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Debatte Arbeit im AlterMilchschäumen mit 67

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Immer mehr Leute jenseits der 60 arbeiten, auch noch im Rentenalter. Ist das nun gut oder schlecht? Kommt drauf an. Das soziale Gefälle ist groß.

Manche Leute nehmen an der „Latte art“ teil, andere verdienen sich mit Milchschäumen das nötige Geld zur Rente dazu Foto: dpa

H eute zählt sich Isolde G., 67 Jahre alt, zu den Glückspilzen, obwohl es früher nicht danach aussah. Ihr ganzes Leben lang hat sie gearbeitet, zuerst als Köchin, dann als Erzieherin. Sie ist gesund geblieben. Heute erhält sie eine Rente von 1.400 Euro. Und hat vor Kurzem noch einen Teilzeitjob im Cafe einer Freundin angenommen, als Tresenkraft und Kaffeezubereiterin. Damit erreicht sie ein Einkommen von insgesamt 1.900 Euro netto im Monat. „So gut wie jetzt ging es mir noch nie“, sagt die Berlinerin.

G. ist ein positives Beispiel für eine neue Vielfalt an Lebensmodellen der über 60-Jährigen. „Lebensmodelle“– das klingt nach Selbstgestaltung, nach Freiwilligkeit. Eigentlich aber handelt es sich um höchst unterschiedliche Lebenslagen, die viel mit Glück oder Pech, mit Krankheit und Gesundheit, mit Arbeitslosigkeit, vielleicht einer Scheidung, zu tun haben. All dies entscheidet über die spätere materielle Situation – und die Frage stellt sich, inwieweit die Politik die sozialen Gefälle abmildern soll und kann oder nicht.

Materiell am besten geht es Leuten mit auskömmlicher Rente oder Pension, die vielleicht sogar geerbt haben. Einige davon sind noch erwerbs­tätig. Man arbeitet dann nicht aus Not, sondern um aktiv zu bleiben, unter Menschen zu sein.

Anders sieht es aus bei Personen mit Minirente, die vielleicht eine lange Familienphase, eine Scheidung erlebt haben, die Teilzeit arbeite­ten, die nicht auskommen mit dem Altersruhegeld. In der Pflege reduzieren viele ältere Frauen ihre Arbeitszeit, weil die Belastung so groß ist. Das schmälert die Rente. Im Alter müssen sich diese KleinrentnerInnen etwas hinzuverdienen, falls sie das schaffen.

FrührentnerInnen haben es schwer

Heikel ist die Lage der gesundheitlich Eingeschränkten, die in Frührente gehen und dann von einer geringen Erwerbsminderungsrente leben müssen. Wer zwischendurch lange arbeitslos war oder als Kleinselbstständiger nicht eingezahlt hat in die Rentenkasse, kann später auf einem Einkommensniveau in Höhe der Grundsicherung landen.

Fast eine Million Menschen im Alter zwischen 65 bis 74 Jahren sind in Deutschland erwerbstätig, so das Statistische Bundesamt. Das ist jeder Neunte in dieser Altersgruppe. Der Anteil hat sich in zehn Jahren verdoppelt. Auch im Deutschen Alterssurvey kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die Erwerbstätigkeit im Rentenalter vor allem von zwei Gruppen geprägt ist, einmal gut aufgestellten Selbstständigen oder ehemaligen BeamtInnen, andererseits MinirentnerInnen, denen ohne den Job die Altersarmut droht.

Die Alterssicherungssysteme wurden in den vergangenen Jahren massiv abgebaut, das Rentenniveau abgesenkt, das Rentenzugangsalter erhöht, die Altersteilzeit abgeschafft

Es gibt zwei Trends, die gegeneinanderlaufen. Einerseits hat sich der Arbeitsmarkt für die Älteren verbessert, aufgrund des Nachwuchsmangels sind die Betriebe bemüht, die Älteren länger zu halten. Die Erwerbsquote auch unter den 60- bis 64-Jährigen ist gestiegen. Wer im Rentenalter noch einen Job sucht, profitiert überdies von der guten Konjunktur.

Andererseits wurden die Alterssicherungssysteme in den vergangenen Jahren massiv abgebaut, das Rentenniveau abgesenkt, das Rentenzugangsalter erhöht, die Altersteilzeit abgeschafft. Der Weg in eine frühe Rente ohne große Einbußen ist weitgehend verbaut.

