Coronabekämpfung in Südafrika: Zu wenig Impfstoff, zu wenig Geld
Die Armen müssen warten, bis die Reichen versorgt sind: Das Beispiel Südafrika zeigt die globale Impf-Ungerechtigkeit.
Während die Regierung für ihr entschlossenes Handeln während der ersten Welle viel Anerkennung erhalten hatte, gibt es dieses Mal Kritik – vor allem, weil es scheinbar keinen Plan gab, um die in reichen Ländern begonnenen Impfungen auch für Südafrika zu ermöglichen.
Noch am 28. Dezember hatte Präsident Cyril Ramaphosa erklärt, dass vor dem zweiten Quartal 2021 nicht mit Impfungen zu rechnen sei. Intern war bekannt geworden, dass die finanziellen Mittel selbst dann für nur höchstens zehn Prozent der Bevölkerung reichten. „Völlig inakzeptabel“, sagt ein Aktivist aus dem Kapstädter Township Masiphumelele. „Wir haben gezeigt, dass wir Aids in den Griff bekommen. Warum sollen wir jetzt warten und sterben?“ Es ist zu Protesten gekommen. Ein am 2. Januar gestarteter Aufruf „Impfstoff für Südafrika jetzt!“ wurde innerhalb von Stunden von Zehntausenden unterzeichnet.
Als die Spannung eskalierte, ging Gesundheitsminister Zweli Mkhize am Sonntag an die Öffentlichkeit und erklärte: „Ab Februar werden wir Verträge mit Pharmafirmen abschließen, deren Impfstoffe uns am sichersten und wirksamsten unter den Bedingungen Südafrikas erscheinen. Unser Ziel ist, dass Ende 2021 etwa 40,3 Millionen Menschen geimpft sind. Das entspricht 67 Prozent unserer Bevölkerung und wird damit eine weitere Verbreitung von Covid-19 radikal verhindern können.“
Mit den „Bedingungen Südafrikas“ meint der Minister, dass bestimmte Impfstoffe, die bei minus 70 Grad aufbewahrt werden müssen, in den meisten Krankenhäusern nicht gelagert werden können. Auch richtet sich das besondere Interesse auf Impfstoffe, die nicht zweimaliges Impfen erfordern, sondern bereits bei einem Mal wirksam werden, selbst wenn die Immunisierung nur bei 70 statt bei 95 Prozent liegen sollte.
Die Debatten in Südafrika machen wieder einmal deutlich, dass das Problem einer gerechten Verteilung der Impfstoffe weltweit noch nicht gelöst ist. Was lange befürchtet worden war, ist nun Realität: Die Armen sollen warten, bis die Reichen gut versorgt sind.
Bis Ende Dezember sind weltweit 10 Milliarden Impfstoffdosen bestellt worden, davon mehr als die Hälfte von wohlhabenden Ländern, die zusammen jedoch nur 14 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren. Die mit vorbildlichen Motiven von der Weltgesundheitsorganisaion (WHO) mitgegründete Impfkampagne „Covax“, um gerade auch armen Ländern den Zugang zum Impfstoff zu sichern, hat bislang weltweit nur an 18. Stelle bestellen können und liegt damit selbst hinter Ländern wie Indien, die inzwischen zusätzlich eine eigene Impfstoffproduktion planen.
Zusätzlich wurde bekannt, dass Pharmafirmen wie Johnson & Johnson zwar ihren Impfstoff in Südafrika testen, jedoch ohne Zusage, dass er dann auch hier zugänglich wird. Testpersonen erhalten für ihr persönliches Risiko umgerechnet etwa 20 Euro.
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