Bundespressekonferenz und CDU-Vorsitz: Merz, der Konjunktiv-Kanzler
Der CDU-Politiker erklärt, warum er sich als Vorsitzender seiner Partei bewirbt. Sein breitbeiniger Auftritt ist ein feuchter Traum für Konservative.
Berlin taz | Die letzte Frage ist für Friedrich Merz schnell beantwortet. „Die Antwort ist Ja.“ Die Frage an den Sauerländer hatte gelautet: „Ist Ihre Antwort auf das Problem des Rechtsradikalismus die stärkere Thematisierung von Clankriminalität, Grenzkontrollen und so weiter?“
„Ja“ also. Eben noch die Opfer von Hanau bedauern, um dann als Reaktion des Staates gegen den Rechtsterrorismus die Menschen mit Migrationsgeschichte zu verdächtigen. Bei Friedrich Merz weiß man, was man haben würde, sollte der Mann der nächste CDU-Vorsitzende und irgendwann Kanzler werden.
Aber so weit ist es noch lange nicht. Noch ist Friedrich Merz ein Anwalt aus Brilon, CDU-Mitglied und Hobbypilot, der zum zweiten Mal binnen anderthalb Jahren versucht, Bundesvorsitzender seiner Partei zu werden. Am Dienstagvormittag ist er deshalb in die Bundespressekonferenz gekommen, um zu erklären, warum er sich für das Amt bewerben will. Vor ihm war gerade die Konkurrenz da. Armin Laschet und Jens Spahn hatten ihren Plan zur Erneuerung der CDU dargelegt: Laschet will den Vorsitz, Spahn soll den Co machen.
Man muss also der Fairness halber festhalten, dass die geballte gute Stimmung der beiden anderen Männer die Situation nicht einfacher macht für Merz. Gleichwohl ist auch sein Ego kein kleines. Gefragt, was er zu dem Coup der beiden anderen Nordrhein-Westfalen meint, antwortet Merz, er habe zuletzt Armin Laschet signalisiert, dass er bereit sei, für den Platz des Stellvertreters zu kandidieren, der bei einer Wahl Laschets frei werden würde. Diese Frage habe sich mit dem heutigen Tag aber erledigt. In der Wirtschaft „würde man vielleicht von einer Kartellbildung zur Schwächung des Wettbewerbs sprechen“. Das sei hier aber „legitim“. Daher gelte für ihn: „Ich spiele hier auf Sieg und nicht auf Platz.“
Immer wieder vergreift sich Merz in der Wortwahl
In diesem Duktus geht es weiter. Merz, man muss das so sagen, wirkt leicht gereizt. An den sachlich und interessiert fragenden JournalistInnen kann das nicht liegen. Über die hatte Merz erst kürzlich gesagt: „Wir brauchen die nicht mehr – und das ist das Schöne.“ Aber immer mal wieder vergreift er sich in der Wortwahl. Mal erklärt er Richtung München, die Schwesterpartei CSU sei „auch nur ein kleiner Teil“ der Union.
Dann wieder sagt er über die Ostdeutschen, die CDU müsse „respektieren, dass dieser Teil unseres Landes anders denkt“. Und gefragt nach Annegret Kramp-Karrenbauers Performance, antwortet er doch tatsächlich, er habe sie immer unterstützt, man habe „ein ausgesprochen gutes Verhältnis“. Im Übrigen habe er „ein ganz altmodisches Führungsverständnis“ – wenn Entscheidungen gefallen seien, hätten sich alle daran zu halten.
Was im Erfurter Landtag geschehen sei, habe eine historische Dimension. Wäre er Parteichef gewesen, hätte er viel früher mit den Thüringer Landtagsabgeordneten geredet. Es sei ja absehbar gewesen, was passieren würde. Für ihn wäre eine Enthaltung der CDU im dritten Wahlgang „eine Option gewesen“, sagt Merz. „Dann wäre eine Regierungsbildung möglich gewesen, ohne dass man sich die Hände schmutzig macht.“
Aber Merz hat gut reden. Noch steht er am Anfang seiner Bewerbung. An diesem Tag in Berlin betont er mehrfach, seine Kandidatur solle als Aufbruch, nicht als Bruch verstanden werden. Sollte er es an die Spitze schaffen, wolle er sich um Bildungspolitik kümmern, um innere Sicherheit, Digitalisierung und Innovation. Zudem setzt er sich für mehr Europa ein. „Viele Themen gehen nur zusammen in der Europäischen Union“, sagt Friedrich Merz. Und damit, das darf man festhalten, liegt ja man ja nie falsch.
Leser*innenkommentare
Nilsson Samuelsson
Mr "Blakcrock" Merz scharrt mit den Hufen und kann es kaum erwarten, Deutschlands Resorrcen unter Preis an seinen Kumpels aus der Globalen Elite der Superreich zu verscherbeln.
de.wikipedia.org/wiki/BlackRock
Sie lassen dann ein Paar Krümmeln für die "Armen" vom Tisch fallen. Das ist dann sozaile verantwortung und konservative Sozialpolitik oder "Trickle-down-effect" wie es in den neoliberalen thinktanks heisst. Das wäre wahrscheinlich auf Deutsch so etwas wie "Herabrutscheffekt" - Voll tolles Sozialsysten oder? .... also für Superreiche. ´
CGL
Beim heutigen Kehraus hab ich ein paar Kiesel aufgekehrt, scheinbar Reste von einem Black Rock. Hab sie gleich auf mein Freshfields gebracht. Ist ja bald Merz. Am rechten Rand wurde schon kräftig gedüngt, ganz konventionell. In der Mitte gedeiht es seit Jahren nur noch kümmerlich. Am linken Rand treibt es derzeit kunterbunt mit viel Grün, aber bisher wenig ertragreich. Muss mir ein ganz neues Feld suchen. Für einen Neuanfang.
Sven Günther
Ich hab noch nie CDU gewählt, gehöre auch nicht der Zielgruppe an die Herr Merz ansprechen will, aber was ich einfach nicht verstehe, warum von einigen Herren, ja es sind fast alles Männer, Mittelstandsvereinigung, JU, Werteunion, Herr Merz praktisch als Heiland herbeigesehnt wird.
Er hat noch nie eine Wahl in einem Bundesland oder Kommune gewonnen, sein damaliger Wahlkreise, der Hochsauerlandkreis, ist dunkelschwarz, da hat die Union seit es den Wahlkreis gibt noch nie verloren.
Zweimal hat er inzwischen in parteiinternen Machtkämpfen den Kürzeren gezogen.
Wer mal sein Programm gelesen hat, das ist praktisch das, was die CDU in den '90 erzählt hat.
Seine Agenda für die Fleißigen ist nicht anderes als Steuersenkungen.
Mehr Sicherheit, sowohl an den Grenzen und im Inneren, also praktisch Asylkompromiss 2.0. mit Verschärfungen auf allen Ebenen.
"Wir glauben unverändert an die Freiheit und die Verantwortung eines jeden Einzelnen." Ist die freundliche Formulierung von weniger Sozialstaat.
Das geht als so weiter, klar kann man so wütende Männer ab 50 die zur AfD sind wieder ansprechen, nur was ist mit dem Rest.
Oder er hat eine Zeitmaschine im Sauerland stehen...
83379 (Profil gelöscht)
Gast
Unter Merz könnte die SPD wieder an Kraft gewinnen, AFD und Linkspartei verschwinden unter 5% (und damit meine ich nicht die sind gleich schlimm) und die Union hat wieder solide Werte und dann regieren im Wechsel Rot-Grün und Schwarz Gelb und die Politik pendelt sich wieder mittig ein.
Harald Hansen
Merz wird es ganz sicher nicht. Weil dann Rot/Grün Oberwasser bekäme.....
Justin Teim
"Friedrich Merz ein Anwalt aus Brilon, CDU-Mitglied und Hobbypilot, der zum zweiten Mal binnen anderthalb Jahren versucht, Bundesvorsitzender seiner Partei zu werden. "
Friedrich Merz ist vor allem ein Turbo Kapitalist der auf der Gehaltsliste von Black Rock stand - vlt. ja auch noch steht...
Wer sich in den Gefilden von Black Rock aufhält ist in einem hoch korrupten Umfeld tätig, welches man so nice Lobbyismus nennt. Black Rock steht vor allem für US - amerikanische Verhältnisse im Wirtschaftssystem.
Friedrich Merz gehört genau zu dieser Meute - da kann er Kreide fressen wie will.
Rainer B.
"Der Werwolf hatte auf der Hand fünf Asse, jetzt trinkt er aus der Schnabeltasse." (Werner „Brösel“ Feldmann)
jan ü.
Gute Rede vom Führer!
(Na gut "Team-Führer" war seine Wortwahl aber das "Führ"-Wort tauchte immer wieder auf. Komischer Kauz!)
fly
Wow, ein Wort macht Karriere. Breitbeinig. Zuerst in der Zeit, jetzt in der Taz.
Reiten wir nach Westen, der Sonne entgegen.