Brandanschlag auf Bücherbox in Grunewald: Erinnern und ausstellen

Ein Jahr nach dem Anschlag auf die „BücherboXX“ findet am Montag ein Gedenken statt. Die ausgebrannte Telefonzelle steht bald im Haus der Geschichte.

Reges Interesse herrschte gleich zur Eröffnung der neuen BücherboXX am Gleis 17 im Februar 2024 Foto: dpa/Annette Ried

BERLIN taz | Im August vor einem Jahr gab es einen Brandanschlag auf die BücherboXX am S-Bahnhof Grunewald, der in der Nachbarschaft und weit darüber hinaus für Fassungslosigkeit sorgte. Der Täter, Olaf J., wurde wenige Tage danach festgenommen und gestand zum Prozessauftakt nicht nur diese antisemitische Tat, sondern auch noch zwei weitere rechtsextrem motivierte Brandanschläge.

Die Bücher in der umgebauten Telefonzelle waren Olaf J. ein Dorn im Auge. Sie passten thematisch zum nahe gelegenen Mahnmal Gleis 17, das an die Deportation zehntausender jüdischer Menschen in Konzentrations- und Arbeitslager durch Nationalsozialisten erinnert. Der Täter wurde im Februar 2024 nicht verurteilt, weil Staatsanwaltschaft und Gericht den 64-Jährigen aufgrund einer wahnhaften Störung als schuldunfähig ansahen.

An den Anschlag wird am Montag um 16 Uhr mit einer Gedenkveranstaltung erinnert. „Das ist wichtig“, sagt Konrad Kutt, Initiator und Betreiber der BücherboXX, der taz. „Erst durch die Zerstörung haben viele Leute gemerkt, was sie an der Straßenbibliothek hatten.“

Die ausgebrannte BücherboXX blieb nach dem Brandanschlag vier Monate als mahnendes Beispiel vor Ort – auf dem Vorplatz des S-Bahnhofs Grunewald – stehen. Durch zivilgesellschaftliches Engagement kamen genug Spenden zusammen, um eine Telefonzelle zu kaufen, die zur neuen BücherboXX am Gleis 17 umgebaut und -gestaltet wurde.

Anschlagsziel bald Ausstellungsobjekt

Wie beim Vorgängermodell lässt sich hier anhand einer Audiobox mit Liedern und zahlreichen Büchern zur freien Verwendung viel über die Geschichte der Deportation jüdischer Männer, Frauen und Kinder in den Tod lernen. „Die neue BücherboXX sieht aus wie die alte“, freute sich Konrad Kutt Ende Februar zur Eröffnung.

Zum Jahrestag des Brandanschlags müsse daran erinnert werden, „wo und wie Antisemitismus in Berlin stattfindet“, sagt Kutt – auch aktuell. „Dagegen muss man sich wehren und solidarisch sein.“ Deshalb stellt Kutt Öffentlichkeit her und will mit der Gedenkveranstaltung auch daran erinnern, dass Vertreter aus Bund und Bezirk „eine gewisse Verantwortung dafür tragen“.

Dafür hat er unter anderem Felix Klein, den Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, und Claudia Buß, die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf, eingeladen. Für die musikalische Umrahmung sorgt das „Lied-Mach-Ensemble“ Stefan Weitkus & Kleinod.

Die ausgebrannte BücherboXX wird ab Mitte September im Haus der Geschichte in Bonn im Rahmen der Ausstellung „Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“ zu sehen sein. Das findet Konrad Kutt gut: „So gerät diese Tat, diese Zerstörung und der Irrsinn, der dahinter steckt, nicht in Vergessenheit.“ Das Haus der Geschichte war auf Kutt zugegangen, weil man Objekte für die Ausstellung, die bis Januar 2026 läuft, suchte. Zur Ausstellungseröffnung wird „eine kleine Delegation“ aus Berlin anreisen.

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