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Breitbandausbau in DeutschlandZarte Innovation in Coronakrise

Beim Ausbau der Infrastruktur für schnelles Internet ist Deutschland europäisches Schlusslicht. Ausgerechnet die Krise gibt Grund zur Hoffnung.

Breitband­ausbau für schnelles Internet in Straupitz, Rheinland-Pfalz Foto: Patrick Pleul/dpa

BERLIN taz | Noch vor der Coronakrise gingen Analysten davon aus, dass die Umsätze bei den Video-on-Demand-Plattformen im Jahr 2020 um sechs Prozent steigen würden. Jetzt könnten es sogar über zehn Prozent werden, mutmaßt das Marktforschungsunternehmen Strategy Analytics. Aber könnten die Netze das aushalten?

Netflix, YouTube und andere Anbieter kündigten vor Kurzem an, in Europa ihre Datenmengen zu drosseln, um das Netz zu entlasten. Manch einer hofft nun, dass bald mehr passiert, um den Breitbandausbau in Deutschland voranzutreiben. Der Weg ins Gigabit-Zeitalter ist ohne Glasfaserleitungen oder entsprechend aufgerüstete Breitbandanschlüsse aber nicht möglich. Und hier ist Deutschland EU-weit eines der Schlusslichter.

Anfang 2020 waren nur rund zehn Prozent aller Haushalte direkt mit einer Fiberleitung verbunden, vor allem die ländlichen Regionen sind unterversorgt. Im Schnitt surfen deutsche Haushalte mit etwa 94 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Zum Vergleich: In Frankreich sind es 136, in der Schweiz 148 Mbit/s.

„Vor allem während des Tages hat sich die Netzauslastung sicher um 50 Prozent erhöht“, sagt Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbands für Telekommunikationsunternehmen. Damit würden zwar immer noch nicht die Kapazitäten der Peaks zur Feierabendzeit aus Vor-Corona-Tagen erreicht. Aber auch die Peaks hätten sich aktuell um zehn bis 20 Prozent gesteigert.

Regierung will Ausbau erleichtern

„Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass wir selbst mit einem Volumen von 50 bis 100 Mbit/s langsam an die Grenzen dessen kommen, was die Konsumenten wollen“, glaubt Telekommunikationsexperte Helmut Haag, der unter anderem Kommunen beim Breitbandausbau berät. „Ich bin mir sicher, dass diese Krise einen Schub erzeugen wird, auch wenn momentan vieles gedrosselt wird“, sagt Haag.

Im Rahmen eines Notfallpakets Anfang März hatte die Bundesregierung bereits angekündigt, Anträge und Genehmigungsverfahren im Breitbandausbau zu erleichtern.

„Geld ist genügend da, denn die Bundesregierung fördert im Milliardenbereich, aber es ist für die Kommunen kompliziert, die entsprechenden Anträge sinnvoll und richtig auszufüllen“, sagt Haag. Selbst bei optimierten Vorgehen kann es von Antragsstellung bis Förderzusage anderthalb Jahre dauern. Danach müssten Tiefbauunternehmen gefunden werden, die in der Regel oft schon ausgelastet seien.

Vor Kurzem hat die Bundesregierung einen Gesetzentwurf vorgelegt, „um den Ausbau von Glasfaserin­frastrukturen in Gebäuden deutlich zu erleichtern“. So formuliert es ein Sprecher des Bundesjustizministeriums. Alle Wohnungsbesitzer, so heißt es im Entwurf, können „angemessene bauliche Veränderungen verlangen“, die „dem Anschluss an ein Telekommunikationsnetz mit sehr hoher Kapazität dienen“. Ein „hochbitratiger“ Internetzugang sei ein Grundbedürfnis im digitalen Zeitalter, heißt es weiter aus dem Ministerium.

Streamingdienste würden sich freuen

Beim Unternehmen FS.COM, das in Deutschland TV-Sender, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen mit Glasfaserinfrastruktur ausrüstet, werden trotz Krise keine Einbrüche registriert.

„Wir sehen ganz klar den Trend, dass immer mehr die Bedeutung leistungsstarker Netze erkennen und sie als Voraussetzung für eine erfolgreiche Transformation von Medienkonsum, Industrie, Bildung, Verwaltung und Wissenschaft in eine digitale Ära sehen“, sagt Geschäftsführer Andreas Kloo.

Besonders die Content-Provider, die bereits den höchsten Bedarf haben, würden sich über eine Verbesserung freuen, denn sie könnten dann noch mehr Inhalte in besserer Qualität transportieren.

Beim Streaminganbieter Joyn jedenfalls ist man überzeugt, „dass der Ausbau der Infrastruktur und eine bessere Breitbandversorgung in Deutschland generell ein guter Treiber für die Nutzung von hochqualitativen Inhalten über Streaming ist“. Damit, so eine Sprecherin weiter, würden auch Inhalte in 4K-Auflösung, HDR und interaktive Formate mehr Verbreitung finden und auch Downloads mehr durch Realtime-Streaming ersetzt werden.

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1 Kommentar

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  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Ich höre von der Digitalministerin Dorothee(Das Leuchtschwert) Bär überhaupt nichts mehr.



    Fällt Breitbandausbau in ihren Kompetenzbereich?



    ...... Mit ihrem konservativ-katholisch-digitalen Profil und ihrer rustikalen Sprücheklopferei ......



    ........ Die riesige Kluft zwischen Wort und Tat stellt im populistischen Zeitalter ohnehin kein Problem mehr dar.......

    Habe ich mir jetzt selbst geantwortet?