Bremer Vonovia-Mieter vor Gericht: Doppelt gekniffen
Ein Bremer Mieter musste einen Verwaltungsfehler des Wohnungskonzerns vor Gericht klären. Außerdem ließ Vonovia seine Möbel verschimmeln.
Die Vonovia-Wohnung von Förster wurde durch Wasserschäden unbewohnbar. Vonovia stellte ihm eine Ersatzwohnung; für diese Zeit sollte er keine Miete zahlen. Doch dann kamen Kündigung und Klage – eben weil er in dieser Zeit keine Miete gezahlt hatte. Förster klagte seinerseits und verlangt 7.000 Euro Schadensersatz für seine verschimmelte Einrichtung.
Denn Vonovia habe ihm versprochen, sagt Förster vor Gericht, seine Möbel für die Übergangszeit einzulagern. Als ihm Bescheid gegeben wurde, dass seine alte Wohnung wieder bewohnbar sei, sei er zurückgekehrt. Alle seine Möbel seien noch dort gewesen, ruiniert durch die Feuchtigkeit. Förster beschreibt einen furchtbaren Gestank und zeigt Fotos von aufgequollenen Wänden und einem schimmligen, zerschnittenen Teppich.
Der technische Service habe die Einlagerung der Möbel nicht für nötig befunden, heißt es in einem Brief von Vonovia an Försters vorherigen Anwalt. Den hatte er auf Empfehlung hin gewechselt, denn Valentin Weiß hat Erfahrung mit Vonovia. „Herr Förster ist ein Extremfall, aber das passiert öfter.“
Bündnisse mutmaßen über wahren Grund für die Kündigung
Vonovia verwende unqualifizierte Sub-Unternehmen, deren unterbezahlte Arbeitskräfte schlechte Arbeit machten. Wenn Vonovia die Schäden weiter abstreite, werde es eine Beweisaufnahme geben. Der Anwalt ist zuversichtlich, dass Förster am Ende sein Geld erhalten wird.
Förster wird unterstützt von der Stadtteilgewerkschaft „Solidarisch in Gröpelingen“ und dem Bremer Bündnis „Zwangsräumungen Verhindern“. Sie werfen Vonovia vor, Förster systematisch zu vergraulen, um seine Wohnung teurer neu vermieten zu können.
Denn bei vielen Wohnungen im Bremer Stadtteil Gröpelingen, auch seiner, sei die Sozialpreisbindung ausgelaufen, die Vonovia zu einer günstigen Miete verpflichtet hatte. Bahne Michels von „Zwangsräumungen Verhindern“ spricht von kriminellen Methoden. Das Problem sei, dass sich von 100 Mieter:innen nur eine:r wehre.
In einem Statement an die taz entschuldigt sich Vonovia-Sprecher Christoph Schwartz: „Aktuell ist das Mietkonto ausgeglichen. Dass es dennoch zu Zahlungsaufforderungen und am Ende sogar zur Klage gekommen ist, bedauern wir sehr.“ Ebenso bedauert er, dass Herr Förster keine Hausratversicherung abgeschlossen hat, denn Vonovia lehnt die Schadenersatzforderung bisher ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“