Billigairlines ist Hamburg zu teuer: Geht doch!
Ryanair, Eurowings und Condor streichen nach Erhöhung der Flughafengebühren zahlreiche Abflüge, etwa nach Köln. Das ist ein Gewinn für den Klimaschutz.
D er Hamburger Flughafen erhöht im kommenden Jahr die Flughafengebühren – zum Entsetzen von Eurowings, Ryanair, Condor und Co. Ganze 2,30 Euro mehr pro Passagier sind dann fällig, keine Kleinigkeit, wie der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften mitteilt. Statt mehr zu zahlen, streichen die Billigairlines lieber Flüge ab Hamburg, Eurowings zum Beispiel die Verbindung Hamburg-Köln. Das ist eine sehr gute Entscheidung – für den Klimaschutz.
Die Hamburger Oppositionsparteien CDU und FDP sehen Fuhlsbüttel jetzt in Gefahr, zu einem „Provinzflughafen“ zu verkommen. Hamburg sei so für Geschäftsreisende nicht mehr erreichbar. Sie fordern, auf die Erhöhung zu verzichten, um den Flughafen wettbewerbsfähig zu halten und die Airlines zurückzuholen.
Man kann sich über die Notwendigkeit von Flügen zwischen Hamburg und Köln wundern, schließlich fährt stündlich ein ICE und braucht vier Stunden. Das ist die eindeutig umweltfreundlichere Alternative. Sogar inklusive Bordbistro und Beinfreiheit. Denn was den Komfort angeht, gewinnt eindeutig die Deutsche Bahn, zumindest wenn man Economy fliegt.
Die Bahn mag zwar nicht für ihre Pünktlichkeit bekannt sein, allerdings sind Billigairlines da nicht viel besser dran. Ryanair belegte 2023 bei den Top 10 der am häufigsten verspäteten Airlines Platz zwei und Eurowings ist mit einem starken sechsten Platz auch in der Liste vertreten. Hinzu kommt die Zeit für Check-in und die Sicherheitsüberprüfung. Alles in allem nimmt sich das beim Thema Pünktlichkeit und Schnelligkeit nicht viel.
Fliegen ist viel zu billig
Ryanair und Eurowings streichen nicht nur Flugstrecken, sondern dünnen auch welche aus. Auch das ist eine positive Entwicklung. Nach Mallorca kommt man mit Ryanair zukünftig nur noch sieben Mal die Woche statt wie zurzeit 17-mal. Reicht auch, schließlich gibt es trotzdem noch jeden Tag einen Flug.
Statt also die Gefahren für die Hamburger Wirtschaft zu errechnen, sollte der Nutzen für die Umwelt berücksichtigt werden. Das grundsätzliche Problem sind nicht die erhöhten Gebühren des Hamburger Flughafens, sondern dass Fliegen viel zu billig ist. Die wahren Flugkosten – insbesondere die für die Klimaschäden – sind bei vielen Airlines im Ticketpreis nicht mit abgebildet. Wenn Flüge gestrichen werden, ist das eine richtige Entwicklung.
Zum Wohle der Umwelt sollten alle Airlines dem Beispiel folgen und innerdeutsche Flüge streichen. Für Geschäftsreisende führen weiterhin viele Wege nach Hamburg. Zur Not gibt es immer noch Onlinemeetings – und im Sommer sehr schöne Reiseziele, die bequem mit dem Zug erreichbar sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
„Männer“-Aussage von Angela Merkel
Endlich eine Erklärung für das Scheitern der Ampel
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko