Corona und Lebensmittel: Angst vor der Wursttheke
Virologen erkennen keine erhöhte Ansteckungsgefahr beim Einkauf – wenn man sich schützt. Ein Risiko sind nur die Mitmenschen, wenn sie zu nah kommen.
Einige Supermärkte haben inzwischen als Maßnahme Abstandslinien aufgeklebt, um die Schlangen an den Kassen zu entzerren. Der Virologe Hendrik Streeck sieht die Ansteckungsgefahr in so einer Situation eher gering an. Bei Markus Lanz sagte er, es gebe bisher „keine nachgewiesenen Ansteckungen beim Einkaufen“.
Wissenschaftler wie Streeck weisen darauf hin, dass die Gefahr einer Ansteckung größer wird, je länger man sich mit einer infizierten Person in einem Raum aufhält. Deshalb lautet der Rat des Mikrobiologen Donald Schaffner: Einkäufe möglichst schnell erledigen, Hände vor und nach dem Einkauf mindestens waschen und wiederverwendbare Einkaufstüten reinigen.
Der FDP-Gesundheitspolitiker und Professor für Infektiologie, Andrew Ullmann, bezeichnete es in der Rheinischen Post als sinnvoll, wenn „Lebensmittelläden und Apotheken beim Ein- und Ausgang Desinfektionsmittel bereitstellen würden“.
Eine Schmierinfektion durch das Berühren von kontaminierten Oberflächen ist beim Coronavirus zwar möglich, kommt nach Meinung von Virologen aber selten vor. Die große Mehrheit der Ansteckungen findet durch Tröpfchen statt, die beim Husten und Niesen ausgestoßen werden. Auch gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse, wie lange genau das Virus auf Oberflächen aktiv und ansteckend bleibt. Der Mikrobiologe Schaffner sagt dazu, bei Raumtemperatur sei eine Halbwertszeit des Virus von ungefähr acht Stunden festgestellt worden.
Mit Wasser abwaschen
Er hält es für den besten Schutz, die allgemeinen Hygieneregeln einzuhalten. Selbst wenn man eine Oberfläche berühre, auf der Viren vorhanden sind, sei man nicht automatisch infiziert. Von der Idee, Lebensmittel mit Seife zu waschen oder direkt zu desinfizieren, rät Schaffner hingegen ab. Der Verzehr von Seife etwa könne zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen. Frische Früchte und Gemüse solle man aber gründlich mit kaltem Wasser abwaschen.
Auch das Tragen von Schutzmasken wird kontrovers diskutiert. Die Stadt Jena etwa folgte dem Beispiel Österreichs und möchte seine Einwohner verpflichten, beim Einkauf sowie im öffentlichen Nahverkehr Schutzmasken zu tragen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) sagt, es gebe keine wissenschaftlichen Beweise, „dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, signifikant verringert“. Allerdings würden sie helfen, andere zu einem gewissen Grad vor der Ansteckung zu schützen.
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