Bilanz der Bahn: Unpünktlich, aber profitabel
Die Deutsche Bahn konnte die Coronakrise überwinden. Die Fahrgastzahlen sind hoch, doch die Ticketpreise könnten steigen.
![Eine Traube von Menschen will in einen Zug einsteigen Eine Traube von Menschen will in einen Zug einsteigen](https://taz.de/picture/5699673/14/30714362-1.jpg)
Das liegt vor allem am hohen Gewinn der bei FDP und Grünen unbeliebten Logistiktochter Schenker, aber auch an der Rückkehr der Fahrgäste nach der Pandemie. Fast 60 Millionen Reisende fuhren bis Ende Juni im IC oder ICE, ein Plus von 117 Prozent. Im Regionalverkehr waren 725 Millionen Kunden unterwegs, ein Zuwachs um 60 Prozent. Dazu hat auch das 9-Euro-Ticket beigetragen, das seit Anfang Juni noch bis Ende August gilt.
Allmählich spürt die Bahn aber auch die steigenden Energiepreise. In diesem Jahr hat der größte Stromverbraucher Deutschlands seine Einkaufspreise noch absichern können. Finanzchef Levin Holle räumte aber ein, dass sich das Unternehmen dem Preistrend nicht auf Dauer entziehen könne. Die Kunden im Güterverkehr müssen sich schon bald auf höhere Preise einstellen.
Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember könnte es dann auch den Personenverkehr treffen. Die Entscheidung über die Ticketpreise fällt der Bahn-Aufsichtsrat regelmäßig im September.
„Pünktlichkeit nicht akzeptabel“
Die hohe Nachfrage bereitet der Bahn auch Probleme. „Qualität und Pünktlichkeit sind nicht akzeptabel“, räumte Bahnchef Lutz ein. Im ersten Halbjahr kamen nur sieben von zehn Zügen pünktlich ans Ziel, zur Zeit noch weniger. Schuld sei die überlastete Infrastruktur, betont Lutz.
Auf den rund 3.500 am stärksten belasteten Streckenkilometern liege die Auslastung bei 125 Prozent. Verspätungen sind die Folge. Erst 2024 wird die Bahn diese Korridore nach und nach sanieren und in dieser Zeit auch komplett sperren. Nach dem Ende der jahrelangen Arbeiten verspricht Lutz ein „Hochleistungsnetz“.
Einig sind sich Gewerkschaften und Vorstand in einer anderen Frage: Sie lehnen eine Fortführung des 9-Euro-Tickets trotz des Erfolges ab. Allein die Bahn hat 19 Millionen der Billigtickets verkauft. „Das Experiment ist geglückt“, sagte Lutz.
Das Angebot habe auch Kunden erreicht, die bislang nicht mit der Bahn gefahren sind. Auf der anderen Seite sei die Belastung von Mensch und Material durch die hohe Nachfrage sehr hoch. EVG-Vizechef Martin Burkert zufolge haben die Beschäftigten ihre Belastungsgrenze schon überschritten. Die Folge: ein hoher Krankenstand von teils 25 Prozent.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen