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Cornelia Koppetsch hat plagiiertSoziologin vor Disziplinarverfahren

In 111 Textstellen aus vier Aufsätzen und zwei Büchern soll Cornelia Koppetsch plagiiert haben. Was heißt das für ihr Forschungswerk?

Koppetsch wird „gravierende Missachtung guter wissenschaftlicher Praxis“ vorgeworfen Foto: Stefanie Loos

Berlin taz | Die Soziologin und Professorin für Geschlechterverhältnisse an der Technischen Universität Darmstadt, Cornelia Koppetsch, hat plagiiert. Sie soll, so steht es im Abschlussbericht der Untersuchungskommission der Uni, Textteile und Thesen, die von anderen Autor*innen stammen, als ihre eigenen ausgegeben haben.

Konkret geht es um vier Aufsätze und zwei Bücher, die wegen ihrer Thematik viel besprochen waren: „Die Gesellschaft des Zorns“ (2019) und „Die Wiederkehr der Konformität“ (2013) behandeln den Aufstieg der Rechtspopulisten und rechten Parteien und die Angst der Mittelschicht vor dem sozialen Abstieg. Auch ihre Habilitationsschrift „Das Ethos der Kreativen“ wurde von der Plagiationsplattform VroniPlag untersucht.

Die Ergebnisse sind bitter: In den insgesamt 117 kritisierten Stellen in den Büchern und Aufsätzen hat die Kommission, so besagt es der Bericht, 111 Plagiate oder Verstöße gefunden. Koppetsch wird eine „gravierende Missachtung guter wissenschaftlicher Praxis“ vorgeworfen. Teilweise soll sie ganze Passagen abgekupfert haben, ohne das deutlich zu kennzeichnen. Unter anderem beim Historiker Frank Biess, bei den Politik- und Gesellschaftswissenschaftlern Herfried Münkler und Oliver Nachtwey sowie beim Philosophen Slavoj Žižek.

Die Folge: Die Uni Darmstadt will nun ein Disziplinarverfahren gegen Koppetsch einleiten, der Transcript sowie der Campus Verlag, wo die beiden Bücher erschienen waren, nahmen diese vom Markt. Die Karriere der Wissenschaftlerin dürfte damit ihr Ende gefunden haben.

Man hat gern mit ihr geredet, ihr noch lieber zugehört

Das ist fatal. Zuallererst für die Betroffene, die vermutlich nie wieder an einer Uni oder einer anderen wissenschaftlichen Einrichtung arbeiten wird. Aber auch für all jene, die sie in den vergangenen Jahren gefördert, eingeladen, befragt, ja sogar hofiert haben.

Koppetsch war eine weithin anerkannte Soziologin und auf öffentlichen Podien ein willkommener Gast. Sie trat im Fernsehen auf, wurde von zahlreichen Medien zu Interviews und um eigene Texte gebeten. Auch die taz hat immer wieder gern auf ihre Expertisen zurückgegriffen. Koppetsch galt als eine der wichtigsten Kennerinnen der Geschlechtersoziologie. Sie machte beispielsweise als eine der wichtigsten Ursachen für den Schneckenritt bei der Gleichstellung ein Beharren auf traditionellen Geschlechterrollen aus – ein interessanter wie diskussionswürdiger Denkansatz.

Man erklärt die eigene Wahrnehmung möglichst öffentlichkeitswirksam zur Wahrheit – grenzt sich also ab, um sich seiner selbst zu vergewissern und auf diesem Weg die alte Geborgenheit zurückzuerobern

Soziologin Cornelia Koppetsch

Man hat gern mit ihr geredet, ihr noch lieber zugehört – und ihr geglaubt. Und muss sich nun selbst infrage stellen – zumindest in Teilen. Das müssen all jene Medien tun, die mit ihr und ihren Thesen Umsatz und Klickzahlen generiert haben. Das muss die Uni Darmstadt tun, die Studierende auch wegen Koppetsch anzog. Und das muss die Soziologie als Fachgebiet tun, um nicht ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Vielleicht liegt darin der Grund, warum so viele Kritiker*innen, die sich in dieser Personalie zu Wort melden, mit Koppetsch so hart ins Gericht gehen. Im Bericht der Untersuchungskommission ist von Koppetsch als „rücksichtsloser Autorin“ die Rede.

