Bilanz des Queen-Besuchs: Was für ‚ne Lachnummer!
Die britische Königin ist wieder abgereist aus Berlin. Und was bleibt von den Auftritten?
Donnerstag, 12.33 Uhr. Es wird spannend im Gala-Liveticker: Die Queen war am Morgen mitsamt ihrem Prinzen Philip fix von Berlin nach Frankfurt am Main gejettet, jetzt muss noch der rote Teppich vor der Frankfurter Paulskirche verlegt werden: 200 Meter, 20 Minuten Zeit. Entwarnung schon um 12.47 Uhr: Der royale Gang über den Teppich gelingt unfallfrei, notiert das Klatschmagazin. Focus, „Tagesschau“ und rbb wussten Ähnliches zu berichten.
Queen Elizabeth II. war von Dienstag bis Freitag auf Deutschland-Besuch, und die Medien waren klasse – im Generieren von Nicht-Nachrichten. Da musste der rbb-Reporter am Dienstagabend vor dem Hotel Adlon ausharren und das erleuchtete Fens-ter kommentieren, hinter dem die 89-jährige Monarchin (angeblich) für die Dauer ihres Besuchs in Berlin das königliche Haupt betten sollte. Am Ende der Sendung versprach die „Abendschau“-Moderatorin, dass am kommenden Morgen ab 7 Uhr das rbb-inforadio die Hofberichterstattung übernehmen werde.
Nur noch mal zur Erinnerung: Großbritannien hat sich schon vor längerer Zeit für die konstitutionelle Monarchie entschieden. Die Queen ist ihr Staatsoberhaupt – mit repräsentativer Funktion. Dementsprechend politisch bedeutungs- und folgen-los war eigentlich ihr Staatsbesuch.
Vor 50 Jahren mag das noch anders gewesen sein: Immerhin war es damals der erste Staatsbesuch der britischen Besatzungsmacht, und der royale Glanz, analysierten die Medien im Jahr 1965, täte dem mickrigen Selbstbewusstsein der Deutschen gut. Aber bitte schön, was soll das im Jahr 2015: ein paar einsame Royalspotter im Regen?
Großes Theater also, dessen einziger Zweck der Selbstzweck war. Darüber könnte man fast ein bisschen amused sein – doch auch das wäre nur Verschwendung.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier