich als Außenstehender das. Was hinter verschlossenen Türen und auf tieferen Ebenen der Parteihierarchie passiert, weiß ich nicht. Aber als wahrnehmbarer Leuchtturm der - mehr als nur quotenbefeuert-titularen - Geschlechtergleichstellung taugt die Partei nicht wirklich.

         

        Auf den ad-personam-Quatsch am Ende Ihres Postings gehe ich mal nicht näher ein.

  • "Hauptsache Frau" kann es ja wohl auch nicht sein. Merkels Politik ist z.K.

  • Während ich diesen Text gelesen habe, wurde mir die ganze Zeit am rechten Rand eine

    Werbung (Io) eingeblendet: nackte Unterschenkel einer Frau in roten Schuhen mit hohen Absätzen,

    Riemchen bis über die Knöchel. Die Frau offensichtlich am Boden liegend. Tot?

    Ich glaube, eine Frau, die anders aussähe als Frau Merkel, wäre mit merkelschen Eigenschaften niemals Kanzlerin geworden. Frau Merkel wird ständig „Mutti“ genannt, dabei ist sie gar keine Mutter.

    Hat man zu Herrn Kohl jemals „Vati“ gesagt? Und der war Vater.

    Wenn Frau Merkel Herrn Schäuble in seiner Euro-Politik gegenüber Griechenland zugestimmt

    hat, habe ich da nicht viel von den Werten gesehen, die mir als Frau wichtig sind und die ich für

    umsetzenswert halte. Ebenso die momentane Flüchtlingspolitik von Frau Merkel. Ich weiß nicht,

    ob das unbedingt Vorbild sein sollte für Mädchen und Jungen, dafür, was sie erreichen können.

    Ganz davon abgesehen geht es mir ehrlich gesagt aber auch so. Ich bin dankbar, wenn ich

    zwischen all den Staatsoberhäuptern auf den Pressefotos Frau Merkel sehe oder z.B. auch auf den Fotos der IAA.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Unmund:

      Biedenkopf wurde hier in Sachsen ständig "Landesvater" genannt.

       

      Das mit "Vater" und "Mutti" ist ein guter Hinweis darauf, wie sehr die Volksgemeinschaft noch in der (deutschen) Kultur verankert ist. Die durch Demokratie vereinten Menschen als Sippschaft aufzufassen mit einer Übermutter oder einem Übervater - Merkel lehnt es nicht ab, wenn sie "Mutti" oder "Mutter" genannt wird.

    • @Unmund:

      Ja wie?

       

      "…Frau Merkel wird ständig „Mutti“ genannt, dabei ist sie gar keine Mutter.

      Hat man zu Herrn Kohl jemals „Vati“ gesagt? Und der war Vater.…"

       

      Klar - Wußte Volkers Mund schon immer!

      "Mutter Erde - Vater Sand!"

      Da mähtste nix.

      Normal.

  • Also die Autorin findet die Kanzlerin toll, weil sie:

     

    1. Frau ist

    2. "durchschnittlich, normal, manchmal sogar umständlich und unbeholfen" ist

    3. Trotz 1. und 2. es geschafft hat, 4mal Wahlen zu gewinnen und Kanzlerin zu werden/bleiben

     

    "Den meisten Deutschen – auch den Männern – gefällt es, wenn sie sich beruhigt zurücklehnen können, weil Merkel ihnen vermittelt, dass sie es schon richten wird."

     

    Ich würde schätzen, dass vielleicht 10-20% der Entscheidungen auf Merkels Mist gewachsen sind. Der Rest dürfte das Ergebnis der Konsultationen sein. Nicht unbedingt mit ihrer Partei oder Fraktion.

    • @agerwiese:

      Sie und ich wissen nicht, wieviel Anteil die Kanzlerin an der Vorbereitung von Entscheidungen nimmt, inwiefern sie vor allem die Linie vorgibt und die Grenzen bestimmt, in denen sich das Ergbnis zu bewegen hat. Dass viele "Subalterne" an dieser Arbeit beteiligt sind, sagt dazu auch nichts aus. So ist das halt bei komplexen Sachverhalten.

       

      Unbestreitbar ist aber all das immer nur VORBEREITUNG einer Entscheidung. FALLEN tut die erst, wenn der Veratnwortungsträger sich das Ergebnis zu eigen macht. Und Merkel hätte sich bei weitem nicht so lange gehalten, wenn sie in dieser Position beliebig ersetzbar wäre.

       

      Mich erinnert Ihre These übrigens an eine Geschichte, die ich letztens gelesen habe: Eine streng patriarische Theokratie geriet in Konflikt mit einer Republik und deren (Frevel!) WEIBLICHER Protagonistin - und verlor. Um den Erfolg der Frau auf der andere Seite zu erklären, verlegten sich auch die frömmelnde Chauvis auf die Position, diese könne ja nur als Galionsfigur ihrer (männlichen) Zuarbeiter fungiert haben. Überlegen Sie also bitte mal kritisch, ob Sie einem männlichen Machtmenschen gleichen Kalibers eine ähnlich passive Rolle unterstellen würden...

      • @Normalo:

        ich dachte da eher an so was:

        https://www.youtube.com/watch?v=MqIJDCMO_bA

        • @agerwiese:

          Wie banal. Man muss wirklich verdammt wenig von Demokratie halten, um dieser Marionetten-Theorie zu verfallen. Ist Ihnen nicht klar, dass Wählerstimmen (zumal solche, die einem für die nächste quasi schon wieder sicher sind) weit mehr Macht verleihen, als man von Geld und Unternehmensanteilen ableiten kann?

           

          Leute, die genug Machtinstinkt haben, um es in so eine Stellung wie Merkel zu schaffen, LASSEN sich nicht von irgendwelchen hergelaufenen Milliardären herumkommandieren. Sie hören vielleicht häufiger mal auf deren Rat - wie jetzt gerade wieder bei der Auto-Diskussion. Aber im Zweifel tun diese Leute, was sie für am ehesten machbar und erfolgreich halten. Wozu denn sonst so mächtig werden??

  • Ist das das Ziel der Macht, dass man nichts macht?

  • Auch schön -

     

    "…Die Kanzlerin ist einer der größten Triumphe unserer Zeit. Seit 2005 ist Macht nicht mehr männlich.…"

     

    Daß frau so schön ein Rad abhaben kann.

    "…Die neue Ikone zeigt die junge Frau, die sich lesend über ihr Tablet beugt: ein Mädchen mit Kopftuch, mit Afro, mit Zöpfen, however; sie soll die Welt erobern, ohne Gewalt, ohne narzisstische Coolness und ohne eitle Freude an der Revolution. Wir sollten sie unterstützen. Sie hat unsere Gesellschaft mit ihrer Klugheit schon in weiten Teilen übernommen, aber sie hat noch viel zu tun."

     

    & Genau - zu

    ""Debatte Zukunft der Demokratie

    Das beste Deutschland aller Zeiten"

     

    Much all weesen.

    Sach aber mal -

    Solange dann aber diese Frauen -

    Dann doch wieder die besseren Männes

    Sein wollen - Kannste dess alles -

    Pfeife inne Wind - & Rauche inne Pfeif!

    kurz - So what! http://www.taz.de/Debatte-Zukunft-der-Demokratie/!5445423/