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Biden in der UkraineWarnen und helfen

US-Vizepräsident Biden ist in Kiew um zu vermitteln. Die USA haben indes Fotos präsentiert, die beweisen sollen, dass die Milizen in der Ostukraine aus Russland stammen.

US-Vize Biden (l.) wird vom ukrainischen Außenminister in Kiew empfangen. Bild: ap

WASHINGTON/KIEW afp/dpa/rtr | US-Vizepräsident Joe Biden hat der prowestlichen Führung in der Ukraine bei einem Besuch in Kiew demonstrativ den Rücken gestärkt. Die USA unterstützten den eingeschlagenen Weg der Ukraine, sagte Biden. Er versprach der krisengeschüttelten Ex-Sowjetrepublik politische und wirtschaftliche Unterstützung. Konkrete Zusagen machte Biden aber zunächst nicht.

Die USA wollten dem nahezu bankrotten Land dabei helfen, unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu werden, kündigte Biden an. Moskau hatte nach dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch die Gaspreise für Kiew deutlich erhöht. Die Ukraine ist das wichtigste Transitland für russisches Gas in Richtung Westen.

US-Präsentation zu den „Beweisen“ russischer Milizen in der Ostukraine. Bild: ap

Ein Hilfspaket von 50 Millionen Dollar für die Ukraine sind angekündigt. Zudem würden gewisse Militärgüter im Wert von acht Millionen Dollar wie Funkgeräte und Fahrzeuge - aber keine Waffen - bereitgestellt, hieß es am Dienstag in einer Erklärung.

Biden forderte die Führung in Kiew zugleich auf, stärker das „Krebsgeschwür der Korruption“ zu bekämpfen. Der US-Vizepräsident betonte, die für den 25. Mai geplante Präsidentenwahl sei die wichtigste Abstimmung in der Geschichte der Ex-Sowjetrepublik. Wegen der Unruhen im russisch geprägten Osten gilt die Abstimmung als gefährdet.

Krimtatar ausgeschlossen

Der Anführer der Krimtataren, Mustafa Dschemilew, darf in den kommenden fünf Jahren nicht in seine Heimat zurückkehren. Russland habe ihm den Zugang zu der Schwarzmeerhalbinsel untersagt, teilte die Tataren-Versammlung Medschlis am Dienstag mit. Dschemilew verließ das im März von Russland annektierte Gebiet den Angaben zufolge am Dienstagmorgen, um in die ukrainische Hauptstadt Kiew zu reisen. An der Grenze sei ihm ein Dokument ausgehändigt worden, wonach er bis zum 19. April 2019 nicht mehr in die Russische Föderation einreisen darf, erklärte die Sprecherin Lilija Muslimowa. (afp)

Biden rief Russland auf, das Abkommen von Genf umzusetzen und zur Entschärfung der Lage beizutragen. Für die Regierung in Moskau werde dabei die Zeit knapp. Sie müsse ihre Truppen von der ukrainischen Grenze abziehen und die pro-russischen Separatisten im Osten der Ukraine dazu bringen, die Genfer Vereinbarung einzuhalten. Andernfalls drohe Russland eine stärkere Isolation.

Biden traf sich am Dienstag in der ukrainischen Hauptstadt mit Übergangspräsident Alexander Turtschinow und Regierungschef Arseni Jazenjuk sowie mit Parlamentariern aus allen Regionen des Landes. Dabei rief er prowestliche und prorussische Kräfte zur nationalen Einheit und zur gemeinsamen Arbeit an einer neuen Verfassung auf, welche die Interessen aller Ukrainer berücksichtigt.

„Beweise“ für russische Militärs

Die USA haben am Montag (Ortszeit) mehrere Fotos präsentiert, die nach Angaben Washingtons „Beweise“ dafür sind, dass einige der bewaffneten Kämpfer in der Ostukraine in Wahrheit russische Militärs oder Offiziere des russischen Geheimdienstes sind.

Die Fotos seien von der Regierung in Kiew übergeben worden, sagte US-Außenamtssprecherin Jen Psaki. Aber auch mehrere in internationalen Medien veröffentliche Fotos seien „weitere Beweise für die Verbindung zwischen Russland und den bewaffneten Milizen in der Ostukraine“.

Die USA werfen Russland vor, in die Unruhen in der Ostukraine verwickelt zu sein und diese anzuheizen. Moskau weist diese Vorwürfe strikt zurück. Nun veröffentlichten die USA unter anderem eine von der Ukraine übergebene Fotoserie, auf der zunächst ein Mann mit den Abzeichen der russischen Spezialeinheiten 2008 in Georgien zu sehen ist.

