Blackfacing in Polizei-Mitteilung: „Wir bedauern unsere Bildauswahl“
Nach Protesten nimmt die Bremerhavener Polizei ein Bild aus dem Netz, das einen „Schwarzfahrer“ als Menschen mit dunkler Hautfarbe darstellt.
Frank Schmidt, Leiter der Pressestelle, schreibt dazu der taz in einer E-Mail: „Wir nehmen die Kritik an unserer Bildauswahl sehr ernst, bedauern sie und nehmen die Angelegenheit zum Anlass, unsere Arbeit zukünftig noch sensibler und verantwortungsvoller zu gestalten.“ Und weiter: „Eine Verunglimpfung oder rassistische Darstellung liegt uns absolut fern und entspricht auch nicht den Kommunikationsregeln bzw. der Bildsprache unserer Behörde.“
Diese Reaktion sei gut, sagt Tahir Della, Sprecher des Vereins „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“: „Die Polizei hat den Fehler eingesehen und sich entschuldigt.“ Das sei nicht immer so. Häufig würde das Verwenden stereotyper Bilder oder auch das Blackfacing verharmlost.
„Dann heißt es ‚Stellt euch nicht so an und kümmert euch mal lieber um richtigen Rassismus‘.“ Richtiger Rassismus: Damit seien Nazis gemeint, die AfD, physische Gewalt.
Doch wer „schwarz“ als Projektionsfläche für alles Negative verwende, handele genau so rassistisch, sagt Della. Dabei ginge es nicht um das Wort „Schwarzfahrer“ – das von manchen auch für diskriminierend gehalten wird –, sondern um den durch das Bild hergestellten Zusammenhang zwischen Kleinkriminalität und Menschen mit nichtweißer Hautfarbe.
Als Blackface wird das meist in Show- und Theaterkontexten praktizierte Schwarzschminken von Gesichternzur karikierenden Darstellung bezeichnet. Spätestens seit den Ministrel-Shows der Wende zum 20. Jahrhundert ist diese Darstellung untrennbar mit bewusstem rassistischem Verächtlichmachen schwarzer Menschen verbunden, die selbst in die Unsichtbarkeit verdrängt sind. Auch in europäischen Kontexten – etwa beim Drei-Königs-Laufen – dient die Schwarzfärbung traditionell dazu, den Geschminkten als unheimlich oder teuflisch zu markieren.
„Das ist Rassismus und das muss auch so benannt werden“, fordert Della. Deshalb reicht ihm die Entschuldigung der Bremerhavener Polizei nicht. „Wer sich ernsthaft mit Rassismus auseinandersetzt, muss sich erst einmal ehrlich eingestehen, aufgrund seiner Sozialisation davon nicht ausgenommen zu sein.“ Dasselbe gelte für Männer, die sich vielleicht sogar für Feministen halten und dennoch entgegen ihrer Überzeugung sexistisch denken oder handeln.
Letztlich beweise die Bremerhavener Geschichte, dass die Polizei als Institution eben nicht frei von Rassismus ist, wie es oft behauptet wird, sagt Della. Wer nicht merke, was ein „Schwarzfahrer“-Bild aussagt, habe auch keine Antennen dafür, wenn Polizist*innen nach dem Racial Profiling Menschen aufgrund körperlicher Merkmale häufiger kontrollieren als andere.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Schraubenzieher-Attacke in Regionalzug
Rassistisch, lebensbedrohlich – aber kein Mordversuch