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Bremer Lieferdienst-Startup „Hadello“Krumme Rüben retten

Ein Bremer Startup will mit einem Lieferdienst gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen. „Hadello“ will Obst und Gemüse retten, vegan und bio kochen.

Wenn sie zu klein sind oder krumm, landen Rüben gerne mal in der Tonne Foto: Markus Spiske/Unsplash

Bremen taz | Selbstständig machen wollte Hadi El-Sabbagh sich schon immer. Und dabei einen Mehrwert für die Gesellschaft bringen, betont er. „Ich kann mir nichts besseres vorstellen.“ Aber das ist gar nicht so leicht: Mit seiner Idee von einem nachhaltigen Collegeblock, der werbefinanziert und deswegen günstig sein sollte, ist er nicht weitergekommen– „keine Werbetreibenden wollten mitmachen“. Nach sechs Monaten gab El-Sabbagh auf.

Nun folgt der nächste Anlauf für ein nachhaltiges Unternehmen: Hadello, ein veganer Lieferdienst mit geretteten Lebensmitteln. Um sein Start-up auf die Beine zu stellen und weitere Investoren zu gewinnen, hat er eine Crowdfunding-Kampagne begonnen.

Auf die Idee kam der Bremer in seinem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Altenheim: Dort hat El-Sabbagh viel Zeit in der Küche verbracht. Teil der Aufgabe war: Essen wegwerfen, und zwar ganz schön viel. „Das hat am Anfang echt an mir genagt. El-Sabbagh recherchierte, arbeitete ein Geschäftsmodell aus, schaffte sich das betriebswirtschaftliche Know-how drauf. Für die Gerichte seines Lieferdienstes sollen Obst und Gemüse ausschließlich vor der Tonne gerettete Lebensmittel sein.

Diverse Märkte hat er bereits kontaktiert. Sein Fokus liegt auf Bio­großhändlern. Denn hier seien die Lebensmittel frisch, nur eben „optisch nicht hübsch genug für die Ladentheke“. Was El-Sabbagh sonst noch braucht, möchte er zukaufen. Komplett Bio anbieten, ist das Ziel. Ob das machbar ist, werde sich zeigen.

Wir haben genug und kommen damit zurecht, wenn andere mitmachen.

Uwe Schneider, Vorsitzender der Bremer Tafel

Doch was, wenn die Märkte mal nichts haben, oder nicht das, was auf der Speisekarte steht? „Ich habe ziemlich viele Angebote von Großhändlern, aber auch Wochenmärkten und landwirtschaftlichen Betrieben“, sagt El-Sabbagh; das Angebot sei riesig. So etwas wie Äpfel und Kartoffeln seien beispielsweise immer da.

Die Gerichte sollen nicht nur bio, möglichst regional und teils gerettet sein, sondern auch komplett vegan. „Ich suche gerade nach einem Koch, mit dem ich die Speisekarte ausarbeiten kann“, sagt El-Sabbagh. Er selbst koche zwar gerne, aber: „Ich kann nicht kochen.“

Einstellen will El-Sabbagh zunächst neben einem*einer Köch*in noch zwei Lieferant*innen. Geflüchtete Menschen sollen das Personal stellen. „Zu hundert Prozent einen Mehrwert schaffen, auch sozial“, ist die Devise. Sprachbarrieren und hohe bürokratische Hürden würden es Geflüchteten schwer machen, hier einen Job zu bekommen.

Auch andere soziale Projekte möchte El-Sabbagh unterstützen: Suppenengel, Caritas, Kinderschutzbund. Wie genau das aussehen kann, weiß er noch nicht. Ob jede*r bei der Bestellung automatisch einen Teil spendet, oder ob das optional ist, ist genauso ungeklärt wie die Frage nach nachhaltigen Verpackungen. Eins nach dem anderen.

Den Vorwurf, dass er sich mit dem Biogemüse nur die Rosinen aus dem Müllberg rauspickt, lässt er nicht auf sich sitzen. „Klar, ich könnte auch nicht-bio nehmen“, und damit ein weniger nachhaltiges und gesundes Essen anbieten. Aber es werde so oder so immer noch viel mehr weggeworfen. Warum aus dem, was ohnehin da ist, nicht auswählen?

Daher stehe Hadello auch nicht in Konkurrenz zu anderen Lebensmittelretter*innen. „Hadello fängt nur das ab, was die Tafeln nicht verbrauchen können. Versprochen!“, heißt es auf der Seite für die Crowdfunding-Kampagne für Hadello.

Es gibt genug weggeworfene Lebensmittel für alle

„Es gibt genug Lebensmittel, die noch gerettet werden müssen“, sagt auch der Vorsitzende der Bremer Tafel, Uwe Schneider. „Und wir haben genug und kommen damit zurecht, wenn andere mitmachen.“ Auch die Tafel habe am Abend oft Lebensmittel übrig – und übergibt diese dann an Ehrenamtliche von der Organisation Foodsharing.

Dass Hadello die Menge an weggeworfenen Lebensmitteln verringern kann, sieht Foodsharing Bremen auch – wünscht sich aber, dass das Unternehmen sein Versprechen gegenüber allen „mildtätigen Organisationen“ macht, sagt ein Sprecher. „Wir würden uns freuen, wenn ein Dialog entsteht, der verhindert, dass durch den guten Ansatz von Hadello zivilgesellschaftliche Organisationen, die bereits seit Jahren Lebensmittel vor der Tonne retten, behindert werden.“ Denn die große Qualität von Foodsharing und Co. sei, dass die Ehrenamtlichen nicht gewinnorientiert kalkulieren müssten, welche Lebensmittel eine weitere Verwendung finden.

Gewinnorientiert denken, das muss Hadi El-Sabbagh, wenn er mit seiner Idee mehr Erfolg haben will, als mit den Collegeblöcken. Bislang wurden rund 1.500 Euro gespendet – für die restlichen 4.500 hat er noch bis Ende des Jahres Zeit. Auch dann hat er erst einmal nur das Geld für Küche, Erstausstattung und Website zusammen. Das nächste Fundingziel sind 10.000 Euro: für Fahrräder mit Transportboxen für die Lieferanten.

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1 Kommentar

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  • Das vom Hadi ins Leben gerufene Startup will nicht nur das „hässliche“ Obst und Gemüse abfangen und zubereiten, die Speisen sollen auch bis vor die Haustür geliefert werden.



    Die Idee ist genial. Ob er doch das Startup richtig aufziehen kann ist natürlich abzuwarten.

    Beste Grüße



    Stefi



    www.mystartups.de/