Crowdfunding statt Kulturförderung: Reich, arm, unsexy
Dem Münchner Musikfestival „Alien Disko“ wurden die Fördergelder gekürzt. Jetzt sollen Crowdfunding und Eigenengagement helfen.
Ein Fall von gekürzter Kulturförderung. Betroffen ist dieses Mal die Münchner „Alien Disko“. Das Musikfestival findet seit 2016 alljährlich statt und wird von den Brüdern Markus und Micha Acher, auch bekannt als Gründer der Indieband The Notwist, organisiert. Bisher bespielte man an zwei Tagen jeweils große Kultureinrichtungen wie die Kammerspiele und das Münchner Volkstheater. Das Festival gilt als wichtiger Treffpunkt für lokale und internationale Musiker:innen.
Sein Programm präsentiert eine Vielfalt an ungewöhnlichen Musikstilen, die es in München ansonsten eher selten zu hören gibt. Aufgrund von bundesweiten Kürzungen der Kulturförderung fehlten im Juni 25.000 Euro für die Planung. Daher haben Markus und Micha Acher eine Crowdfunding-Kampagne initiiert, die nun immerhin 15.000 Euro an Spenden einbrachte.
Dafür sei die Band dankbar, sagt Micha Acher im Gespräch mit der taz, trotzdem fehlten noch 10.000 Euro. The Notwist geben nicht auf, wie Acher erklärt: „Wir machen das Festival haargenau so wie geplant.“ Deshalb soll es nun drei Guerilla-Konzerte von The Notwist im Münchner Umland geben, um die noch fehlende Geldsumme einzuspielen. „Alien Disko muss international bleiben und wichtige Kollaborationen anregen. Dafür stecken wir auch persönlich viel rein.“
Das Festival wird daher wohl auch diesen Winter stattfinden. Geplant ist Alien Disko #6 für den 6. und 7. Dezember 2024 am Münchner Volkstheater. Wenn es klappt, dann nur dank der Bemühungen der Brüder Acher und der 212 Spendenden. Zu danken ist auf jeden Fall nicht der reichen Stadt München, zu der man sich fragt, warum sie eigentlich für ein herausragendes Event des kulturellen Austauschs nicht mal einige Tausend Euro lockermacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen