Presserat tagt zu „Zeit“ und Friedrich: Wer verpfeift wen?

Der Verleger Holger Friedrich hat Reichelt verpetzt, die "Zeit" hat Leaks aus dem Springer-Verlag veröffentlicht. Beide sind nun Thema im Presserat.

Holger Friedrich Porträt

Der Verleger Holger Friedrich hat den armen Julian Reichelt an Springer verpfiffen Foto: Frank May/picture alliance

Diese blöde Privatsphäre aber auch immer! Und wofür sie ständig herhalten muss. Da verpfeift Berliner-Zeitung-Verleger Holger Friedrich den armen Julian Reichelt an Springer, weil er mit angeblich privatsphärischen Details aus dem Springervorstand vor der Tür stand.

„Der Springer-Vorstand privat“? Wäre jedenfalls mal eine hübsche Schlagzeile für eine Bild-Homestory. Auch die Zeit soll sich dafür verantworten, dass sie vor ein paar Wochen aus SMS und Mails von Mathias Döpfner zitierte. Zum Beispiel, was der Springer-Chef fein ironisch von Ossis usw. hält. Denn auch Springers Nummer 1 ist natürlich am Handy Privatmensch. Wobei Döpfner privat eher nach einem altmodischen Weinbrand klingt.

Wie schade, dass die Beratungen der Beschwerdeausschüsse des Deutschen Presserats hinter verschlossenen Türen tagen! Am 15. Juni will der Presserat über den Fall Friedrich (Verstoß gegen Pressekodex Ziffer 5 Berufsgeheimnis) und die Zeit-Berichterstattung (Ziffer 8 Schutz der Persönlichkeit) befinden. Das wird bestimmt lustig. In der Sache werden sich hoffentlich alle schnell einig. Friedrich geht gar nicht. Wobei wir auf den Wortlaut der Rüge genauso gespannt sein dürfen und ob die Berliner Zeitung sie abdruckt.

„Petze, Petze ging in’ Laden, wollt für’n 6er Käse haben. Käse, Käse gab es nicht, Petze, Petze ärgert sich! Geht es jetzt darum, welcher Fauxpas schlimmer als der andere ist? Schön, dass alle mitreden, sich aufregen und recht haben wollen“, fragt die Mitbewohnerin.

Kai Diekmann verliert den Prozess

Bei der Zeit liegt die Sache anders. Sie hat schließlich das Material als Beleg dafür zitiert, welcher Geist im Hause Springer bzw. im Hirn des Dr. Döpfner herrscht. Und welche Auswirkungen das auf die Konzernpolitik und das Betriebsklima hat. Womit wir wieder bei Julian Reichelt wären.

Wie die Süddeutsche berichtet, will Springer die Petzerei von Friedrich, dass Reichelt mit Konzern-Interna hausieren geht, jetzt auch im gerichtlichen Verfahren gegen den ehemaligen Bild-Chef verwenden.

Klingelt da irgendwas? Na klar! Anno 2006 hatte sich der damalige Bild-Chef Kai Diekmann mit dem Journalistik-Professor Siegfried Weischenberg angelegt. Der hatte in der Zeit über Diekmann geschrieben, was Dieki nicht passte. Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo zog sofort den Schwanz ein und tilgte wie gewünscht den Namen Diekmann aus den entscheidenden Absätzen des Artikels.

Mehr noch, „ich bedaure das sehr“, hatte sich di Lorenzo per Fax ausdrücklich entschuldigt und dem „Lieben Kai“ noch geschrieben, „ich gehe davon aus, dass dies ein persönliches Fax an Dich ist“. Was Diekmann so persönlich nahm, dass sich das Fax als „Anlage K 4 B“ im Prozess als Beweismittel wiederfand. Einen Prozess, den Diekmann übrigens mit Pauken und Trompeten verlor.

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