Verletzlichkeit des Alters

Die Älteren geraten in eine neue Gemengelage aus Chancen und Risiken. Über das materielle Wohlergehen entscheiden dabei auch Faktoren und Lebensereignisse, auf die man wenig Einfluss hatte. Diese Verletzlichkeit des Alters macht Angst und Wut, weil sie im Widerspruch steht zum gesellschaftlichen Versprechen, dass jeder sein Leben selbst gestalten kann und dafür verantwortlich ist. Die Gesundheit gewinnt als Faktor an Bedeutung. Während vor 20 Jahren Beschäftigte mit oder ohne gesundheitliche Probleme Mitte oder Ende 50 in den Vorruhestand gehen konnten, arbeiten die Gesunden heute bis zur normalen Rente durch. Den Kranken gelingt dies nicht. Ihnen bleibt die Erwerbsminderungsrente oder Hartz IV.

Das wirft Gerechtigkeitsfragen auf, erst recht, wenn die gesundheitlichen Schwächen aus der Arbeitsbelastung resultieren. Unter den 55- bis 65-Jährigen sind 80 Prozent der Akademiker noch erwerbstätig, aber nur 66 Prozent der Leute mit Berufsausbildung und 48 Prozent der Menschen ohne formale Qualifikation. Nicht selten haben die gesundheitlich Angeschlagenen früher im Beruf ein körperliches oder seelisches Opfer gebracht, für das es nun keine Entschädigung gibt.

Nicht selten haben die gesundheitlich Angeschlagenen früher im Beruf ein körperliches oder seelisches Opfer gebracht, für das es nun keine Entschädigung gibt

Diese Konstellation findet sich in den Bauberufen, aber auch in der Pflege und im gesamten sozialen Bereich, wo die Frühverrentungsraten hoch sind. In Österreich gibt es eine „Schwerarbeitspension“, bei der unter anderem Nachtarbeit, ein hoher Kalorienverbrauch in einer Berufstätigkeit, Pflegetätigkeit berücksichtigt werden. Diese Abgrenzungen sind schwierig.

Was sollte die Politik abfedern? Es wäre nicht gerecht, das Rentenniveau für alle wieder anzuheben – die Jüngeren müssten dann auch für die gut gestellten Rentner mehr bezahlen. Aber man könnte differenzieren. Wer in belastenden Berufen, etwa in der Pflege, seine Arbeitszeit jenseits des 55. Lebensjahres reduziert, sollte für diese Phase wenigstens die Rentenbeiträge bezuschusst bekommen wie bei einer Vollzeittätigkeit. Das neue Programm mit bezahlten Jobs für Langzeitarbeitslose, das die Groko plant, sollte vor allem Menschen über 55 Jahren mit gesundheitlichen Einschränkungen zugutekommen. Verbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente sind bereits beschlossen. Auch eine Aufstockung für KleinrentnerInnen mit langer Berufsbiografie wäre ein richtiges Signal.

Wie stark ein soziales Netz ist oder nicht, zeigt sich nicht zuletzt an der Altenpolitik, das sieht man an anderen Ländern. Über die neue Vielfalt der Lebensmodelle für die Generation 60plus kann man sich auch freuen. Aber nur, wenn die Angst vor dem Absturz nicht überhand nimmt.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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14 Kommentare

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  • Das mit dem Glas Rotwein bei Frau Dribbusch könnte hinkommen. Es seien ihr auch zwei Gläser gegönnt.

     

    Dagegen ist es unverzeihlich die Propagandalüge der Bundesregierungen weiter zu verbreiten, dass die Jungen für die Rente der Alten aufkommen müssen. Das ist nämlich miesestes "nudging".

     

    Es wird mit einer vorsätzlichen Falschinformation eine Generation psychisch unter Druck gesetzt, dass sie eine ungerechtfertigt hohe Rente auf Kosten ihrer Enkel verbraucht.

     

    In Wirklichkeit haben die Bundesregierungen seit Helmut Kohl unserer Generation Teile der Rente gestohlen. Die Verantwortlichen sind miese Betrüger. Durch die Aberkennung von Ausfallszeiten, das Absenken des Wertes eines Entgeltpunktes und die Erhöhung des Eintrittsalters führt das am Ende zu einer gigantischen Rentenkürzung. Dieses Geld ist von uns aber bezahlt worden!

     

    Wenn jetzt die Erwerbstätigen in den Ruhestand gehen, dann fließen zwar heutige bzw. zukünftige Kapitalströme, die aber dem Aufbrauchen eines Sparguthabens entsprechen. Dieses Guthaben ist durch die eigenen Einzahlungen geschaffen worden. Es zu verwalten und durch Zinsen zu mehren ist aber die ureigene Aufgabe der Sozialversicherer.

