Datenspeicherung auf TikTok: Die tanzende Datenkrake
Die Social-Media-App TikTok liest umfangreich Daten ihrer Nutzer:innen aus. Google und Apple sollen die App deshalb aus ihren App-Stores entfernen.
Brendan Carr, Kommissar der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde für Kommunikation FCC, forderte am Dienstag Apple und Google als Betreiber der beiden größten App-Stores in einem auf Twitter veröffentlichten Brief auf, TikTok von ihren Plattformen zu nehmen. Aufgrund der umfangreichen Speicherung von Daten in Verbindung mit falschen Aussagen über deren Verwendung stelle TikTok „eine inakzeptable Bedrohung für die nationale Sicherheit“ dar.
Vorausgegangen war dem Schreiben ein kürzlich veröffentlichter Bericht des US-Medienportals BuzzFeed. Über 80 ausgewertete interne Gesprächsmitschnitte belegen demnach, dass in China ansässige Mitarbeiter:innen von TikTok und dessen Mutterkonzern ByteDance wiederholt persönliche Daten von US-amerikanischen Nutzer:innen der App eingesehen haben.
ByteDance unterhält enge Verbindungen zur Kommunistischen Partei Chinas und Partnerschaften mit verschiedenen chinesischen staatlichen Medienhäusern. Der Verdacht liegt also nah, dass die ausgelesenen Daten dort nicht alleine zu Marktforschungszwecken genutzt werden.
„Alles wird in China gesehen“
„Alles wird in China gesehen“, soll ein Mitglied der Sicherheitsabteilung TikToks während eines Gesprächs im September 2021 gesagt haben. In einem anderen Gespräch aus demselben Monat werde gesagt, ein „Master Admin“ in Peking habe „Zugriff auf alles“.
Demnach sammele TikTok unter anderem Suchverläufe, Tastaturanschläge, persönliche Nachrichten, biometrische Merkmale, Stimmen, Standorte und sogar Passwörter. Somit würden auch Daten ausgelesen, die nicht mit der App selbst zusammenhingen.
Apple und Google antworteten bis Redaktionsschluss nicht auf eine Anfrage der taz, ob sie eine Verbannung TikToks aus ihren App-Stores prüften. TikTok reagierte auf die Vorwürfe ausweichend, verwies auf eine Pressemitteilung vom 17. Juni, dem Veröffentlichungsdatum des BuzzFeed-Berichts, in dem die Vorwürfe jedoch nicht ausgeräumt werden.
In der Mitteilung erklärt das Unternehmen lediglich, die Daten US-amerikanischer Nutzer:innen ausschließlich in den USA zu speichern. Carr hatte in seinem Brief bereits bemerkt: „TikToks Statement sagt nichts darüber aus, von wo aus auf die Daten zugegriffen werden kann.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja