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CSU-Parteitag in NürnbergSöders sicheres Heimspiel

Dominik Baur
Kommentar von Dominik Baur

Der CSU-Chef macht sich im Landtagswahlkampf die Berliner Ampel zum politischen Gegner. Bei der Stammklientel kann er damit ordentlich punkten.

Weiß die CSU geschlossen hinter sich: Markus Söder auf dem Parteitag in Nürnberg Foto: Michaela Rehle/reuters

J etzt wäre also auch die letzte Formalität geschafft: Die CSU hat – Überraschung! – ihren Parteivorsitzenden Markus Söder zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 8. Oktober gekürt. Ein Tag, vor dem die Partei nach dem aktuellen Stand der Dinge keine allzu große Angst haben muss. Söder wird alles, was er auf die historisch mickrigen 37,2 Prozent von 2018 draufsatteln kann, als Erfolg verkaufen. Den letzten Umfragen zufolge könnten das schon ein paar Prozentpunkte sein.

Und Söder hängt die Latte bewusst niedrig: Mit einer absoluten Mehrheit – vor noch gar nicht langer Zeit ein selbstverständliches Ziel eines jeden CSU-Kandidaten – wagt er nicht einmal zu liebäugeln. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Dass sich die Partei so schnell berappeln würde, war angesichts der katastrophalen Performance vor und bei der Bundestagswahl 2021 keineswegs ausgemacht.

Ihr aktuelles Hoch verdanken die Christsozialen und ihr Spitzenmann neben Söders geschickter Selbstinszenierung vor allem den Vorlagen aus Berlin. Kein Wunder also, dass sich Söder als Wahlkampfgegner gar nicht seine eigene Opposition in Bayern ausgesucht hat, sondern die Bundesregierung. Und auch wenn die Södersche Erzählung von der bösen Ampel, deren höchstes Ziel es ist, den Bayern ihr schönes Leben zu vermiesen, reichlich plump daherkommt, gibt es etliche Punkte, bei denen Söder auf Wohlwollen auch jenseits der Stammklientel der CSU hoffen kann.

Dazu gehören die Wahlrechtsreform, die zumindest in der Theorie die CSU komplett aus dem Bundestag kicken könnte, wie auch der von vielen als ungerecht empfundene Länderfinanzausgleich. Auch die Verunsicherung vieler Wähler, die sich angesichts unklarer Ampelsignale vor dem fürchten, was heizungstechnisch demnächst auf sie zukommt, kann Söder auf seinem Konto verbuchen.

Und wenn das nicht reicht, so wird Söder ohne Zweifel noch weitere unfreiwillige Wahlkämpfer finden. Bär und Wolf haben bereits den Anfang gemacht. Den Fischotter nicht zu vergessen, der dem in Söders fränkischer Heimat so beliebten Karpfen zusetzt. Es wird, so viel steht fest, ein Wahlkampf mit Biss.

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Dominik Baur
Bayernkorrespondent
Jahrgang 1971. Seit 2015 Bayernkorrespondent der taz. Davor unter anderem zehn Jahre Redakteur und Ressortleiter bei "Spiegel Online", seit 2009 frei. Mitglied des Journalistennetzwerks beschreiber.de.
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5 Kommentare

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  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    "Die ganze grüne Sippe wird da irgendwie beschäftigt."



    So tönte Söder am Samstag mit Blick auf Habecks Ministerium und die aktuell kolportierten personellen Verflechtungen dort.



    Wir schreiben das Jahr 2023.



    Und blicken wir 10 Jahre zurück, dann wurde in Bayern ein schwarzer Filz aufgedeckt, der eine exponentiell andere Dimension hatte, als das, was jetzt da zurecht täglich durch die politische Maschinerie gedreht wird.



    In Bayern hatten CSU-Hierarchen vom Landtag bis in die kommunale Ebene hinein Verwandte (arbeitsrechtlich) beschäftigt, deren tatsächliche Beschäftigung teils niemals "nachgewiesen" werden konnte (Verwandte als Bürokräfte in Heimarbeit etc.).



    Söder thematisiert mal wieder den Spahn im Auge des politischen Gegners, den Balken aber im Auge der CSU übersieht er wie immer geflissentlich.



    Söder eben.



    Er södert.

  • 6G
    669190 (Profil gelöscht)

    Söder hängt sein Fähnchen nach dem bayrischen Winde: hohles Geschwafel.



    Ich versteh‘ die Bayern nicht …



    Die krönen den glatt noch, lol.

    • @669190 (Profil gelöscht):

      ...Heimspiel für Markus - seine Frau Karin gehört mit zu den Größten Arbeitgebern im " Ländle " ...

  • Der MP Dr. Markus Söder weiß, was das Volk hören will. Regelmäßig bedient er das perfekt, weil er viele Facetten populistischen Redens beherrscht. Die Beliebtheit ist dahoam durchaus nicht nur oberflächliche Zuneigung.



    //



    Wer nicht hören will, muss fühlen: Das gilt hier nicht - umgekehrt wird ein Schuh draus.



    //



    taz.de/Ernst-Ulric...nterview/!5816477/



    //



    Die Daten der Wissenschaft kann keiner wegwischen, da werden nachfolgende Generationen auch ins Schwitzen kommen, nicht wegen euphorisierender Selbsterregung vor Parteifreundinnen und Parteifreunden, einfach wegen der Versäumnisse jetzt.

  • Im Mai ist es wohl noch etwas früh von einem Wahlsieg der CSU von über 40 Prozent auszugehen. Doch wenn nichts richtig Überraschendes passiert bzw. die Ampel tatsächlich nicht besser performt, dürfte dies wohl so eintreten. Trotz aller Dementi von seiner Seite wird er dann wohl wieder als potentieller Kanzlerkandidat gehandelt werden.