Dauermeister FC Bayern: Titel ohne Triumph-Posen
Der FC Bayern München wird zwei Spieltage vor Schluss zum achten Mal hintereinander Deutscher Meister – und nimmt es halt irgendwie so hin.
Keine Glocken, keine Blumen, kein Kleid – so ähnlich wie auf der traurigen Hochzeitsfeier in Bruce Springsteens Song „The River“ müssen sich die Spieler des FC Bayern München gestern Abend an der Weser vorgekommen sein. Keine Bierdusche, keine Meisterschale, keine Stadionrunde – noch nie wurde eine deutsche Meisterschaft nüchterner und lebloser zelebriert.
Aber Hygieneregeln und Meistersause bilden nun mal einen unlösbaren Widerspruch. Das coronabedingte Spielkonzept der Deutschen Fußball-Liga sieht nur nackten Fußball und keine emotionalen Abweichungen vor, sind diese auch im Normalfall noch so ritualisiert wie das Jubelverhalten von Fußballprofis.
Mangels anwesender Fans verbeugten sich die Spieler vor den unterm Stadiondach versammelten Mitgliedern aus Vorstand und Präsidium. „Es ist eine komische, kuriose Meisterschaft“, sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz-Rummenigge, der die 30. deutsche Meisterschaft nicht auf dem Rasen feiern durfte.
„Sack zugemacht“
Dort standen die frisch gebackenen Meister nach dem gegenseitigen Abklatschen noch etwas verloren im Kreis und lauschten den Worten von Trainer Hansi Flick. Aus den Lautsprechern erklang statt „We are the Champions“ die Werder-Hymne. Ein schnell verteiltes rotes Trikot mit einer Acht bildete das einzige äußerliche Erkennungszeichen des gerade errungenen Titels.
So langweilig, wie sich der achte Meistertitel der Münchner in Serie für den Rest der Fußball-Republik anfühlt, war es in den neunzig Minuten nicht zugegangen. Mindestens bis zur 42. Minute hatte es so ausgesehen, als könnte der Wunsch von Werder Bremens Sportchef Frank Baumann erfüllt werden, dass Bayern München nicht unbedingt in diesem Spiel Meister werden müsste. Er selbst hatte auf dem Platz gestanden, als Werder im Jahr 2004 am 32. Spieltag in München den Titel perfekt machte.
Flicks Siegesserie
Die Bayern zeigten von Anfang an, dass sie den „Sack zumachen“ (Flick) wollten, den sie seit der Amtsübernahme des Trainers mit einer beindruckenden Punktausbeute gefüllt haben. Seit dem 14. Spieltag haben sie nicht mehr verloren und nur einmal unentschieden gespielt. Doch die aufopferungsvoll kämpfenden Bremer hielten den Favoriten lange vom Tor weg und setzen ihrerseits gefährliche Nadelstiche. Bis Robert Lewandowski der Bremer Abwehr doch einmal entwischte und ein Zuspiel von Jerome Boateng aus der Luft annahm und volley vollendete.
Der Vorsprung blieb lange Zeit ungefährdet – doch als Alphonso Davis, der bereits in der ersten Halbzeit nach einer Tätlichkeit gegen Leonardo Bittencourt kurz vorm Platzverweis stand, in der 79. Minute die gelb-rote Karte sah, konnten die Bremer noch einmal Druck aufbauen.
Sogar Claudio Pizarro, der in seiner nun wohl endgültig zu Ende gehenden Laufbahn mehrfach zwischen Isar und Weser hin und her gependelt ist, warf Trainer Florian Kohfeldt noch ins Getümmel, um sich einen wertvollen Punkt im Abstiegskampf zu sichern. Kurz vor Schluss hatte der Peruaner nach einem von Manuel Neuer gehaltenen Kopfball von Yuya Osako dann tatsächlich die Chance zum Ausgleich. Die Bremer müssen nun hoffen, dass ihre Konkurrenten um den Klassenerhalt, Fortuna Düsseldorf und Mainz 05, nicht punkten.
Die Münchner verbrachten die Nacht in einem Bremer Hotel, wo Flick mit einer Bourbon-Cola-Light mit Co-Trainer Hermann Gerland anstoßen wollte. Eine kleine Feier im internen Mannschaftskreis soll es erst am kommenden Samstag nach dem Heimspiel gegen den FC Freiburg geben, ohne privaten Anhang, wie Karl-Heinz Rummenigge mit Verweis auf die DFL-Regeln bedauernd anmerkte. Die Schale wird am letzten Spieltag in Wolfsburg überreicht. Danach warten noch das Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen und die Champions-League-Endrunde im August auf die Bayern.
„Die Ziele sind immer hoch. Wir haben den ersten Schritt gemacht“, sagte Flick, dem in den ersten Lobgesängen der Hauptanteil am souveränen Titelgewinn zugeschrieben wurde.
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