     

    Der Leser stelle sich vor, dass er ein Sparguthaben zu festem Zinssatz angelegt hat und nach einer Laufzeit von 35 Jahren das Guthaben zurückfordert. Die Bank verweigert mit dem Hinweis auf die schlechte wirtschaftliche Lage die Auszahlung und erklärt, man könne lediglich 60% vom Ersparten auszahlen.

     

    Dieser Straftatsbestand findet sich unter dem §263 im Strafgesetzbuch. Alle Tatbestände sind dafür erfüllt. Die Gleichsetzung von Politikern mit Betrügern ist eine Tatsachenbehauptung.

     

    Aber in den Medien wird diese Straftat weiterhin verschleiert und diesen kriminellen Handlungen Vorschub geleistet anstatt sie zumindest auf- wenn nicht anzuzeigen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @achterhoeker:

      Als betroffener Rentner mit erheblichen Ausfallzeiten und diversen prekären Arbeitsverhältnissen auf Honorarbasis würde ich das gerne nachlesen. Haben Sie mal einen Link mit einer verlässlichen Quellenangabe?

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Na Alter - klar doch - als die taz noch nicht permanent gegens UWG - vastieß - wa!

         

        //http://www.taz.de/!5127666/

        "Rentenexperte Otto Teufel

        Einer schuftet im Augiasstall

        Der Bruder von Fritz Teufel ist einer der versiertesten, kritischsten Rentenexperten Deutschlands. Seit 30 Jahren kämpft er gegen die Rechentricks der Rentengesetzgebung."

        Nu - by - ooch wieder glahr. Newahr

        Gabriele Goettle

        Starterkit - ¿ Na Mr Suboptimal

        "Wir werden die Leistungen des Staates kürzen, Eigenverantwortung fördern und mehr Eigenleistung von jedem Einzelnen abfordern müssen." Altbundeskanzler G. Schröder (SPD)."

        "…Als dann 1999 die Ersten in Rente gegangen sind, haben wir gegen diesen rückwirkenden Eingriff ins Rentenrecht geklagt. Und damit fing ein ununterbrochenes Anrennen gegen die Wand an. Zuerst Widerspruch, Widerspruchsbescheid, Klage beim Sozialgericht. Das beschied, die BfA - seit 2005 Deutsche Rentenversicherung - hat das Gesetz richtig angewendet. Das ist praktisch alles mit dem Grundgesetz vereinbar, hat das Bundesverfassungsgericht 1981 schon mal entschieden. Allmählich haben wir mitgekriegt, was da bereits gelaufen ist. Wir sind ja alle keine Juristen. Und waren um so erstaunter, was das BVerfG in seinem Urteil sinngemäß gesagt hat: dass für Arbeitnehmer und Rentner, wenn es um die Altersversorgung geht, nicht die gleichen Rechte gelten wie für andere Bürger, sprich Mitglieder der berufsständischen Versorgung oder für Beamten.…

        Die Entscheidung, dass wir kein einheitliches System haben, hat die Bundesregierung nach dem Zeiten Weltkrieg getroffen. Das Verwaltungswesen, die höheren Beamten, die ganze Justiz hat praktisch eins zu eins weitergemacht. Und beim Adenauer war ja jeder quasi entnazifiziert, automatisch, wenn er CDU-Mitglied war. Die haben es 1948 auch geschafft, gegen den ursprünglichen Willen der Alliierten, dass sie ins Grundgesetz in Artikel 33 Abs. 5 reingeschrieben haben: ,Das Recht des öffentlichen Dienstes ist unter Berücksichtigung der hergebrachten Grun

        • @Lowandorder:

          & "da verließen sie ihn!;))

           

          Grundsätze des Berufsbeamtentums zu regeln.' Man geht, auch nach 1945, auf den Feudalstaat des 19. Jahrhunderts zurück. Oder was heißt ,hergebracht'? Hitlers ,Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums' von 33 kann ja wohl nicht gemeint sein?…"

          &

          Dann jehtet erst richtig los!

          Mit die Klauerei! & Otto - immer feste druff!

          Recht hatter! Aber Hallo!

           

          UND - den blindtazis 1.// vor Googlen!

          Inne Tonne! Ooch wieder glahr! Agähn!

          &

          Besser im Sitzen lesen! Nee - besser is das! Njorp!

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Erst soeben entdeckt, weil an anderer Stelle festgebissen.

             

            Ergebensten Dank, werter Mitstreiter. Wenn meine Batterien wieder aufgeladen sind, werde ich den Otto Teufel sorgfältig lesen. Und wenn es sich gar nicht vermeiden lässt: zu Wort melden.