Aber ist es tatsächlich so einfach? Ist Cornelia Koppetsch nicht mehr als eine beinharte Betrügerin? Eine, die sich schamlos mit den Federn anderer schmückt?

Es bleibt ein Restbestand

Ja, sie hat wissenschaftliche Standards missachtet, ja, sie hat fremde Erkenntnisprozesse als ihre eigenen ausgegeben. Sie hat die Wissenschaftswelt genarrt und gefoppt. Aber deswegen muss nicht ihr gesamtes Forschungswerk falsch sein, deswegen muss ihr nicht ihr gesamtes Wissen abgesprochen werden. Trotz aller unsauberer Arbeit und unlauteren Verhaltens bleibt ein Restbestand ihrer eigenen Forschung.

Als Soziologin, die vor allem mit dem Milieuvergleich arbeitet, weiß sie, wovon sie spricht. Ihr Vater war Briefträger, ihre Mutter Hausfrau. Sie und ihre Schwester haben studiert, sie haben sich also „aus den Verhältnissen herausgearbeitet“. Das ist mitnichten eine wissenschaftliche Grundlage, mehr noch, es darf nicht mal eine sein. Aber mitunter kann es hilfreich sein, aus eigener Erfahrung zu wissen, worüber man spricht.

In einem Interview mit dem Spiegel, in dem es zwar um die AfD und den Rechtspopulismus ging, sagte Koppetsch folgenden Satz: „Man erklärt die eigene Wahrnehmung möglichst öffentlichkeitswirksam zur Wahrheit – grenzt sich also ab, um sich seiner selbst zu vergewissern und auf diesem Weg die alte Geborgenheit zurückzuerobern.“

Man kann diesen Satz auch übertragen auf die aktuelle Koppetsch-Debatte: Wer sich jetzt über alle Maßen von ihr distanziert, macht dies nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für sich selbst.

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46 Kommentare

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  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Schade drum. Man konnte Koppetsch kritisieren, dass sie teilweise die Macht- und Herrschaftsverhältnisse unterschlagen hat und dadurch gesellschaftliche Probleme individualisiert. Also allzu gut zur Neoliberalisierung des Wissenschaftsbetriebs passt.

    Aber dass sie nun deswegen gehen muss, weil sie manche Teile ihrer Texte nicht so weit umformuliert hat, dass sie nicht mehr als Plagiat gelten und weil sie nicht auf andere Akademiker verwiesen hat - die im übrigen allesamt den größten Teil ihrer Ideen irgendwo abgeschrieben haben - ist schade. So geht nun mal (keine) Wissenschaft.

    Dass irgendjemand geht, weil er/sie über Jahre hinweg widerlegt worden ist, keine wissenschaftlich überprüfbaren oder sogar offensichtlich unwahre Aussagen macht, ist allerdings unmöglich in diesem Wissenschaftsbetrieb. Sonst gäbe es auch Personalmangel an den Fakultäten für Ökonomie und Humanwissenschaften und bei den Kosmolog:innen in der Astrophysik.



    Am Ende müsste man noch Leute einstellen, die die Kritische Theorie vertreten.

    Was mich an Koppetsch erstaunt, ist, wie sie Münkler - Vordenker und Vorkämpfer der Festung Europa und der europäischen Militarisierung Nordafrikas - mit Zizek - hätte gegen die eine oder andere stalinistische Säuberung nichts einzuwenden - synthetisieren kann, ohne rot zu werden.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      „Man konnte Koppetsch kritisieren, dass sie teilweise die Macht- und Herrschaftsverhältnisse unterschlagen hat und dadurch gesellschaftliche Probleme individualisiert. Also allzu gut zur Neoliberalisierung des Wissenschaftsbetriebs passt.“

      Wirklich? Ich hatte den Eindruck, dass Koppetsch genau diesem Trend nicht gefolgt ist. Etwa hier, ganz im Gegenteil:

      taz.de/Cornelia-Ko...opulismus/!169769/

      • @Ruhig Blut:

        Stimmt, obwohl sie, jedenfalls in dem von Ihnen verlinkten Artikel, noch zu sehr der Phänomenologie verhaftet bleibt.



        Falls jemand zu einem früheren Zeitpunkt Frau Koppetsch in Richtung des Plagiierens "beraten" haben sollte(nach dem Motto: "Das machen doch alle!"), hat es sich bei diesem "Berater" um einen Tulius Destructivus gehandelt, dessen (angenommene) vergiftete Ratschläge Frau Koppetsch jetzt im Nachhinein zu Fall gebracht haben.



        Wie der Volksmund raunt: "Guter Rat ist teuer", nicht im monetären Sinne, wohl aber in der Schwierigkeit, ihn zur rechten Zeit, am rechten Ort erlangen zu können.

        • @Leila Khaled:

          Hm, können Sie erklären, was Sie mit „noch zu sehr der Phänomenologie verhaftet bleibt“ meinen? Ist ein Zeitungsinterview, wohlgemerkt.

          • @Ruhig Blut:

            Quatsch, kein Interview.

          • @Ruhig Blut:

            Diese "globale Moderne" scheint bestimmt durch die Imperative eines zunehmend ökonomisch totalitäreren Kapitalismus',der grundlegende Veränderungen der gewohnten Lebensverhältnisse impliziert,auf die sich, außer KGE, wohl kaum jemand freut. Dagegen entwickeln sich, im Ursprungssinne des Wortes, k o n s e r v a t i v e, z.T. sehr eigensinnige u. eigenwillige Widerstandspotentiale.



            Dass Pegida bereits vor 2015 in Erscheinung trat,stellt keinen Widerspruch dar, denn,folgt man den Thesen der akademisch-seriösen Islam-Expertin Susanne Schröter, bestand auch zu diesem Zeitpunkt bereits eine langfristig angelegte Unterwanderungsstrategie durch den Politischen Islam sowohl in Deutschland, Europa und global.



            Und: Ob Migrantenzuzug aus Mexiko in die USA oder aus Polen nach GB: Große Teile der Bevölkerungen beginnen, fast instinktiv und weitgehend unbewusst, sich der Strategie des Kapitals zu widersetzen,eine globale Verfügbarkeit über die Arbeitskraft herzustellen. Dieses zynisch-kalte ök. Kalkül kommt dann noch unter dem Deckmäntelchen humanitären Altruismus' daher.



            Es geht hier nicht um generelle Xenophobie oder Abwehr jeglicher Migration:Die Mehrheit der Menschen in diesem wie in anderen z.B. europäischen Ländern würde eine in Hinblick auf die Wirtschaft unter qualifikatorischen Gesichtspunkten stattfindende,mit den hiesigen kulturellen Gepflogenheiten kompatible Zuwanderung wahrscheinlich begrüßen. Welchen Sinn macht auf diesem background noch der Gebrauch bloßer Worte wie "rechts" oder "links"? Welchen kommunik. Sinn,außer der Abgrenzungsabsicht,haben sie noch?



            Was Frau Koppetsch, mit ihrem Interesse an unbewussten Prozessen, sicher aufgefallen ist,ist die Rückkehr des weitestgehend unbearbeitet gebliebenen Verdrängten aus der jüngeren Geschichte der Deutschen.



            Die Rückkehr des Verdrängten beinhaltet auch eine Chance für die Gesellschaft und sollte keinesfalls plakativ-oberflächlich lediglich als "bedrohende Gefahr" mystifiziert und, erneut verdrängend,tabuisiert werden.

            • @Leila Khaled:

              Stimme dem meisten zu. Was das mit der Phänomenologie zu tun hat, ist mir jetzt nicht klar geworden, aber vielleicht auch nicht so wichtig. ;-)

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Also, auch geschickt Umformuliertes kann noch ein Plagiat darstellen, ist lediglich wesentlich schwerer auffind- und beweisbar (in dubio etc. ).



      Aber das "Argument", dass doch alle("allesamt") "den größten Teil ihrer Ideen irgendwo abgeschrieben haben", also, im Zweifelsfalle, lediglich cleverer plagiiert haben, und man deshalb, vielleicht aus ideologisch begründbarer Sympathie, Milde mit der ungeschickt plagiierenden Autorin(aus "kleinen Verhältnissen") walten lassen sollte, wird doch wohl keiner ernsthaft vorschlagen wollen?



