piwik no script img

Bundeswehr-Soldaten in der TürkeiVon der Leyen will gucken kommen

Die Türkei hatte Staatssekretär Brauksiepe den Besuch des Nato-Stützpunktes Incirlik verboten. Jetzt hat sich die Verteidigungsministerin persönlich angekündigt.

Ursula von der Leyen hier bei einem Besuch deutscher Soldaten in Mali Foto: ap

Berlin dpa | Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will trotz der abweisenden Haltung der Türkei in den nächsten Tagen die Bundeswehr-Soldaten auf dem Nato-Stützpunkt Incirlik besuchen. Das kündigte die Ministerin in der Bild am Sonntag an. „Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass die Leitung des Verteidigungsministeriums deutsche Soldatinnen und Soldaten im Einsatz besucht“, sagte von der Leyen. Einen genauen Termin nannte sie nicht.

Nach der Armenier-Resolution des Bundestages hatte die Türkei die Erlaubnis für einen Mitte Juli geplanten Besuch von Verteidigungsstaatssekretär Ralf Brauksiepe (CDU) mit Abgeordneten verweigert. Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte am Donnerstag erklärt, Besuche von Politikern auf der Basis Incirlik würden derzeit „nicht als passend erachtet“.

Mit ihrem Einsatz in Incirlik unterstützt die Bundeswehr seit Anfang des Jahres die internationale Allianz gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Ihre sechs Tornados helfen bei der Aufklärung über Syrien. Von der Leyen erklärte, sie wolle sich mit den Soldaten vor Ort über ihre Situation unterhalten und sich selbst ein Bild von den Unterkünften machen.

Sie werde ihren Besuch aber auch dazu nutzen, „der Türkei zu erklären, was es bedeutet, dass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist“. Es seien dieselben Parlamentarier, die ihre Hand für den Patriot-Einsatz der Bundeswehr zum Schutz der Türkei vor syrischen Raketen gehoben hätten.

Ungeachtet scharfer Proteste der Türkei hatte der Bundestag die Massaker an den Armeniern vor rund 100 Jahren fast einstimmig als Völkermord verurteilt. Bei Massentötungen und Deportationen von Armeniern waren 1915 nach Schätzungen bis zu 1,5 Millionen Angehörige der christlichen Minderheit ums Leben gekommen. Die Türkei bedauert dies, lehnt die Einstufung als Völkermord aber strikt ab.

Schon wenige Tage nach der Bundestagsresolution vom 2. Juni hatte die Türkei deutschen Medienvertretern einen Besuch bei den Bundeswehr-Tornados in Incirlik im letzten Moment verwehrt. In Incirlik in der Südtürkei sind auch ausländische Soldaten eingesetzt, die Basis unterliegt aber türkischem Hoheitsrecht. US-Truppen sind dort dauerhaft stationiert. Die Amerikaner haben den Stützpunkt in den 1950er Jahren gebaut.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Das ganze erinnert an Bismarcks Emser Depesche. Wenn einem in der Innenpolitik die AFD im Nacken sitzt, kann man in der Außenpolitik ja mal ein bischen Ramba Zamba machen und unseren tapferen Soldaten für ihren selbstlosen Kampf gegen den IS ein paar Orden verleihen.

     

    Eine völlig sinnfreie Provokation von Erdogan.

  • Herr Erdogan will's nicht glauben - und andere stolze Muselmanen auch nicht - das mit dem Völkermord an den Armeniern ...

    Wenn alles, was die Türkei damals anstellte, in Ordnung war - kann man's mit ihr ja machen wie sie dazumal mit den Armeniern: Staatsbürgerschaft aberkennen - damit sie nicht zurückkehren konnten nach der Vertreibung in die syrische Wüste (falls ein Armenier das überlebte). Damals mußte der Hochkommissar des Völkerbundes für Flüchtlingsfragen Fridtjof Nansen u.a. für die damit entstandenen Staatenlosen den nach ihm benannten Paß "erfinden". Wenn unsere türkischen erdoganwählenden Mitbürger ihren Heimaturlaub machen und danach wieder zu den bösen Heiden nach Deutschland zurückkehren wollen, wäre die Tür zu ...

    Zugegeben - eine böse und unpassende Phantasie. Sie kann aber helfen (die Phantasie - nicht die Durchführung!) unseren türkischen Mitbürgern das gesamte damalige Geschehen, dessen Gesamtheit die Bezeichnung "Völkermord" rechtfertigt, zu verdeutlichen. Nur mal andeuten ...

  • Na, da bin ich mal gespannt ob sie rein gelassen wird. Wenn nicht, dann bleibt ja wohl nur der Abzug der Bundeswehr aus der Türkei.