Christian Lindners Fracking-Träume: Die Methode bleibt riskant
Immer wieder gibt es Versuche, das Verbot des umweltschädlichen Frackings zu kippen. Diesmal probiert es FDP-Finanzminister Lindner.
A lle Jahre wieder und das neue 2023 scheint keine Ausnahme zu werden: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) spricht sich für Fracking in Deutschland aus. Mit dem Verfahren kann Erdgas auch aus unkonventionellen Lagerstätten gefördert werden. Das heißt: Das Gas ist in porösem Gestein eingeschlossen. Man presst Unmengen Wasser und Chemikalien in den Boden. Durch entstehende Risse kommt man an das Gas. Seit 2017 ist unkonventionelles Fracking in Deutschland verboten. Nur Erprobungsvorhaben zu Forschungszwecken sind erlaubt.
Das will Lindner ändern. „Nicht nur die Preise für die Verbraucher lohnen neues Nachdenken, auch die Argumente dagegen sind überholt“, so Lindner gegenüber der Bild am Sonntag. Eine Expertenkommission des Bundestages habe 2021 bestätigt, dass die Technologie verantwortbar sei. „Das Verbot sollte fallen“, meint der Politiker.
Tatsächlich hat die Expertenkommission festgestellt, dass sich bekannte Risiken durch moderne Technik und deren gute Steuerung verringern lassen. Verringern heißt aber nicht ausschließen. Unkonventionelles Fracking gefährdet das Trinkwasser und lässt besonders viel klimaschädliches Methan in die Atmosphäre entweichen.
Die von Lindner zitierten Expert:innen halten außerdem fest, dass die von ihnen ausgewerteten Erfahrungen mit Fracking nicht eins zu eins auf Deutschland zu übertragen sind. „Da Deutschland dichter besiedelt ist als zum Beispiel die USA, muss die Vulnerabilität grundsätzlich höher eingeschätzt werden“, heißt es in ihrem Bericht von 2021.
Und 2022 Jahr haben sie in Bezug auf die Energiekrise angemahnt: Selbst wenn man unkonventionelles Fracking erlauben würde, stünden erst mal Prüf-, Beteiligungs- und Genehmigungsschritte mit mehrjähriger Dauer an. Es ist deshalb gut, dass etwa Wirtschaftsminister Robert Habeck, Umweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) und auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Fracking in Deutschland ablehnen. Sie sollten sich von der FDP nicht treiben lassen, sondern dem Vorschlag eine klare Absage erteilen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin