Coronavirus breitet sich aus: Kreuzfahrtschiff unter Quarantäne
Tausende Passagiere dürfen ein Kreuzfahrtschiff vor Japan nicht verlassen, weil sich an Bord zehn Infizierte befinden. Die chinesische Führung übt derweil Selbstkritik.
Nach derzeitigem Kenntnisstand der deutschen Botschaft Tokio sind acht deutsche Passagiere weiter an Bord des Schiffes. „Die Botschaft steht bereits im direkten Kontakt mit einigen dieser Passagiere“, teilte die Botschaft mit. Ihnen soll es gut gehen.
Die zehn positiv auf den Erreger getesteten Menschen wurden in der Tokioter Nachbarprovinz Kanagawa, wo das Schiff in der Provinzhauptstadt Yokohama vor Anker liegt, ins Krankenhaus gebracht. Die übrigen der insgesamt 2.666 Passagiere, etwa die Hälfte davon Japaner, sowie 1.045 Crew-Mitglieder sollen nach Angaben des japanischen Gesundheitsministeriums zunächst für weitere 14 Tage an Bord bleiben, da die Untersuchungen auf den Erreger weitergehen. Bislang sind damit in Japan 33 Fälle des neuen Virus bestätigt.
Anlass für die Quarantäne war ein 80-Jähriger aus Hongkong, der am Samstag positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Der Mann sei am 20. Januar in Tokios Nachbarstadt Yokohama zugestiegen und fünf Tage später in Hongkong von Bord der „Diamond Princess“ gegangen.
153 Menschen hatten Kontakt mit einer infizierten Person
Unter den Passagieren und Crewmitgliedern hätten 120 Menschen Symptome wie Husten und Fieber gezeigt, so das Ministerium. Weitere 153 hatten demnach engen Kontakt mit dem 80 Jahre alten infizierten Mann aus Hongkong. Sie wurden als Erste untersucht. Bei den bislang zehn bestätigten Fällen des neuen Virus zeige keiner der Betroffenen ernste Symptome, andere hätten gar keine Symptome, hieß es weiter.
Man werde angemessene Maßnahmen treffen, um eine Ausbreitung der Infektionen zu verhindern, und sich um die Gesundheit der Passagiere und der Crew kümmern, erklärte der japanische Gesundheitsminister Katsunobu Kato. Das Schiff lief vorübergehend aus, um unter anderem Frischwasser zu produzieren und Ballastmaßnahmen vorzunehmen, bevor es nach Yokohama zurückkehrt, um Proviant und anderes zu laden.
Zahl der bestätigten Infektionen steigt sprunghaft
Chinas Führung hat „Unzulänglichkeiten und Defizite“ in der Reaktion auf den Ausbruch der neuartigen Lungenkrankheit eingeräumt. Nach einem Treffen unter Vorsitz von Staats- und Parteichef Xi Jinping ließ das Politbüro nach Angaben des Staatsfernsehens vom Dienstag mitteilen: „Wir müssen die Erfahrungen zusammenfassen und Lehren daraus ziehen.“
Das nationale Krisenmanagement müsse verbessert werden. Das Gesundheitssystem solle auf den Prüfstand kommen – „Mängel“ müssten beseitigt werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte derweil ein informelles Treffen der EU-Gesundheitsminister an. Und wieder wurde ein Kreuzfahrtschiff unter Quarantäne gestellt.
Bis Dienstag stieg die Zahl der bestätigten Infektionen und Todesfälle durch das Coronavirus in China erneut sprunghaft. Wie die Gesundheitsbehörde mitteilte, gab es 20.438 bestätigte Erkrankungen – 3.225 mehr als am Vortag. Die Zahl der Todesopfer stieg demnach um 64 auf 425. Es war erneut der bisher stärkste Anstieg der Infektionen und der Todesfälle innerhalb eines Tages.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!