      Im Übrigen: Man kann doch wirklich alles Erdenkliche abschreiben, man muss es lediglich als "Abgeschriebenes" kennzeichnen! Wo, bitte, ist das Problem? Die meisten akademischen Pflichtübungen(z.B. Dissertationen) entbehren einer substanziellen Originalität und werden dennoch angenommen, insofern einige ganz einfache, allgemeinverständliche Regeln eingehalten wurden.

      • @Leila Khaled:

        Zu Letzterem empfehle ich immer wieder die Diss. “Nihil ex Nihilo“ (vorm. “Saumagen“) eines gewissen Kohls Helmut. Die noch “Die Streichfähigkeit der Mettwurst“ in den Schatten stellt!



        Normal Schonn - wa! - 👻 -

  • "Als Soziologin, die vor allem mit dem Milieuvergleich arbeitet, weiß sie, wovon sie spricht."



    Das trifft nun auf jede/n zu, denn aus einem der miteinander verglichenen Milieus wird sie oder er stammen. Entscheidend ist doch, dass ein "Herausarbeiten aus den Verhältnissen" erfahrungsgesättigt geschildert (Didier Eribon) wird oder eben die eigene Vita reflektiert. Die Briefträger-Hausfrau-Tochter hat keinen dieser Wege gewählt, sondern aus Fremd-Erfahrungen, Fremd-Recherchen und Fremd-Theorien angerührt, was von den talking heads bezwitschert wurde. Also eine Medien-, nicht einmal eine Meta-Ebene. Erkenntniswert? Unter Normal Null.

  • Das Unisystem in Deutschland muss angesichts seiner Unterfinanzierung und krassen Verknappung von Dauerstellen solche Gestalten regelmäßig hervorbringen. Wer den Druck kennt, den das "rat race" um Stellen auf die Wissenschaftler*innen ausübt, fragt sich eigentlich immer nur, warum es nicht noch öfter passiert. Entschuldigt nichts, sollte aber auch nicht ungesagt bleiben.



    Im Übrigen heißt plagiieren ja nicht, dass man gar nichts verstanden hat und nur nachplappert: insofern, können auch ihre wissenschaftlich begründeten Meinungen weiterhin Gültigkeit haben. Nur sie als Person ist erledigt. Schade angesichts ihrer Biographie, aber leider unvermeidbar.

  • Das Plagiat ist ein Verstoß gegen die formalen Regeln wissenschaftlichen Arbeitens, und somit geeignet, insgesamt an der Redlichkeit des wissenschaftlichen Arbeitens der Autorin Zweifel zu wecken.

    Wenn die Autorin allerdings NUR die ‘Eigentumsrechte’ an Thesen mißachtet hat, sonst aber eine gute Auswahl dieser Thesen getroffen hat, diese logisch konsistent und stringent und überprüfbar verarbeitet: fortgeführt, rekombiniert hat, so können ihre Forschungsresulate trotzdem Bestand haben. Am sachlichen Gehalt eines Textes ändert das Fehlen einiger Anführungszeichen eher wenig.

    Möglicherweise ist ja überhaupt die Vorstellung individueller Eigentumsrechte an Wissen anachronistisch. Wissenschaft ist ein hoch arbeitsteiliger, kollektiver Prozeß, an dessen Produktivität nicht nur die gegenwärtigen Forscher (und im Grunde die gesamte [Welt-] Gesellschaft) beteiligt ist, sondern auch die die Forscher der Vergangenheit, die jeder darauffolgenden Generation das Geschenk eines ständig wachsenden Wissenskorpus überreichen. Wissenschaftler stehen nicht nur auf den Schultern von Giganten, sondern arbeiten in einem weltweiten Wissenschaftler-Netz.

    Und wenn manchmal der ‘Funke’ eines großen neuen Gedankens zu einem neuen Pradigma führt, so ist das sicher auch eine zu würdigende Einzelleistung bzw. eine Leistung eines (Labor)teams; aber gibt es nicht Hinweise, daß auch diese ‘genialen’ Sprünge gehäuft und an verschiedenen Orten auftreten, wenn die Zeit ‘reif’ dafür ist, wenn ein Wissensfeld quasi ‘gesättigt’ ist (z.B. die Differentialrechnung Newtons und Leibniz’)...

    ‘Wissenschaft’ ist heute weniger bedroht durch Plagiierende, die aber die Kernregeln wissenschaftlichen Arbeitens: logische Stringenz, Falsifizierbarkeit, Reproduzierbarkeit hochhalten.

    Wissenschaft ist heute vielmehr bedroht durch Akteure, die diese Wissenschaft GRUNDSÄTZLICH ablehnen, als eurozentrisches Narrativ weißer Männer. Hier droht die Zerstörung der Vernunft.

    • @Weber:

      Na, ja, es geht doch, mit Verlaub, in DIESEM Kontext nicht um die rechtliche Dimension des geistigen Eigentums, sondern ob der Nachweis einer bestimmten akademischen Qualifiziertheit erbracht wurde oder eben nicht.



      Sehr gut möglich, dass Frau Koppetsch jenen Nachweis auch ohne jegliches Plagiieren hätte erbringen können. Es sind ja nur wenige, einfache formale Regeln einzuhalten.



      Insofern könnte das Ganze eine gewisse individuell-tragische Dimension aufweisen.

  • Die Dame hat eben mit gezinkten Karten gespielt - und krachend verloren.



    Ihr stehen immer noch 325 anerkannte Ausbildungsberufe offen, die nichts mit Soziologie zu tun haben - nur Mut!

  • Verdammt bitter. Koppetsch hat auch in der taz hervorragende Artikel veröffentlich. Ich hoffe sehr, dass sie nicht völlig in der Versenkung verschwindet.

  • In einem Interview mit dem Spiegel, in dem es zwar um die AfD und den Rechtspopulismus ging, sagte Koppetsch folgenden Satz: „Man erklärt die eigene Wahrnehmung möglichst öffentlichkeitswirksam zur Wahrheit – grenzt sich also ab, um sich seiner selbst zu vergewissern und auf diesem Weg die alte Geborgenheit zurückzuerobern.“

    Man könnte auch annehmen, dass das für Koppetsch selbst zutrifft., únd dass sie Bestätigung dafür bei anderen suchte und diese dann für ihre Wahrnehmung nutzte.

  • was beibt von einem künstler, der sich anderer werke bedient hat und letztlich kein eigenes geschaffen hat ?

    nichts.



    ausser sein ruf, ein fälscher zu sein.

    • @adagiobarber:

      Ein Künsler ist kein Wissenschaftler. Manche Musiker haben sich Hauptsächlich anderer Werke bedient - z.B Joe Cocker

  • "deswegen muss nicht ihr gesamtes Forschungswerk falsch sein"



    Ich kann zwar irgendwie verstehen, dass man etwas von den gern zitierten Aussagen hinüberretten will.

    Nur welcher Teil ist denn ok?

    Die gefundenen Plagiat-Stellen sind ja nicht unbedingt alle. Manches ist vielleicht nur nicht nachweisbar. Vieles weiteres wird "nachempfunden" sein.

    Bei den gefundenen Stellen hat sie sich nur nicht einmal mehr die Mühe gemacht, das Kopierte selbst neu zu formulieren, was ja nun auch nicht so schwer ist. Der Rest muss also auch keine Eigenleistung sein und wenn, weiß man es halt nicht, was davon nun aus ihrem eigenen Gehirn kommt.

    Das Verschweigen von Zitaten deutet geradezu darauf hin, dass ohne die Plagiate (auch die unerkannten) nach ihrer eigenen Einschätzung nicht genug Eigenleistung übrig geblieben wäre. Denn sonst hätte sie ja regelkonform zitieren können.

    Positiv gedacht, könnte es noch an geringem Selbstvertrauen liegen. Aber Lügner wissen oft, dass sie das Erwartete nicht bringen.

