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Causa RubialesLoyalität unter mächtigen Männern

Der Umgang mit dem Fall Rubiales im deutschen Fußball ist dürftig. Kaum einer traut sich, etwas zu sagen. Das System ist das Problem.

Ist doch okay: Karl-Heinz Rummenigge relativiert Übergriffigkeiten und erntet kaum Widerspruch Foto: David Inderlied/dpa

N ach Amnesty International hat sich nun auch die UNO zum Fall Rubiales und seinem aufgezwungenen Kuss geäußert. Aber bevor dem Deutschen Fußball-Bund dazu etwas einfällt, würde vermutlich noch eher der Papst eine Grußbotschaft der Solidarität an die Betroffene Jennifer Hermoso verfassen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf erklärte auf Nachfrage nur, er hätte nicht so gehandelt. Defensiver kann man mit der Angelegenheit kaum umgehen.

Internationale Spielerinnensolidarität gibt es zu Genüge. Auch die Frauen der deutschen Nationalelf haben in einem Statement des Mannschaftsrates Kritik am spanischen Präsidenten geübt. Die Unterstützung vom DFB oder den Vereinen ist jedoch bemerkenswert gering.

Karl-Heinz Rummenigge, der einerseits den deutschen Frauenmeister Bayern München repräsentiert, andererseits den deutschen Fußball im DFB zukunftsfähig machen soll, stufte Rubiales’ Verhalten als „absolut okay“ ein. Gestört hat sich daran bislang öffentlich noch kein Fußballfunktionär in den Vereinen oder beim DFB.

Warum? Eine schlüssige Erklärung dafür lieferte einer, der sich auskennt. Der ehemalige DFB-Präsident Reinhard Grindel sagte, Rummenigge habe den Vorfall nicht verharmlosen wollen, sondern vielmehr seine Loyalität mit Rubiales zum Ausdruck gebracht. Beide säßen gemeinsam im Uefa-Exekutivkomitee. Rummenigge sei ein „loyaler Mann“. Grindel hat den Kern des Problems getroffen, nur leider nicht erfasst.

Lohnenswerte Kumpelei

Loyal hätte Rummenigge sich nämlich auch mit Hermoso und seinen FC-Bayern-Fußballerinnen zeigen können, um ein Zeichen gegen derlei sexuelle Übergriffigkeiten zu setzen. Außer öffentliches Ansehen hätte er damit allerdings nichts gewonnen. Die eine Hand wäscht die andere. In den männlichen Machtzirkeln des internationalen Fußballs macht sich Kumpelei bezahlt. Wenn bei künftigen Entscheidungen für eigene Mehrheiten geworben wird, kann eine solche Hilfe einmal Gold wert sein.

Das erklärt umgekehrt wiederum, weshalb Rummenigge bislang kaum attackiert wird. Die Fans des SC Freiburg stellten Rummenigge zwar vergangenen Spieltag mit Spruchbändern an den Pranger, die Klubverantwortlichen hüteten sich jedoch vor einer direkten Kritik. Für die Vereinsinteressen wäre es durchaus schädlich, Rummenigge als Gegner zu haben.

Der Fall Rubiales erzählt eben nicht nur viel über die Zustände im spanischen Fußballsverband, sondern auch jede Menge über die Machtstatik in den anderen Fußballverbänden.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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5 Kommentare

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  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Der Fall Rubiales und die Reaktionen seiner faktischen Unterstützer und der Verharmloser zeigen nicht nur die Machtstrukturen im ohnehin (mindestens) seriös fragwürdigen Fußballgeschäft.



    Auch das, ja.



    Aber sie zeigen ganz besonders, dass der alte Mief toxischer Männlichkeit immer noch durch alle Ritzen drängt.



    Und Thema ist hier nicht die immer schon grassierende Korruption in diesem Geschäft.



    Thema ist, dass in den Verbänden und Gremien bis ganz weit hinunter immer noch Figuren das Sagen haben, die, was ihre Vorstellungen von männlicher Dominanz betrifft, bis heute unfähig sind, den Primatenstatus hinter sich zu lassen.

  • Eine sehr treffende Analyse.

    Rubiales hat ja nicht nur der Spielerin Jennifer Hermoso einen Kuss aufgezwungen, er hat sich auch andere Spielerinnen wie Athenea del Castillo Beivide geschnappt und auf seiner Schulter umhergetragen.

    Für Rumenigge natürlich kein Problem. Er sieht gesellschaftliche Normen anders.

    Im Jahr 2013 erwischte ihn der Zoll am Münchner Flughafen, als er aus aus Katar zurückkehrte. Er trug zwei Rolex-Uhren im Wert von rund 100.000 Euro an den Handgelenken. Diese hatten ihm seine Gastgeber geschenkt. Einfach so vermutlich, weil sie nett sind.



    Er wollte sie durch den Zoll schmuggeln, denn geschenkt ist schließlich geschenkt und warum sollte dann ein mittelloser Mann wie Karl-Heinz Rumenigge dafür nun auch noch Zoll zahlen?

    • @Manzdi:

      Es ist das Denken der Rummenigges, Rubiales, Hoenesse, dass Normen irgendwie für die anderen sind, seien es gesellschaftliche oder juristische. Sie jedoch haben durch Ihre Position, ihre angebliche Wichtigkeit und ihr großes Vermögen Zutritt zum Club der Großkopferten, die sich alles erlauben dürfen (ins extrem gesteigert durch Ihre Orangeheit in den USA), zig Millionen Steuern hinterziehen, die Rolex vom Scheich, fremde Frauen gegen deren Willen abküssen. Der Otto Normalverbraucher hätte längst die Strafanzeige inklusiver empflindlicher Strafe, nur aufgrund mangelnden Einkommens nicht die Möglichekeit, so viel zu verzocken wie Hoeneß und dürfte sich nicht weiter im Ruhm sonnen wie die Ikonen aus Lippstadt und Ulm. Wie heißt es in Animal Farm: alle Tiere sind gleich, nur manche sind gleicher als andere.

      • @Bambus05:

        Nagut, da braucht man aber nicht bei Vereinsbossen zu schauen.



        Da es, in Köln-Rodenkirchen mal zu schauen wer da auf der für Autos gesperrten Uferpromenade sein Auto parkt.



        Die glauben nicht nur an andere Normen, das ist hier in Köln so...

  • der verurteilte Straftäter Rummenigge sollte eventuell mal wieder in den Blick der Staatsanwaltschaft fallen, Stichwort "öffentliche Billigung von Straftaten".