Bundesparteitag der Linken: Die Zuversicht ist zurückgekehrt
Es geschehen noch Wunder: Die schon totgesagte Linkspartei sendet Lebenszeichen. Das hat viel mit dem neuen Spitzenpersonal zu tun.
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D ie Wüste lebt. Das dürfte die zentrale Botschaft gewesen sein, die die Linke auf ihrem Bundesparteitag am Samstag in Berlin vermitteln wollte. Und tatsächlich ist es der von vielen bereits totgesagten Partei gelungen, ein bemerkenswertes Lebenszeichen auszusenden. Die Aufbruchstimmung wirkte nicht gespielt. Noch ist sie nicht gerettet, aber zumindest scheint es so, dass die Partei wieder selbst an sich glaubt – was die Grundvoraussetzung dafür ist, dass das Vertrauen der Wähler:innen zurückkehrt, die Linke könnte eine wählbare Alternative sein.
In den Umfragen immer noch nur zwischen 3 und 4 Prozent liegend, hat die zurückgewonnene Zuversicht zwei Gründe. Da ist zum einen die „Mission Silberlocke“, durch die die Partei einen Weg gefunden hat zu vermitteln, dass eine Stimme für die Linke keine verschenkte ist, selbst wenn es zur Überwindung der Fünfprozenthürde nicht reichen sollte. Doch so wichtig das Engagement Gregor Gysis, Bodo Ramelows und Dietmar Bartschs auch für die Partei ist, es sind nicht mehr die Altvorderen, die das Bild der Linken bestimmen.
Denn zum anderen erlebt sie einen erstaunlichen personellen Zuwachs. Ende 2023 nur noch bei rund 50.000 Mitgliedern, sind es jetzt mehr als 60.000. Die Partei ist jünger und weiblicher geworden, was auch auf dem Parteitag seinen sichtbaren Niederschlag gefunden hat. Verkörpert wird dieser Wandel durch die Co-Vorsitzende Ines Schwerdtner und die Co-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek, beide gerade mal Mitte dreißig.
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Auf ihrem Parteitag präsentierte sich die Linke als eine Partei, die die Zeit des Mit-sich-selbst-Beschäftigens und der Selbstzerfleischung – zumindest vorerst – hinter sich gelassen hat. Das hat viel mit Schwerdtner und Reichinnek, aber auch mit ihrem Co-Vorsitzenden und Co-Spitzenkandidaten Jan van Aken zu tun. Nicht abstrakt, sondern möglichst konkret versucht das Trio zu vermitteln, dass es der Linken nicht mehr nur um sich selbst, sondern um die Verbesserung des Lebens aller geht, „die nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurden“, wie es van Aken formuliert hat.
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