  • Frisst meine monatliche Kaltmiete derzeit rund 42 Prozent, so voraussichtlich nach Umzug in eine kleinere Wohnung rund 54 Prozent der Nettorente. Aktuell mit Heizkosten rund 47 Prozent und voraussichtlich 59 Prozent der Nettorente nach Umzug.

     

    Da fünf Jahre aus meiner selbständigen Erwerbstätigkeit, dabei ohne GRV-Rentenversicherung, bei der GRV-Lebensarbeitszeit für die ungekürzte und vorzeitige GRV-Altersrente keine Berücksichtigung fanden, wurden auch noch entsprechende Renten-Abschläge von meiner bereits erworbenen Rente vorgenommen. Es fehlten noch 21 Monate für die GRV und für die Betriebsrente, so wurde bei beiden (erworbenen) Rentenansprüchen noch gekürzt.

     

    Bei einer Anerkennung der Lebenserwerbszeit, einschließlich der unfreiwilligen Zeiten der Arbeitslosigkeit in ALG I. und im unfreiwilligen Hartz-IV-Strafvollzug [nach 35 Vollzeitjahren], hätte ich deutlich über der 45-Jahresregelung gelegen.

     

    Bei der gesetzlichen GRV-Altersrente müssen wir auch berücksichtigen, dass Zeiten der Arbeitslosigkeit, und/bzw. im unfreiwilligen Hartz-IV-Strafvollzug, kaum bzw. keine Berücksichtigung bei der Alters- bzw. Armutsrente finden.

     

    Fakt ist auch: Ostdeutsche Männer erreichen im Durchschnitt etwa 41-42 Erwerbslebensjahre; ostdeutsche Frauen um etwa 40 anerkannte Erwerbsjahre. Westdeutsche Männer ziehen fast gleichauf mit ostdeutschen Männern. - Aber westdeutsche Frauen, ohne Beamtinnen und Quotenfrauen in Vorständen, erreichen nur um 31-32 anerkannte GRV-Erwerbsjahre.

     

    Im Durchschnitt befinden sich westdeutsche Frauen, dabei im Gegensatz zu ostdeutschen Frauen, mit ihrer eigenständigen GRV-Altersrente, deutlich unterhalb der gesetzlichen Grundsicherung, bzw. analog unterhalb der Sozialhilfe.

     

    PS: Auch als vormaliger Facharbeiter und Handwerksmeister, da habe ich mich bereits über Zuverdienstmöglichkeiten als Rentner informiert. Dabei hatte mein unberücksichtigtes Erwerbsleben [auch Kinderarbeit in der BRD] schon weit vor dem 16. Lebensjahr seinen Anfang genommen.

  • 3G
    38071 (Profil gelöscht)

    Oh da arbeiten noch viel mehr. Nur eben nicht als offiziell Lohnabhängige. Stellt euch 30 min an einen Müllkorb in Berlin und ihr könnt in der Zeit bestimmt 2 alte Leute sehen die hineinschauen un nach Flaschen suchen.

  • Der Punkt ist doch, dass arbeitende Armutsrenter der Zukunftstrend sind. Diese Menschen haben zu wenig Rente und kommen mit dem Sozialgeld dann nicht aus. Die werden arbeiten gehen müssen. Und dann stellt sich eben die Frage, wie können solche Menschen arbeiten? Was können sie verdienen? Und was passiert, wenn sie keine Arbeit finden? So wie es hier dargestellt wird, was durchaus realistisch ist, wäre es ja noch Ok, ein paar wenige müssen noch arbeiten, andere arbeiten aus Lust und um aktiv zu bleiben. Wie das aussieht, wenn eine 77-Jährige mindestens 20 Stunden die Woche arbeiten muss, um über die Runden zu kommen, das erfährt man hier noch nicht. Aber solche Situationen wird es bald geben. Wahrscheinlich geht es dann um Biologie: Wer sieht jung aus und ist fit, wer sieht alt und krank aus, ist vergeßlich oder nicht mehr stark genug. Das wird dann ein Hauen und Stechen unter den Alten geben, um überhaupt über die Runden zu kommen.

    P.S. Wenn Menschen im Schichtdienst gearbeitet haben, dann haben sie Rente auf das Grundgehalt eingezahlt, wie solche Menschen dann im Alter noch arbeiten sollen, ist mir schleierhaft. Mit Riester wird das Problem nicht zu lösen sein.

