Böhmermann vs. „Bild“ im neuen Podcast: Achtung, Reichelt!
Der Podcast „Boys Club“ ergründet die Machtstrukturen im Springer-Verlag – über die Reichelt-Affäre hinaus.
Der Springer-Verlag hat es zurzeit nicht leicht: Die Zeit hat sich durch private Nachrichten des Vorstandvorsitzenden gewühlt, und am Mittwoch erscheint Benjamin von Stuckrad-Barres neues Werk, das als „Springer-Schlüsselroman“ beraunt wird. Und jetzt hat Jan Böhmermanns Produktionsfirma TRZ Media auch noch einen investigativen Podcast über die Springer-Konzernkultur gelauncht.
Die achtteilige Serie „Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer“ will nicht den Einzelfall des Ex-Bild-Chefs Julian Reichelt beleuchten, sondern die Machtstrukturen dahinter. Dafür haben Pia Stendera und Lena von Holt mit mehr als 40 (Ex-)Springer-Angestellten gesprochen.
Beworben wird der Podcast damit, dass er „erstmals Menschen ausführlich erzählen lässt, die den mutmaßlichen Machtmissbrauch im Hause Springer erlebt haben“. Er ist nicht das erste Format, das die Erfahrungen von Springer-Mitarbeiter*innen wiedergibt. Die NDR-Show „Reschke Fernsehen“ beispielsweise hat den mutmaßlichen Machtmissbrauch bei Bild ebenfalls thematisiert, basierend auf Gesprächen mit einer ähnlich großen Zahl an Insider*innen.
Neu bei „Boys Club“ ist der fast homestory-artige Einblick in die Leben junger Journalistinnen, die bei Bild landeten. So veranschaulicht er, wie die Frauen das Motto „Wenn du bei Bild aufsteigen willst, musst du Bild werden“ aufsogen und allmählich zu „Blattsoldatinnen“ wurden, die Reichelt im Compliance-Verfahren mit Lügen deckten, im Kampf um Anerkennung ihren moralischen Kompass schrotteten und eine Essstörung entwickelten.
Der Podcast zeichnet mit seinen Anekdoten über die Redaktionskultur wohl kein neues Bild der Bild, hat aber das Zeug, eine soziologische Erklärung zu liefern für die Entstehung eines Redaktionsklimas, das Machtmissbrauch zulässt. Und vor allem ist er eine Warnung an Medienschaffende, die die Bild zwar scheiße finden, aus Existenzängsten oder Karrieregeilheit aber doch dort landen.
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