    Bei dem Zitat:

    "Man erklärt die eigene Wahrnehmung möglichst öffentlichkeitswirksam zur Wahrheit – grenzt sich also ab, um sich seiner selbst zu vergewissern und auf diesem Weg die alte Geborgenheit zurückzuerobern"

    fällt mir jedenfalls sehr stark auf, dass dies sehr wahrscheinlich eine eigene Erfahrung ist, die hier mal raus musste. Es klingt hier geradezu ein Mitgefühl und tiefes Verständnis für das arme irregeleitete Wesen mit. Das scheint mir eine Selbstreflexion zu sein, entweder eine bewusste Erkenntnis oder auf eine unbewusste auf andere umgemünzte Analyse.

    • @haribo:

      Das wird ja in dem Artikel unterschwellig suggeriert, dass jemand( noch dazu eine Frau!), der sich aus "kleinen", akademisch nicht-affinen Familienverhältnissen "herausgearbeitet habe, doch im Sinne einer "ausgleichenden, höheren Gerechtigkeit" mal ein bisschen "schummeln" dürfe.

    • @haribo:

      Es muss gar nichts am Forschungswerk falsch sein. Es stammt nur weniger von ihr selbst, als sie angibt.

      • @Ruhig Blut:

        Hier spielt das Thema "Glaubwürdigkeit" eine eminent wichtige Rolle, ob hingegen die Dame richtig oder fehlerhaft abgeschrieben hat, erscheint mir in diesem Kontext eher als zweitrangig.

        • @Leila Khaled:

          Mir persönlich ist es völlig wurscht, welche Erkenntnisse ihre eigenen sind, und ich bedaure es sehr, dass sie die nun wohl nicht mehr in die Öffentlichkeit tragen wird. Aber dass der Wissenschaftsbetrieb das nicht hinnehmen kann und darf, ist leider auch klar.

          • @Ruhig Blut:

            Ob im journalistischen Bereich Relotius, der von der eigenen blühenden Phantasie abschrieb oder jetzt Frau Koppetsch im "wissenschaftlichen" Bereich:



            Die Gier der Leser und Zuhörer nach einer Apologie war so übermächtig, dass jeder vernünftige Zweifel als Beinahe-Sakrileg verworfen wurde.

            • @Leila Khaled:

              Kann ich nicht beurteilen, die Reaktionen hab ich nicht mitbekommen (hatte der Relotius wirklich eine Fan-Leserschaft?). Sie haben mich wohl missverstanden. Dass sowas an der Uni nicht durchgewunken werden darf, ist wie gesagt klar. Bei ihren öffentlichen Äußerungen interessieren mich aber nicht die Person und die Herkunft ihrer Erkenntnisse, solange sie nichts erfindet, wie Relotius. Sondern einzig die politische Stoßrichtung und mögliche Wirkung. Je höher die Reputation, desto größer wahrscheinlich die Wirkung. Dass die jetzt wegfällt, ist sehr bitter.

              • @Ruhig Blut:

                In diesem und mehreren ihrer Beiträge bringen Sie es auf den Punkt: Die Erkenntnisse werden nicht ungültig, weil sie sie nicht erfunden sind. Arg vereinfacht: die Person hat sich ihrer eigenen Legitimität beraubt, weil sie gestohlen hat, nicht weil sie gelogen hat.

                • @My Sharona:

                  Geklaut, nicht gelogen (zumindest nach dem, was der Artikel hergibt), genau das isses, danke.

  • Sorry, aber gerade gesellschaftskritische SozialWISSENSCHAFTLERINNEN dürfen sich unter keinen Umständen solche blamablen Blößen geben!



    Das ist leider ein gefundenes Fressen für jeden Populisten, dem man dann, guten Gewissens, noch nicht einmal widersprechen kann!

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @Leila Khaled:

      Meinen Sie mit Populisten die Kritiker von Guttenberg?

    • @Leila Khaled:

      Gerade deshalb ist der Artikel so merkwürdig. Er erwähnt die Vorwürfe, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen, er vermeidet jede Aussage zu Konsequenzen und verlustiert sich lieber in äußerst nebensächlichen Herkunftsbeschreibungen, die dann aber für unwichtig gehalten werden, um sie dann doch zu betonen.

      Bloss nicht wehtun, es könnte einen Schatten auf die eigene Linie werfen.

      • @fly:

        Ja, da haben Sie leider Recht...

