Braunkohleabbau in Ostdeutschland: Kohlekonzerne sollen Lausitz retten
Die Gebiete der ostdeutschen Tagebaue drohen nach ihrem Ende zu vertrocknen. Der Kohlekonzern Leag soll dafür Milliarden zahlen, fordern die Grünen.
Wie umgehen mit diesem wenig betrachteten Erbe? Dazu haben am Donnerstag bündnisgrüne Fachpolitiker aus den Spree-Anrainer-Ländern Sachsen, Brandenburg und Berlin einen Maßnahmen-Katalog verabschiedet, der der Politik helfen soll. So sollen die Tagebaubetreiber in eine „Braunkohlefolgenstiftung“ einzahlen, um die Sanierung des Wasserhaushalts nach dem Verursacher-Prinzip bezahlen zu können.
„Es wurde viel zu lange versäumt, die Finanzierung der Ewigkeitskosten langfristig abzusichern“, erklärt der Bundestagsabgeordnete Bernhard Herrmann, der „mindestens einen zweistelligen Milliardenbetrag“ für notwendig hält. Zudem sollen Gewässer – auch die Spree – renaturiert werden, um Wasser länger in der Landschaft zu halten. Außerdem sollen Speicherbecken gebaut und „die Verdunstung der Bergbaufolgeseen reduziert“ werden.
Die Lausitz zählt zu den trockensten Regionen Deutschlands, bereits heute ist die klimatische Wasserbilanz negativ: Die Pflanzen verdunsten hier mehr Wasser, als die Niederschläge bringen. Mit dem Klimawandel wird sich diese Bilanz weiter verschlechtern, weil es einerseits weniger Niederschlag in der Lausitz geben wird, andererseits weil Pflanzen in einem wärmeren Klima mehr Wasser verdunsten.
Tagebaue sollen geflutet werden
Trotzdem will der Kohlekonzern Leag riesige Tagebau-Restlöcher mit Spreewasser fluten, um so beispielsweise den größten See Brandenburgs entstehen zu lassen – den 1.900 Hektar großen Cottbusser Ostsee. „Je größer die Fläche, desto größer die Verdunstung“, sagt der sächsische Landtagsabgeordnete Volkmar Zschocke. Deshalb müssten die Verfahren für die noch arbeitenden Gruben so ausgelegt werden, dass die Restlochseen tief, aber mit kleiner Oberfläche ausfallen. Zschocke: „Helfen könnten auch schwimmende Solaranlagen.“
Diese beschlossene Maßnahme ist sicherlich am brisantesten: „Die Ansiedlung und der Ausbau von Industrie und Gewerbe sowie weiterer Siedlungsbereiche im Zuge des Strukturwandels setzt eine Prüfung der verfügbaren Wasserressourcen voraus.“
Dies dürfte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (ebenfalls Bündnisgrüner) kaum gefallen. Nach seinen Plänen soll eigentlich ab 2025 in einem Kraftwerk in Spreetal Energie aus grünem Wasserstoff gewonnen werden. Für die Herstellung von einem Kilogramm Wasserstoff werden aber neun Liter Wasser benötigt, was mit den „verfügbaren Wasserressourcen“ nicht im Einklang steht. Die Brandenburger Landtagsabgeordnete Isabell Hiekel sagt: „Wir brauchen einen Wassercheck, um Fehlinvestitionen zu vermeiden“. Die Bündnisgrünen regieren in Sachsen und Brandenburg in einer Koalition mit CDU und SPD und stellen die zuständigen Fachminister.
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