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Cafébesuch am ElberadwegFragen über Fragen

Woran erinnern wir? Wie schützen wir Flora und Fauna? Und was hat das mit unserer Zukunft zu tun? Über den Besuch eines Cafés an der Elbe.

An den Elbwiesen: Das Café Katharina wartet schon am Horizont Illustration: Sebastian König

An einem Samstag im Frühling. Seit ein paar Minuten sitzen wir im Außenbereich des Café Katharina in Dornburg, einem kleinen Ort an der Elbe, zwischen Dessau und Magdeburg. Die warme Abendsonne strahlt in unsere Gesichter. Wir trinken Radler, lassen es uns gut gehen. Du lächelst entspannt, nimmst das Buch, das du dabei hast, und versinkst augenblicklich darin. Ich schlecke an meinem Ananas-Minze-Eis, schaue mich um und denke über unsere Umgebung nach.

Das Café sieht einladend und freundlich aus. Sonnengelbe Wände, liebevoller Schnickschnack. Ein Schild, auf dem in unterschiedlichen Farben das Tagesangebot geschrieben steht: Soljanka, Möhrensuppe, Kartoffelsalat. Drinnen wartet eine üppige Kuchentheke mit zwei freundlichen jungen Menschen dahinter. Das Angebot reicht von Donauwelle bis Quarkkuchen.

Natürlich gibt es auch eine Katharina-Torte, liebevoll verziert und aus Buttercreme. Leider ist nichts davon vegan. Vielleicht kommt das ja noch. Immerhin wird das Eis schon in einer Glasschale serviert – „der Umwelt zuliebe“.

Namensgeberinnen des Cafés sind weder Bäckerin noch Betreiberin, sondern eine „von Rang und Namen“. Katharina die Große lebte wohl einst für eine gewisse Zeit im mittlerweile leerstehenden Barockschloss Dornburg, nur einen Steinwurf von unserem sonnigen Sitzplatz entfernt.

Wie wäre es mit Café Rosa Luxemburg?

Wurden einfachere Menschen von ihrem Fürstenhaus Anhalt-Zerbst-Dornburg so gut behandelt, dass der Name des Cafés gerechtfertigt wäre? Hätten wir hier früher so entspannt sitzen können? Werden solche Fragen bei einer Namensgebung bedacht oder geht es nur um eine ruhmvolle Geschichte, mit der sich geschmückt werden kann, um Reisende anzuziehen? Falls Letzteres: Welchem Ruhm wird hier gehuldigt?

Katharina war als Kaiserin von Russland eine mächtige, absolutistische Herrscherin – leider keine Kämpferin für Gleichberechtigung und Demokratie. Denken wir uns ihre Gestalt einmal in die Gegenwart. Was wäre wohl los, würden morgen Gastronomiebetriebe auf die Idee kommen, sich nach Alice Weidel zu benennen, käme sie heute zu politischer Macht? Warum beziehen wir uns positiv auf vergangene Dikatator*innen, besonders in so demokratiefeindlichen Zeiten wie heute? Sollten wir nicht umdenken und umbenennen? Wie wäre es mit Café Rosa Luxemburg?

Lautes, lustiges Lachen vom nahegelegenen Spielplatz. Welche Welt erwartet die Kinder in wenigen Jahren – Stichwort Klimakrise? Glasschalen statt To-go-Becher für Eis sind ein Anfang. Aber genügt das?

Mit dem Fahrrad erreicht man Dornburg über den Elberadweg. Kommt man von Dessau, geht es auf den letzten Kilometern durch das Biosphären-Reservat Mittlere Elbe. Weitläufige Auwiesen laden zum Träumen und Durchatmen ein. Zur DDR-Zeit wurde hier noch bis zum Elbstrom Ackerbau betrieben, erzählt mir später eine Mitarbeiterin des Bürgermeisters.

Heute sind die Wiesen größtenteils Schutzgebiete, sogenannte Flora-Fauna-Habitate. Ihre landwirtschaftliche Nutzung unterliegt strengen Regeln. Bedrohte Vogelarten wie Silberreiher oder Weißstörche und seltene Pflanzenarten wie die Sand-Silberscharte sollen geschützt werden. Dennoch darf paradoxerweise zeitweise gedüngt und gemäht werden. Es scheint, als würde der Status quo an Artenvielfalt nur kultiviert.

Wieder frage ich mich: Genügt das? Sollten die Flächen im Sinne der Biodiversität und des Klimas nicht besser gänzlich sich selbst überlassen werden? Wenn wir uns in einer klimagerechten Zukunft größtenteils vegan ernährten, würden hektarweise Flächen frei. Um ausreichend landwirtschaftliche Nutzfläche müssten wir uns also nicht sorgen. Und es gäbe einen schönen Nebeneffekt: Im Café in Dornburg würden wir dann auch einen veganen Kuchen bekommen.

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