  • "Sie machte beispielsweise als eine der wichtigsten Ursachen für den Schneckenritt bei der Gleichstellung ein Beharren auf traditionellen Geschlechterrollen aus – ein interessanter wie diskussionswürdiger Denkansatz"

    im Ernst? das ist doch das Naheliegenste überhaupt und z.B. mir immer schon klar.



    Wenn der Rest der Wissenschaft da (tatsächlich?) nicht drauf kommt, dann ist das vielleicht eher deren Problem. In dem Fall wäre es zwar ein gewisser Verdienst ihrerseits, aber trotzdem keine Leistung.

    "Man hat gern mit ihr geredet, ihr noch lieber zugehört – und ihr geglaubt"

    genau da liegt das Problem. Alle, die nicht selbst zu eineß Thema geforscht haben, glauben letztlich ihren Aussagen. Das basiert auf dem Vertrauen, dass sie sich "erarbeitet" hat. Und dieses ist nun zusammengebrochen.

    Es hört sich im Übrigen so an, als hätte sie den "Zuhörern" genau das gegeben, was sie hören wollten (ohne daas ich jetzt dafür Indizien gesucht hätte, sollte man dann mal tun). Denn dann sind alle glücklich, dass die eigene "Laien"-Meinung von einer "anerkannten Expertin" bestätigt wurde.

  • Echte Forschung mit wirklich bahnbrechenden Erkenntnisses ist eben selten geworden. Es fehlen die Genies früherer Jahrhunderte. Heute gibt es so viel "Pseudo"-Forschung mit "Pseudo"- Erkenntnissen.. Siehe z.B. all die Studien zu Gesundheit und Ernährung, deren Erkenntnisse kaum eine Saison standhalten. Jeden Tag eine neue Studienveröffentlichung, in zwei Wochen vergessen. Es gibt wirklich gute Forscher, ohne Frage, aber die meisten sind Trittbrettfahrer. Das ist zumindest meine Erkenntnis aus den letzten 20 Jahren meines Berufslebens.

    • 0G
      02881 (Profil gelöscht)
      @Neoluxum:

      Wie kommen Sie zu Ihren Aussagen? Sind Sie vom Fach? Also Naturwissenschaftler, Mathematiker, in der Forschung tätig? Und das das "Genie" ein Konstrukt der abendländischen Neuzeit, eigentlich der Romantik, ist, ist Ihnen schon klar. Oder?

      • @02881 (Profil gelöscht):

        ja, ich bin vom Fach. Sonst würde ich meine Einschätzung hier nicht einbringen. Warum müssen Sie so "aufheulen"? So schnell getroffen? In der Wissenschaft geht es nach meinen Erfahrungen häufig um Eitelkeiten, Geld und Anerkennung. Auch heute gibt es Spitzenforscher, deren Ergebnisse Sie dann aber erst nach vielen Jahren oder Jahrzehnten erfahren. Gute Forschung und sinnvolles Studiendesign brauchen Zeit!

    • @Neoluxum:

      "Es fehlen die Genies früherer Jahrhunderte"

      Ich sehe, Sie haben sich mit der Thematik eingehend beschäftigt.

      Woran liegt es denn, Ihrer Meinung nach? Ernährung? Zu wenig Fleisch?

      • @tomás zerolo:

        Danke für Ihre Beleidigung :-) Sie sind bestimmt ein netter Mensch :-)

        • @Neoluxum:

          Wenn wir erst einmal wissenschaftliche Integrität durch stramme (pseudo-)moralische "Haltung" ersetzt haben werden, werden wissenschaftliche Spitzenleistungen in Deutschland wieder eine blühende Renaissance erleben, ganz gewiss...

  • Um so erstaunlicher als KTzGs Rücktritt vorher war und alle sensibilisiert sein konnten. Vorsätzlich ist das Schlimmste, was möglich ist, grob fahrlässig kommt danach. Leicht fahrlässig ist das große Geschäft für Versicherungen.

  • Ja wie? “ . Was heißt das für ihr Forschungswerk?“

    Forschungswerk? Mach Bosse. Die holde Dame is ma grad 53.



    Anyway. “Was heißt das für ihr Forschungswerk?“



    Nó. Ab in die Tonne. & “Nett sind sie alle. Vorsicht Falle!“



    Nothing else.