  • 8G
    83421 (Profil gelöscht)

    ''Über das materielle Wohlergehen entscheiden dabei auch Faktoren und Lebensereignisse, auf die man wenig Einfluss hatte. Diese Verletzlichkeit des Alters macht Angst und Wut, weil sie im Widerspruch steht zum gesellschaftlichen Versprechen, dass jeder sein Leben selbst gestalten kann und dafür verantwortlich ist.''

     

    Wer soll dieses Versprechen je gegeben haben? Verantwortung hat wohl jeder fuer sein Leben, aber wenn bestimmten Schichten immer wieder suggeriert wird, sie seien sozial benachteiligt (was immer das heissen mag), dann muss man sich nicht ueber die Konsequenzen wundern.

     

    Ich bin 70, war bis 68 Professor an einer deutschen Uni, und arbeite als Wissenschaftler jetzt freiwillig weiter. Naechste Woche besuche ich einen Kollegen in den USA , der ist 87 . Da es in den USA keine Begrenzung der Lebensarbeitszeit gibt, arbeitet er immer noch gerne und gut, wie viele seiner Kollegen. Eine solche Affinitaet zum Beruf hat seinen Preis: man hat praktisch keine Freizeit. (There is no such thing as a free lunch).

    • @83421 (Profil gelöscht):

      Sozialdarwinismus pur!

    • @83421 (Profil gelöscht):

      Sie dozieren auf hohem Niveau, aber das ist in Ordnung und Sie werden auch Kritik vertragen.

      Der Generationenvertrag hält eben nur, solange er hält.

      Den Zynismus in Ihrem mittleren Absatz haben Sie auf Ihrer gut gepolsterten Couch geschrieben, das liest man deutlich, wahrscheinlich mit dem guten Glas Rotwein dazu.

      • 8G
        83421 (Profil gelöscht)
        @Wuff:

        Sie irren, ich arbeite, wie jeden Tag. Den Rotwein gibt's am Abend.

         

        Zynimus kann ich nicht erkennen. Mein Grossvater vaeterlicherseits war Schlosser und Schmied, meine Grossmutter ist als uneheliches Kind im katholischen Westfalen aufgewachsen. Sie hatten 5 Kinder, eins verstarb frueh, aber alle anderen bekamen eine Ausbildung. Mein Vater und meine Tante studierten. Das Leben meiner Grosseltern war arm an materiellen Guetern, Urlaub machten sie nie, aber sie waren stolz auf ihre Kinder und das Erreichte.

        Meine Mutter stammte aus einer etwas

        begueterteren Familie, ihr Vater bestand aber darauf, dass seine 3 Toechter studierten um unabhaengig zu sein. Nach dem Krieg wurde mein Grossvater in der damaligen SBZ enteignet. Zudem starb mein Vater sehr frueh. Ohne Ausbildung haette meine Mutter mich und meine beiden Brueder nur sehr schwer aufziehen koennen.

         

        Also: Schicksalsschlaege treffen alle, das kann auch eine noch so perfekte Gesellschaft verhindern. Aber man kann doch im Leben durch Bildung und Fleiss Vorkehrungen treffen. Warum faellt das Vielen heute so schwer? Das Leben ist doch so viel einfacher geworden.

         

        P.S. Was ist Sozialdarwinismus?

        • @83421 (Profil gelöscht):

          Die guten alten Zeiten sind vorbei, heute weht ein etwas kühlerer Wind.

          Und dass es zwischen Wohlstand und Armut noch andere Zusammenhänge gibt, muss Ihnen klar sein, da bin ich mir sicher.

          Und wenn Sie nicht wissen, was Sozialdarwinismus ist, haben Sie nicht nur umsonst, sondern auch vergeblich von unseren Steuergeldern studiert.

  • Bei mir gegenüber ist ein Supermarkt. Daneben ein großer Berufsschulkomplex. Jeden Tag zur Mittagszeit kommt ein Rentner vor den Supermarkt zur Arbeit. Die Jugendlichen

    schmeißen ja alles weg. So auch ihre Getränkeflaschen, obwohl im Supermarkt ein Pfandautomat steht. Für den Rentner praktisch: er holt sich die Flaschen aus dem Abfalleimer oder meint direkt "Gib mir", geht in den Supermarkt (5m), gibt die Flaschen ab. Die Frequenz ist sehr hoch. Vor dem Supermarkt stehen Tische und Stühle, wo sich die Schüler gerne breit machen. Ich fragte ihn mal wie viel er dort täglich verdient. Er meinte um die 20 € in 2 Stunden im Schnitt. Er sagt auch immer mit breitem Grinsen "Danke" an die Jugendlichen, die ihre leeren Flaschen wegschmeißen.