Brandanschlag auf Tesla-Werk: Das Gute am Tesla-Anschlag
Natürlich ist der Anschlag auf Tesla zu verurteilen. Aber man kann ihm auch Positives abgewinnen.
N atürlich ist das Gewalttätige an dem Attentat auf den Strommast, das die Tesla-Fabrik seit vergangenem Dienstag stillstehen ließ, zu verurteilen.
Aber: Weil keine Menschen zu Schaden gekommen sind, Tesla gleichzeitig mit utopisch anmutenden Schadenshöhen auch noch Cash aus der Aktion ziehen will und dessen Chef im Internet nun gegen „Ökoterroristen“ hetzt – hier mal zum positiven Aspekt des Attentats der „Vulkangruppe Tesla abschalten!“: Die Republik diskutiert endlich darüber, ob E-Auto-Fabriken wie die im Osten Berlins wirklich per se ein Segen sind.
Wie sieht es mit dem Flächen- und Ressourcenfraß durch die geplante Erweiterung des Tesla-Werks aus? Kann die ohnehin unter Dürre leidende Region dessen immensen Wasserverbrauch und das Mega-Lieferverkehrsaufkommen schultern? Vor allem: Benötigt die Verkehrswende nicht unbedingt viel kleinere und günstigere Fahrzeuge als die zwei Tonnen schweren Elektrotrümmer für rund 50.000 Euro, die in Grünheide produziert werden?
Kritik an Tesla kann richtig sein: Haben Anwohner*innen etwa nicht das Recht, sich per Demonstration oder Volksabstimmung gegen eine Erweiterung auszusprechen, weil sie die Folgen der Fabrik, wie die steigenden Mieten, belasten?
Bei allen Abstrichen: Protestaktionen wie die Baumbesetzung nahe der Tesla-Fabrik erzeugen Diskurs und internationalen Rummel – sie sind auch Ausdruck eines funktionierenden Gemeinwesens. Den „Demonstrationstourismus“ anzuprangern, wie es Brandenburgs SPD-Wirtschaftsminister tut, ist billig. Protestierende als „Linksextreme“, „grüne RAF“ oder wie Elon Musk als „dümmste Ökoterroristen der Welt“ zu diffamieren, schäbig.
Kein Wunder, dass der Vulkangruppe „der Totalausfall eines scheinbar unangreifbaren Giganten“, nämlich Tesla, „Freudentränen in die Augen“ treibt. Und gut, dass die kritische Diskussion über das Treiben des US-Konzerns endlich Fahrt aufgenommen hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen