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Corona-Aufholpaket der BundesregierungJetzt die Bildungsrevolution!

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Die Coronakrise legt die Ungerechtigkeiten im Bildungssystem offen. Um sie zu beseitigen, reicht kein Geld – die Art zu lernen muss sich ändern.

Corona legt es offen: Erfolg in der Schule hängt in Deutschland noch immer stark vom Elternhaus ab Foto: Gregor Fischer/dpa

D as Schuljahr, das nie richtig begonnen hat, ist in einigen Bundesländern schon fast wieder zu Ende. In wenigen Wochen gibt es Zeugnisse. Alles wie gewohnt also. Obwohl alles anders ist. Fast 90 Prozent der Schulen arbeiten derzeit im sogenannten Wechselmodell, das heißt, die Schüler kommen für einige Stunden oder Tage in die Schule und bearbeiten ansonsten Aufgaben zu Hause.

Als Deutschland vor über einem Jahr in den Lockdown ging, war viel von der Krise als Chance die Rede. So, als wenn plötzlich der geliebte Diesel kaputtgeht und man zum ersten Mal ernsthaft darüber nachdenkt, ob man ein eigenes Auto braucht. Und als die Schulen schlossen und der Schulalltag stockte, fragten sich viele, ob wie und was dort gelernt wird, wirklich noch ins 21. Jahrhundert passt.

Die Krise hält an, die Chance blieb bislang ungenutzt. Die Schulen stiegen, so gesehen, einfach auf ein Hybridauto um. Viele Schü­le­r:in­nen und Leh­re­r:in­nen erhielten zwar im Hauruckverfahren Tablets, sie tummelten sich plötzlich auf Lernplattformen und trafen sich in Videokonferenzen. Der digitalen Revolution in den Schulen folgte bislang jedoch keine Bildungsrevolution.

Die Zeit des Ausschlafens ist für die meisten Kinder wieder vorbei, der Leistungsdruck zurück. Die Kul­tus­mi­nis­te­r:in­nen halten krampfhaft an veralteten Bildungsstandards fest, in denen der Begriff „soziale Medien“ noch nicht mal auftaucht. Sie betonen den Wert von Prüfungen und Zensuren; auch das Sitzenbleiben, das im vergangenen Schuljahr ausgesetzt war, ist wieder üblich.

Warum Zensuren?

Die Zahl der Schüler:innen, die während der Schulschließung den Anschluss verloren haben, wird wohl wachsen, die Bundesbildungsministerin rechnet damit, dass bis zu 20 Prozent der Schü­le­r:in­nen deutliche Lernlücken haben. Die Bundesregierung hat deshalb in dieser Woche ein sogenanntes Aufholpaket beschlossen – 1 Milliarde Euro soll allein in Nachhilfe und Zusatzunterricht fließen, um Lernlücken in den Kernfächern zu schließen.

Die Biontech-Gründer:innen haben nicht Formeln gepaukt und dann aus dem Gedächtnis in vier Stunden einen Impfstoff entwickelt

Falsch ist es nicht, Kinder, die langsam lernen oder bei denen zu Hause keine Bücherwände stehen, gezielt und zusätzlich zu fördern. Falsch ist jedoch der Gedanke, dass dafür ein Jahr und eine Milliarde Euro genügen. Denn die Coronakrise hat bestehende Verwerfungen im Bildungssystem nur schärfer zutage treten lassen. Dass die häusliche Umgebung viel Einfluss darauf hat, wie ein Kind in der Schule reüssiert, gilt nicht erst in Zeiten des Zuhauselernens.

Der sechste Armuts- und Reichtumsbericht, mit dem sich die Bundesregierung in der kommenden Woche befassen wird, zeigt die soziale Ungleichheit im Bildungssystem. Drei von vier Kindern aus gut situierten und gebildeten Elternhäusern besuchen ein Gymnasium und machen Abitur – in Familien, die arm und wenig gebildet sind, wechselt nur jedes dritte Kind an diese Schulform.

Auch wenn eine Schulstrukturreform politisch derzeit nicht zur Debatte steht – es ist noch nicht zu spät, diese Krise auch als Chance für die Bildung zu begreifen. Auf dem taz.lab regte der Schulleiter eines Gymnasiums genau das an: Warum den Präsenzunterricht nicht für Austausch und Begegnung nutzen, anstatt dort Wissen abzufragen? Warum nicht Klassenarbeiten mit allen Hilfsmitteln schreiben? Und Zensuren als die dominante Form der Leistungsbewertung überdenken?

