Coordination gegen Bayer-Gefahren: Bayer-Gegner bangen um Spenden
Das Netzwerk CBG hat finanziell zu kämpfen, vor allem seit Corona. Doch die Kritiker*innen des Pharmakonzerns wollen sich nicht entmutigen lassen.
![Umrisse einer Häuserreihe in der Abenddämmerung mit hohen Schornsteinen. Aus den Gebäuden ragt das LED-Logo "Bayer" heraus. Umrisse einer Häuserreihe in der Abenddämmerung mit hohen Schornsteinen. Aus den Gebäuden ragt das LED-Logo "Bayer" heraus.](/picture/7142713/624/35667960-1.jpeg)
Widerstand gegen Bayer ist immer noch nötig – auch wenn es schwer ist, sagt der CBG-Vorstand Foto: Reuters/Wolfgang Rattay
BERLIN taz | „Kapitulation oder Widerstand“, mit dieser Überschrift will Axel Köhler-Schnura die Leser*innen des jüngsten Rundbriefs der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) aufrütteln. Die finanzielle Situation des konzernkritischen Netzwerkes ist schon seit der Coronakrise schwierig, betont der Mitgründer der CBG. Damals seien viele Spenden und Förderbeiträge weggebrochen, auch weil die Menschen weniger Geld haben. „Vor allem die Generation Praktikum kann sich nicht mehr eine so große Spendenbereitschaft leisten wie Menschen, die noch in garantierten Beschäftigungsverhältnissen stehen“, sagt auch der CBG-Mitarbeiter Marius Stelzmann.
Manchmal stellten die Menschen ihre Unterstützung aus Resignation ein. „Da Glyphosat nicht gestoppt wurde, sondern für ein weiteres Jahr zugelassen ist, habe ich leider nicht mehr die Geduld für eine Durststrecke des Wartens“, zitiert Köhler-Schnura aus einen Schreiben, in dem ein Fördermitglied seine Unterstützung aufkündigt. „Die Frustration, die hier zum Ausdruck kommt, macht uns sehr traurig“, sagt der CBG-Vorstand. „Zeigt sie doch, wie Konzerne und Profitdiktat den Menschen nicht nur den Mut und die Freude am Leben rauben.“
Für die CBG kommt eine Kapitulation vor Konzernmacht nicht in Frage, betont Jan Pehrke, der die Zeitschrift „Stichwort Bayer“ herausgibt. Das Mitteilungsblatt der CBG feierte im letzten Jahr sein 40-jähriges Jubiläum. Die Coordination selbst hatte sich bereits 1978 gegründet, nachdem einige Störfälle im Wuppertaler Bayer-Werk bekannt geworden waren.
Seitdem gehört die Beobachtung des Chemiekonzerns, eines der weltweit mächtigsten Unternehmen, zum Markenkern der CBG. Sie setzt sich für Umweltschutz und sichere Arbeitsplätze ein und hat dadurch enge Kontakte zu Klimaaktivist*innen sowie zu aktiven Gewerkschafter*innen in über 40 Ländern aufgebaut. Die Recherchen, Protestaktionen und Auftritte bei den Bayer-Hauptversammlungen sorgen ebenso für Aufmerksamkeit und werden von der Konzernspitze durchaus wahrgenommen.
„Glyphosat-Stopp jetzt“
Eine der weltweit beachteten Initiativen, die die CBG mit initiierte, ist die Kampagne für ein sofortiges Verbot sämtlicher glyphosathaltiger Pestizide. „Glyphosat-Stopp jetzt“ lautet auch das Motto einer Unterschriftenkampagne, die die CBG mit globaler Unterstützung durchführt. Die Glyphosat-Kritiker*innen erlitten eine Niederlage, nachdem kürzlich ein australisches Gericht eine Sammelklage wegen Krebsrisiken des Unkrautvernichtungsmittels zurückgewiesen hat.
Für die CBG-Aktivist*innen sind solche Rückschlage ein Grund mehr, um weiterzumachen. „Ohne Widerstand gegen den Konzern ginge es noch steiler bergab“, fürchtet Köhler-Schnura. „Verwüstung der Welt, Ruin sozialer Sicherheit und Zerstörung der Gesundheit durch Konzernverbrechen und Profitdiktat würden noch schrecklicher um sich greifen.“
Leser*innenkommentare
Tino Winkler
Die Lobby der „Dritte sind verantwortlich“ ist groß und irgendwann erkennen Menschen das fundierte Erkenntnisse und Beweise an der Schädlichkeit von Glyphosat immer noch nicht zweifelsfrei vorliegen.
Ok, ich habe keine Ahnung von Glyphosat, eine Recherche zeigt, daß Beweise fehlen, oder ich habe keine gefunden.
Sonnenhaus
Dabei haben wir die Zulassungsverlängerung der Politik zu verdanken.
Das Menschen nach solch demokratie- und gesellschaftspolitisch zerstörendem Verhalten sein Engagement aufsteckt, kann ich gut verstehen. Allerdings ist das bei den gut dotierten Lobbyverbindungen kein wunder.