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Corona-Impfempfehlung der StikoMäuse für Herbst gewappnet

Linda Gerner
Kommentar von Linda Gerner

Die miserable Datenlage für die Impfstoffe ist ärgerlich. Fehlende Zahlen waren zu Beginn der Pandemie ein valides Argument, jetzt sind sie es nicht mehr.

Für Immungesunde unter 60, die dreimal geimpft sind, bestehe „kein Bedarf“ für eine vierte Impfung Foto: Christian Charisius/dpa

I n den USA ist die Coronapandemie jetzt offiziell vorbei. Und das, weil „niemand mehr eine Maske trägt“, wie es US-Präsident Biden begründete. Er erklärte damit das Pandemieende, obschon weiterhin „ein Problem mit Corona“ bestehe. Von einem Präsidenten könnte man fundiertere Aussagen erwarten. Es klingt angesichts der täglich rund 400 Corona­toten in den USA auch seltsam verharmlosend.

Prompt werden bei so schön einfachen Aussagen Stimmen laut, die fordern, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Pandemie auch in Deutschland für beendet erklärt. Der argumentierte immer wieder, dass ein Ende der Coronamaßnahmen langfristig nur durch die passenden Impfstoffe kommen kann. Doch jetzt, wo die auf die Omikron-Varianten angepasste Impfstoffe verfügbar sind, signalisiert die Ständige Impfkommission weiterhin Zurückhaltung.

Als ersten Booster – also dritte Impfung – wird der Impfstoff vorrangig empfohlen – aber für immungesunde Menschen unter 60, die dreimal geimpft sind, gebe es „keinen Bedarf“ für eine vierte Impfung. Vor schweren Verläufen mit einer Covidinfektion sei man trotzdem geschützt. Viele Menschen, die Interesse am bestmöglichen Schutz gegen eine Infektion und vor allem gegen Long Covid haben, hätten sich wohl eine klarere Botschaft gewünscht.

War doch die Ansage zuvor so oft, dass eine Impfung gegen die kursierende Varianten gut durch den Herbst bringe. Wirklich ärgerlich macht aber vor allem die miserable Datenlage, auf deren Grundlage die Impfstoffe zugelassen wurden. Monatelang „fieberte“ vor allem das Bundesgesundheitsministerium auf den Impfstoff für die BA.4/5-Variante hin. Jetzt kommt heraus, dass er überwiegend an Mäusen anstatt in einer Studie mit Menschen getestet wurde. Auch wenn Ex­per­t*in­nen deshalb nicht davon abraten, ist das wieder ein gefundenes Fressen für die Menschen, die ohnehin gegen die Impfung wettern wollen.

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Die ersten Omikron-Fälle gab es in Deutschland im November letzten Jahres. Fehlende Daten waren zu Beginn der Pandemie ein valides Argument, jetzt sind sie es nicht mehr. Dass Unternehmen, die durch die Pandemie Milliarden verdienen, nicht eine bessere Studienlage vorlegen können, schwächt leider abermals das Vertrauen in die Pharmaindustrie.

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Linda Gerner
Nachrichtenchefin/CvD
Schreibt seit 2017 für die taz und arbeitet seit 2020 als Redakteurin bei der taz. Studierte Kommunikationswissenschaften, Germanistik, Anglistik sowie Kulturjournalismus in Berlin und Essen.
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7 Kommentare

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  • 4G
    44733 (Profil gelöscht)

    Die Aussage von Biden stellt klar, dass mit geringer Virenlast infizierte nicht die in die Maske ausgeatmeten Viren mit dem nächsten Atemzug immer wieder einatmen bis sie endlich erkranken.

  • Also es gibt schon Studien, aber wenige. Demnach reduziert sich das Risiko für längere Folgen von Corona durchaus - und das finde ich schon sinnvoll. In dem Moment, in dem long- oder Post-Covid behandelt werden können, spielt natürlich eine Boosterung auch für fleißige Arbeiter wie mich kaum eine Rolle mehr. Das ist nur eine Frage der Zeit. Momentan kommt es mir vor, als ob alle auf der Autobahn unterwegs sind, noch zwanzig Kilometer bis zum Ziel haben, und schonmal abschnallen denn statistisch ist nicht bewiesen, dass..



    Kann ja jeder selbst entscheiden.

  • Diese Situation ist tatsächlich zum Mäuse melken;)

    Gruß Roberto

  • "für immungesunde Menschen unter 60, die dreimal geimpft sind, gebe es „keinen Bedarf“ für eine vierte Impfung. Vor schweren Verläufen mit einer Covidinfektion sei man trotzdem geschützt. Viele Menschen, die Interesse am bestmöglichen Schutz gegen eine Infektion und vor allem gegen Long Covid haben, hätten sich wohl eine klarere Botschaft gewünscht.

    War doch die Ansage zuvor so oft, dass eine Impfung gegen die kursierende Varianten gut durch den Herbst bringe."

    Ja, eine klarere Botschaft wäre wünschenswert. So ähnlich könnte sie aussehen:

    1. Der Boostereffekt für Omikron ist auf Basis der vorherigen Impfung gegen den Wildtyp nur beschränkt spezifisch gegen Omikron wirksam (vermutlich..)



    2. Selbst bei optimalem Impfschutz gegen Omikroninfektion nach dem Omikron-Booster hält dieser im besten Fall 6 Monate. (ziemlich sicher)

    Folge: Da die Impfung nur ein "Aufgeschoben" und kein "Aufgehoben" bedeutet, verzichtet man auf eine Impfempfehlung für die Nicht-Risikogruppen. Wer trotzdem mag, darf. Ähnlich wie bei Influenza, da gibt es auch nur für Risikogruppen eine Empfehlung, trotzdem lassen sich viele andere auch impfen.

  • Wer sich nicht impfen lassen will, der wird sich auch an jedem Studiendesign stoßen. Die ganze Coronasache könnte viel weniger bedeutend sein, wenn die Impfungen höher wären. Aber das ist nichts Neues. Merkwürdig nur, dass die Durchseuchungsfreunde ausgerechnet in der Stiko sitzen...

  • Es wird Zeit für eine sinnvolle Forschung, tierversuchsfrei und humanbasiert. Die Überschrift könnte nicht besser sein, „Mäuse sind für den Herbst gewappnet“. Genauer genommen, bekommen Mäuse auf natürlichem Weg nicht einmal COVID-19! Tierversuche gehören endlich abgeschafft!

    • @Nada:

      Vielen Dank für diesen Kommentar. Besser kann er nicht ausdrücken, was ich mir auch bei der Überschrift und dem Artikel dachte!