Das geht nicht? Das ist die Realität! Die Biontech-Gründer:innen Özlem Türeci und Uğur Şahin haben nicht jahrelang Formeln gepaukt und dann aus dem Gedächtnis in vier Stunden einen Impfstoff entwickelt. Und eigentlich wissen es auch die Bil­dungs­mi­nis­te­r:in­nen besser. 2017 verabschiedeten sie eine Strategie zur Bildung in der digitalen Welt, in der es heißt, dass sich das Lernen verändern werde – weniger reproduktiv und mehr prozessorientiert. Da ist die Rede von inklusiver Bildung, Lernen im Team und veränderten Prüfungsformaten.

Die Ideen für eine Bildungsrevolution sind also da. Um sie umzusetzen, braucht es nicht nur mehr Geld. Es braucht zunächst den Mut, die richtigen Schlussfolgerungen aus der Krise zu ziehen.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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22 Kommentare

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  • Ein kurzes Feedback an die Datenorganisation bei der Taz:



    Bildung steht im Titel, doch die Suchmaschine findet's nicht.



    Und da hier wie auch anderswo die Artikel oft sang und klanglos untergewühlt werden, muss man leider dann via google suchen.



    Dies unter Politik/Deutschland einzuordnen und nicht auch unter Bildung hat wohl zu der Leersuche geführt.

    Zum Thema Digitalisierung:



    Es ist erschreckend, wie genüsslich nun mit der Digitalisiererei hausiert wird.



    Zoom einfach so mal einzusetzen, um ueber Inhalte zu kommunizieren erweist sich allortens als voellig unzureichend. Zoom als Seminar- oder Unterrichtsmedium ist ungeeignet. Die Dozent_Innen u. Unterrichtskraefte werden natuerlich auch gar nicht erst gefragt. Stattdessen entscheiden die praxisfernen Gremien wie der Technokratie verfallene Biedermeier.

    Es gibt noch keine ausgearbeitete Pädagogik (und fuer die Uni schon gar nicht) fuer die digitale Diskussion nach der Stoffvermittlung.



    Es fehlen Lehrpläne, Strategien und nachvollziehbare Ablaufstrukturen.



    Natuerlich freut sich die Bildungsindustrie darueber. Die bieten ihrerseits lauter proprietaer abgeriegelte "platforms" an.



    Wer ist eigentlich so doof, sich die Handwerke seiner Zunft aus der Hand nehmen, und sie von außen verkuerzen, vereinfachen und grobteiliger wiedererfinden zu lassen?



    Die Bildungsministerien und Hochschulgremien.

    Die Teilnehmer_Innen aber lassen sich die fade Mischung nicht andrehen, weder an den Unis noch in den Oberstufen. Man merkt eben, dass man selber dabei zu kurz kommt und unterm Digital-Deckel nur Kartoffelschalensuppe steckt. Die dann allerdings mit allerlei Werbung und Ideologie aufgeladen ja angeblich so soll schmeckt. The proof is in the pudding.

  • Die Schule soll dem Wissens und Kompetenzerwerb dienen. Dazu nutzen wir ein System, welches auf Strafe setzt. Früher wurde geschlagen, heute gibt es nur noch Noten. Der Effekt ist der gleiche.

    Die Lösung ist einfach. Man teilt den Wissenserwerb und die „Kontrolle“ auf.

    1.Die SchulPFLICHT besteht darin, dass der Staat verpflichtet ist, kostenlose aber hochwertige Angebote zum Wissenserwerb für alle anbieten. Dieses Angebot steht allen offen. Keiner muss hingehen.



    2.Es darf private Anbieter dafür geben. Kinder können auch ganz zu Hause bleiben.



    3.Unabhängig davon gibt es staatliche Teststellen (unabhängig von 1.), an denen man seine Kompetenzen prüfen lassen kann. Hier werden einfach lustig Niveaustufen erfunden, z.B. „Addition bis 20“, „Hauptsätze“, „geometrische Topologie“ usw. das kann sich gerne die KMK ausdenken. Es gibt keine Noten – es gibt nur bestanden oder nicht bestanden. Man kann es so oft versuchen wie man möchte.

