CSD Köln: Queerer Dom
Die katholische Kirche nimmt erstmals am Christopher Street Day in Köln teil. Die Organisator:innen freut das, eine rechte Petition nicht.
„God meets Gays“: Unter diesem Titel nimmt das Kölner Dekanat, ein Teil des Bistums, erstmals am CSD teil. Robert Kleine ist Stadtdechant von Köln. Er repräsentiert die katholische Kirche in Köln. In einem Interview mit dem Domradio sagt er, dass er es wichtig finde, den Dialog zu suchen.
Dazu hatte das Dekanat am Mittwochabend zur Vorführung des Films „der verlorene Sohn“ eingeladen. Der Film erzählt die autobiographische Geschichte des US-Autors und LGBTQ-Aktivisten Garrard Conley. Im Anschluss war eine Podiumsdiskussion geplant: Robert Kleine, Annelie Bracke, Psychologin und katholische Leiterin der Telefonseelsorge Köln, und Ken Reise, der als Dragqueen Julie Voyage auftritt, wollten laut Programm über Ausgrenzungserfahrungen sprechen und darüber, was Seelsorger:innen und Berater:innen in Gemeinden und Institutionen für eine offene, queersensible Beratung lernen können. Am Freitag tritt Julie Voyage dann gemeinsam mit dem Jugendchor St. Stephan auf dem Alter Markt in der Kölner Innenstadt auf.
Der Kölner Christopher Street Day zählt zu den größten der Bundesrepublik. 60.000 Menschen nahmen im vergangenen Jahr an der Parade teil, insgesamt 1,4 Millionen besuchten das Rahmenprogramm.
Hugo Winkels ist Vorstandsmitglied von ColognePride. Er begrüßt den Schritt des Kölner Dekanats: „Es gibt viele queere Menschen, für die die Kirche ein wichtiger Teil ihres Lebens ist.“ Auch die queere evangelische Kirche, die selbst am CSD teilnimmt, findet die Initiative des Dekanats wichtig. Tim Lahr ist Pfarrer der bundesweit organisierten Gemeinde. Er betont, dass die katholische Kirche hierarchischer aufgebaut sei als die evangelische, und nennt Kleines Schritt besonders vor diesem Hintergrund mutig.
Petition gegen Teilnahme
Nicht alle finden es gut, dass die katholische Kirche am CSD teilnimmt. Auf der rechtskonservativen Plattform „CitizenGo“ haben bislang mehr als 22.000 Menschen eine Petition gegen die Teilnahme des Bistums unterzeichnet. In dem Aufruf heißt es, dass die Forderungen der „LGBT-Ideologie“ dem katholischem Glauben radikal zuwider liefen. Winkels von der ColognePride kontert das im Gespräch mit der taz: „Ich bin verwundert, dass diese Menschen eine elektronische Petition organisiert haben, wenn sie teilweise wirken, als seien sie aus der Steinzeit.“
Winkels findet die Entscheidung des Dekanats, zum CSD ein eigenes Programm zu organisieren, wichtig. Zugleich betont er: „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, was die römisch-katholische Kirche angeht.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht räumt Irrtum vor russischem Angriff ein
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren