Ein sehr guter Artikel. Leider entblöden sich viele Linke (wie der Kommentar von Herrn Goldammer zeigt) immer noch nicht jedem Regierungschef auf diesem Planeten der das rote Fähnchen wedelt und gegen den Imperialismus wettert, wie die Lemminge hinterherzulaufen. Blind für das was wirklich passiert.
Meine Frau ist Venezolanerin und ich kenne die Situation im Lande gut (was mich von den meisten Chavéz Klaqeuren unterscheidet) und die gibt Anlass zur Sorge.
Auch wenn immer wieder betont wird, dass Chavéz schließlich demokratisch gewählt wurde, muss man doch nicht vor all den Unternehmungen seiner ganz und gar nicht Demokratischen Regierung die Augen verschließen.
Die Lage lässt sich an folgenden Dingen verdeutlichen:
- die Zahl der Morde, Totschläge und der außergerichtlichen Hinrichtungen durch die Polizeikräfte ist die höchste seit 13 Jahren!
- 1998 – als Hugo Chavez Präsident wurde – starben 20 von 100000 VenezolanerInnen eines gewaltsamen Todes, 2006 waren es schon 37
- Die Zahl der Exekutionen durch die Polizei stieg in diesem Zeitraum von 101 auf 162. Die Aufklärungsrate liegt im einstelligen Bereich.
- 90%!!! Aller Richter sind sogenannte Interimsrichter. D.h. sie können jeder Zeit durch die Regierung abgesetzt werden, wovon die Regierung auch regen gebrauch macht, wenn die Richter in die „falsche Richtung“ ermitteln.
- Angriffe regierungsnaher Stosstrupps auf oppositionelle Journalisten und Medien sind an der Tagesordnung.
Das Chavéz es auch nicht so mit der Pressefreiheit hat, zeigt der Lizenzentzug des regierungskritischen Senders RCTV. Auf dem Kanal läuft jetzt ein Regierungstreues Programm, dass wie alle Regierungssender jeden Sonntag Chavéz Propagandasendung „alo Presidente“ übertragen muss.
Darüber hinaus zwingen die niedrigen Festpreise, die die Regierung für Lebensmittel festgesetzt hat, viele Produzenten (z.B. von Kaffee, Kakao, Milch etc.) zur Aufgabe. Gerade bäuerliche Produktionsgemeinschaften die mit westlichen Fair Trade Organisationen gute Erfahrungen gemacht haben und mit Überschüssen Schulen und andere gemeinschaftliche Projekte finanzierten, brechen nun zusammen. Daneben blüht der Schmuggel mit Kolumbien und die Regale in Venezuela bleiben leer (dies habe ich selber gesehen).
Die so hoch gelobte «Mercal» Lebensmittelkette für die Armen ist ein schlechtes, hoch subventioniertes System, in dem die Armen zwar billiger einkaufen können, aber auch nur rationiert und die Produkte die gerade verfügbar sind. In den meisten gibt es nichts anderes zu kaufen als 2 – 3 verschiedene Artikel (z.B. Hünchen, Thunfischdosen und Maisöl) – was ist das für eine Versorgung? Ein Land in dem die Papayas an der Straße wachsen kann die eigene Bevölkerung nicht mehr ernähren: wie deutlich wird hier das Scheitern der Regierung Chavéz? Gerade wurden tausende Tonnen Milchpulver, sowie Milch importiert – in ein Land mit einer Weidefläche in der Größe von Bayern, Hessen und Baden Württemberg zusammen.
Das Venezuela sich die chaotische und kontraproduktive Wirtschaftspolitik von Hugo Chavéz überhaupt leisten kann, liegt nur daran, dass das Öl seine Regierung am leben erhält.
Wem das alles noch nicht reicht, um zu erkennen, dass der vermeintliche Sozialrevolutionär Chavéz das Land mittelfristig wirtschaftlich weit zurückwerfen wird und dadurch gerade den Armen die Chance auf eine wirkliche Verbesserung ihrer Lebensumstände nimmt, dem sei gesagt, dass Venezuela 2007 für über 9 Milliarden Dollar Waren in den USA eingekauft hat. Das ist ein Plus von 36% zum Vorjahr. Ein schöner Kampf gegen den Imperialismus ist das!
Wann werden die Linken endlich begreifen, dass es keinen Sinn macht, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben?
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