    Das hätte einige Vorteile:



    -die Wirtschaft fragt nicht mehr nach Notendurchschnitten, sondern nach konkretem Wissen



    -wenn die Wirtschaft bestimmte Scheine nicht nachfragt, werde diese verschwinden – andere werden dafür hinzukommen



    -da man die Scheine irgendwann machen kann, ist eine Nachqualifizierung problemlos möglich – Lernen ein Leben lang



    -Wer schneller lernt ist schneller fertig, das wiederum gibt den Lehrern die Möglichkeit sich mehr um die Schüler mit Förderbedarf zu kümmern



    -Man muss nicht in allen Fächern gleich schnell lernen

  • 2G
    23673 (Profil gelöscht)

    Mit Digitalisierung und etwas Nachhilfe auszukommen, ist eine Illusion. Machen wir uns doch nichts vor, um Bildung effektiv vom Elternhaus zu entkoppeln wären verpflichtende KiTas und Ganztagsschulen nötig. Wäre mir recht, aber 90% der Eltern werden schreien, man würde ihnen die Kinder entziehen. Wird also nicht passieren.

    Die Bildungsschere wird weiter auseinander gehen, weil die Eltern das so wollen. Ungebildete und entsprechend schlecht studierte Eltern halten oft nichts von Bildung oder können ihren Kindern nicht helfen, während (vermeintlich) gebildete und besser studierte ihre Kinder weiter aufs Gymnasium peitschen. Und die Politik verheddert sich weiter in 16 Bildungssystemen und ihrer Bürokratie.

    Sorry, aber das komplette Schulkonzept basiert einfach auf Annahmen, die nicht realistisch sind. Weder gute noch schlechte Schüler werden gefördert und der Durchschnitt bewegt sich langsam aber sicher nach unten. Der Ansatz, alle mitzunehmen ist nobel, geht aber nicht, ohne den heiligen Einfluss der Eltern zu minimieren.

    • @23673 (Profil gelöscht):

      Der Glaube, Ganztagesschulen würden Bildungsgerechtigkeit schaffen ist naiv und verkennt die eigentliche Quelle der Statusdifferenzen.



      Ein Blick in Länder mit Ganztagesschulen zeigt schnell, dass das alleine keine Bildungschancen gleich setzt.

      Wenn eine Familie wenig kulturelles Kapital hat, oder ganz kontert lernen Wert auf Bildung legt, eine solche Grundhaltung dem Kind vermittelt, wird eine Ganztagesschule daran wohl kaum etwas ändern. 100% Chancengleichheit wird es nie geben.



      Aber Kinder über 40h pro Woche in Institutionen zu stehen kommt keineswegs von der Sorge um die Kinder, einen der Erwartung, Eltern und hier vornehmlich Frauen möglichst früh und uneingeschränkt der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen.

      Einigen Kindern wird eine Ganztagesschule gut tun. Vielen, sehr vielen aber eben das Gegenteil, da sie den positiven Input der Familie auf ein lächerliches Maß minimiert. Am Ende haben dann vielleicht alle die gleichen Chancen, aber eben alle die gleichen schlechten Chancen.

      Viel wichtiger, als 40h in Großgruppen auszuharren wäre die Umstrukturierung des Unterrichts selbst und allem voran die Klassengröße. Zusätzliche Kräfte zur Unterstützung, sodass ein Lehrer nicht 32 Schüler betreut, sondern 2 für 15-20. Zeit für Zuwendung und individuelle Sorge und Förderung. DAS wäre wichtig und dann brauchen sich nicht alle den Fakten Tag dem familiären Umfeld entzogen werden.

      • 2G
        23673 (Profil gelöscht)
        @Sabrina K.:

        "Am Ende haben dann vielleicht alle die gleichen Chancen, aber eben alle die gleichen schlechten Chancen."

        Dann geben Sie mir ja im Kern recht. Ich hatte nie behauptet, dass Ganztagsschulen allen _gute_ Chancen geben, sondern gleiche Chancen. Ob beides zusammen funktioniert, ist ein anderes Thema. Ich glaube ehrlich gesagt nicht mehr daran. In einer freien Gesellschaft werden sie immer Gruppen finden, die sich ihren Chancen akut verweigern.

  • Das alte preußische Schulsystem geht eben einfach nicht aus dem Deutschen heraus. Aber das ist ja auch kein Wunder, denn wir wählen ja immer wieder die Politiker, die dafür sorgen, dass deutsche Schulen keine mündigen gebildeten Bürger, sondern "gehorsame Arbeiter" - seien es nun Hilfsarbeiter, Facharbeiter oder Ingenieure - für die Wirtschaft hervorbringt.

    Was hier alles in Sachen "Bildung" falsch läuft, das erzählt der Philosoph Richard David Precht in dem Video: „Bildung versus Wissen“ - www.youtube.com/watch?v=on-O5v3UcBk

  • Es ist klar, wohin solcherart 'Konzepte' führen werden: Auswahlverfahren und Eliteunis mit Studierenden, welche Kulturtechniken beherrschen, sich Wissen und Allgemeinbildung angeeignet haben (die also studierfähig sind) und solche für den Rest. Weiter so mit der Abschaffung von minimalen Anforderungen, die durch lautstarke Forderungen ersetzt werden.

  • Tatsache, Wissen wird eindeutig überbewertet. Auch das Lesen und Schreiben - unsinnige Kulturtechniken. Es reichen copy&paste von google, ein paar Kompetenzen und jetzt halt 'Austauschkompetenz'. Dann wird fleissig durchgewunken - Ergebnisse solcherart Nichtkönnens nachzulesen (!) in der Petition von Schüler_innen: Abi zu schwer. Kein korrekter Satz. Auch egal. An der Uni geht es dann so weiter: Lesen - zu anstrengend, Schreiben eine Herausforderung, logischer Aufbau eines Textes? Schwierig für Twitter&App-Generation. secure.avaaz.org/c..._nrw_2021/?zTNfgsb.

  • Jedesmal wenn ich lese oder höre wie die Politik über das schelchte Schulsystem jammert kommt mir die Kotze hoch.

    Wer hat denn über Jahrzehnte Gesamtschulen verhindert und torpediert sie noch heute? - Die CDU.

    Wer verhindert seit Jahrzehnten dass Schulen miteinander objektiv verglichen werden? - Die SPD.

    Wer ist dafür verantwortlich dass die Baumängel in den Schulen immer mehr werden? - Die Kommunalpolitik.

    Wer kehrt das Thema "Vorteilsnahme und Zensuren" unter den Tisch ? - Die KMK.

    Wenn ich also diese Jammerei höre kann ich nur sagen: Fasst euch mal an die eigene Nase. Und dann einmal rechtsrum mit der Hand, bis ans Ohr ... und jetzt kräftig daran ziehen !!!

  • Uğur Şahin las Bücher, die er sich aus der Bücherei auslieh und war in bestimmten Fächern Klassenbester und zwar ungeachtet der Tatsache, dass er Gastarbeiterkind war. So schlecht scheint das Bildungssystem nicht zu sein.

    Sicherlich hat das Bildungssystem erhebliche Schwächen. Dies liegt jedoch am Föderalismus. Daher wäre eine Komptenzübertrag an den Bund und eine Gesamtangleichung an das bayerische System notwendig.

    Was soll der Quatsch mit de "sozialen Medien" und der Abschaffung von Noten?

    • @DiMa:

      Die Schwächen liegen nicht am Föderalismus, sondern bei den Ländern, die schlecht sind. Bayern etwa ist zu starr und lebt vom Zuzug gut Gebildeter aus anderen Ländern.



      Eine Kompetenz Verlagerung wäre verhängnisvoll. Man sieht das an der Corona-Politik. Die bundeseinheitliche Regelung hat kluge Projekt zerstört (Tübingen, Rostock, Saarland).

      • @Monika Frommel Frommel:

        Berlin und Bremen sind die besten Beispiele dafür, was passiert, wenn man den Ländern weiterhin die Bildungspolitik überlässt. Ein Downgrade folgt dem nächsten. Berlin schafft noch nicht mal die längst überfällige Verbeamtung. Und die Kultusministerkonferenz vermurkst die Zukunft unserer Kinder.

        Die Schulgebäude sollten gleich mit in die Hände des Bundes.

  • Zu dumm zum Überleben



    Warum werden Kinder in die Welt gesetzt, wenn man sie einsperren muss, bzw. nur eingeschränkt an die frische Luft lassen kann, dessen Qualität an vielen Orten sehr zu Wünschen übrig lässt, ebenso wie die Verschmutzung großer Teile der Hydrosphäre. Digitalisierung setzt wenig Anreize für die sensitiven und motorischen Anlagen der Neugeborenen. Prost Mahlzeit! Das ist alles so peinlich, das man es eigentlich keinem Erzählen darf. Mensch was mache du?

  • ich sag dazu: Es gibt verdammt viele gute Lehrer. Aber solange sich die Qualität einer Schule am schlechtesten Lehrer ausrichten muss und solange sich Qualität der Schule am besten Schüler orientiert, wird alles nicht funktionieren. Qualität ist da, wo der "schlechteste" oder "schwierigste" Schüler, mit dem gut und intelligent umgegangen wird, zum Maßstab für eine gute Schule wird und der "schlechte" Lehrer die Unterstützung erfährt, die er eben braucht. Dann haben wir gute Schulen. Und Corona hätte hier tatsächlich helfen können, wenn die vielen Bildungspolitker, alle ehemalige Lehrer, nicht feige Versager wären, die sich nicht trauen scheinbar unbequeme Dinge gegen die Lehrerfront durchzusetzen.

  • Also nein. Ich habe eher dein Eindruck dass durch die nun erzwungene Digitalisierung die bestehende Ungerechtigkeit stark abgebaut wird. Und "soziale Medien" haben mit Bildung ja wohl genau so wenig zu tun wie die Bild.

    Und wer braucht denn heutzutage bitte noch "Bücherwände stehen" zu haben? Mit dem Internet wurde das Wissen (auch insbesondere das Basiswissen aus der Schule) doch längt demokratisiert, selbst vom 100€ Smartphone steht einem das ganze Wissen der Welt offen vom Grundschulniveau bis zur Universitätsvorlesung. Man muss es nur wollen.

    Was das jetzt mit dem Verzicht auf Noten zu tun haben soll erschließt sich mir einfach nicht.

    • @hderk:

      Ja, sie haben ganz Recht!



      Allerdings fehlt es zur Nutzung der digitalen Medien an Vielem - Besonders aber an der Medienkompetenz der Schüler und der Lehrer.

      Denn Verlage hatten einmal eine wichtige Aufgabe: Quellen zu prüfen, Recherchen zu betreiben und Qualität zu garantieren.



      Heute müssen sie diese Fähigkeiten selbst mitbringen (bzw. erwerben) sonst geraten sie zwangsläufig in die Mühlen irgendwelcher "alternativer Fakten" - wie man topaktuell an den Coronaleugnern sieht.

    • @hderk:

      Der Großteil der LehrerInnen wird es nach der Erfahrung mit geteilten Klassen bestätigen: Kleine Lerngruppen, bis max 15 SchülerInnen, sind der Schlüssel. Dann kann Lernatmosphäre entstehen, dann kann individuell gefördert werden und vieles mehr.

      Wenn man das Reform nennen möchte, bitteschön. So oder so ist das das einzige, was wirklich hilft. Das ist das Fundament, auf das dann Digitalisierung, neue Konzepte etc aufgebaut werden können. Aber ohne dieses Fundament kann man das alles vergessen und nochmal die x-te Reforme, Neuerung, Konzepte noch und nöcher versuchen, es wird nichts bringen.

      • @NameClaas:

        +1



        Die Lehrkräfte sagen es ja immer wieder, aber der Disconnect zwischen Praxis und Verwaltung scheint da unüberbrückbar.



        Im Pazifik gehen die Inseln unter, aber auf den Gipfeln wollen es die Herrschaften einfach nicht wahrnehmen.



        Eine Strukur wird sichtbar.

    • @hderk:

      Schonmal versucht, auf einem Smartphone dem Unterricht zu folgen? Anscheinend nicht.

    • @hderk:

      Ne, die Ungerechtigkeit verschärft sich durch die Digitalisierung. Und zwar deshalb, weil die Kinder wohlhabender Eltern vernünftige Computer besitzen, mit denen man gescheit arbeiten kann, die sich als Werkzeuge nutzen lassen. Die Kinder aus sozial schwachen Familien haben nur Smartphones und Tablets, also verdummende Konsumartikel, die dem User auch gar nicht gehören, sondern Apple oder Google.

      Man könnte mit Digitaltechnik die Bildung befördern, sogar sehr effektiv. Dafür müssten aber Konzepte her, und die gibt es nicht. Es kann sie nicht geben, weil auf breiter Front niemand Ahnung von Digitaltechnik hat - weder Politiker noch Schulleiter noch Eltern noch Schüler. Die können alle nur wischen und klicken, damit ist kein Staat zu machen.

      • @zmx52:

        Diese Konzepte gibt es zu Hauf!



        Es gibt auch massenhaft Menschen die sich damit bestens auskennen.

        Aber den Entscheidern diese Konzepte erklären zu wollen ist als ob sie mit einem Blinden über die Farbe diskutieren.

        Und wie kommt das ? - Weil der Klang von Münzen im Geldbeutel unverwechselbar ist.

      • @zmx52:

        Es gibt hervorragende Lernapps, die größtenteils mit Wischen und Klicken funktionieren, zB Anton oder Kahoot.



        Aber merke: digitale Mittel ergänzen den Unterricht, können ihn aber nicht ersetzen.