Der offenbar selbe Mann ist zudem auf einem vor kurzem aufgenommenen Foto von der Erstürmung der Polizeistation im ukrainischen Kramatorsk durch prorussische Kräfte zu sehen. Auch auf einem Foto aus Slawjansk scheint der Mann zu sehen zu sein.

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18 Kommentare

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  • Die Fotos, US-Beweise. So eine Nummer wie mit den Beweisen für russische Truppenverschiebungen?

    http://www.spiegel.de/fotostrecke/nato-und-russland-streit-um-satellitenbilder-fotostrecke-113314.html

    Fotos mit Militärflugzeugen auf dem Militärflughafen Primorsko Achtarsk finden sich viel ältere auch auf google maps. Sachen gibt´s. Militärflugzeuge auf einem Militärflugplatz.

    http://www.bing.com/maps/#Y3A9NTEuMjI3Njk5fjYuNzczNTAwJmx2bD01JnN0eT1yJndoZXJlMT1Qcmltb3Jrby1BY2h0YXJzaw==

    Nachdem sich das halbe Internet kaputt lachte, hörte man nichts mehr davon, wie immer.

  • Interessante Erkenntnisse mit vielen Fotos: "Renovation of Sevastopol School #5, Ukraine". Schon im September 2013 (letztes Jahr), weit vor der Maidan-Angelegenheit, machte sich die USA "Gedanken" wie der Hafen in Sevastopol zu renovieren sei:

    https://www.fbo.gov/index?s=opportunity&mode=form&tab=core&id=2bb691b61c59be3a68180bd8c614a0cb&_cview=1

    Eine Verschwörung? Schaut doch selbst auf die offizielle US-Seite!

  • Fotos als Beweise. Da war doch mal was?

    Ach ja, die "Beweise" der USA vor der Uno gegen den Irak. Schröder hat damals Nein gesagt.

    Leider liegt Herr Gabriel mit den Seinen bereits auf den Knien.

  • Biden ist genauso auf "Vermittlungs"-Mission wie es CIA-Chef Brennan war :D

     

    Wir sehen nur US- und NATO-Deeaskalation: Gunboat Diplomacy, Round-2 - USS Donald Cook Gives Odessa A Miss, Sails Southeast http://theanondog.i2p.us/cgi-bin/src.py?140422080

     

    Die auf der USS Donald Cook installierte AEGIS-Waffe ist das maritime Gegenstück zum u.a. in Polen installierten "antiiranischen" Raketenabwehrschirm.

  • Mit welchem Geld finanzieren die eigentlich diese "Regierung" in der Ukraine? Die USA wären ohne die chinesichen Staatskredite und Stützungskäufe in der Insolvenz. Oder zahlt am Ende die EU?

    Aufklärung täte gut.

    • @Niedra:

      Das ist doch das Schöne am Dollar : solange das bis zum Mond reichende Dollar-Kartenhaus nicht umkippt , können die Amis sich beliebig aus der Druckerpresse bedienen und die ganze Welt damit beglücken !

      :)

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Liebe TAZ,

    "Obamaversteher" sind genauso naiv wie "Putinversteher".

    Bitte versucht "Ukraineversteher" zu werden!

    Es ist doch offensichtlich, dass Russland und(!) die USA Teil des Problems sind.

     

    "Warnen und Helfen"

    Erst dachte ich: Satire.

    • @8545 (Profil gelöscht):

      Nicht Satire , Realsatire ! Wir werden sehen , ob die Europäer sich die Politik der USA in Sachen Ukraine aufzwingen lassen . Warum , das frage ich mich , machen die "Kernländer" der EU den Amerikanern nicht jetzt schon deutlich , dass es mit ihnen eine Aufnahme der Ukraine in die Nato nicht geben wird ?! Einen anderen Grund für ihr Interesse an dem Land können die Amerikaner nicht ernstlich haben . Ein Grund , der zweifellos nichts mit eigenen Sicherheitsinteressen der USA zu tun hat .

      • @APOKALYPTIKER:

        Ach doch, geht noch mehr- TTIP. Dass EU selbstbewußt wird, daran glaube ich ehrlich nicht mehr.

  • Braucht man solche Fotos noch? Denn der Stolze Kreml-Herrscher brüstet sich ja inzwischen selber damit. Wie wir alle inzwischen wissen.

  • Jeder der seinen Kopf benutzen kann weiss, dass es sich bei den Vermummten um reguläre russsische Truppen handelt. Sonst müssten die sich weder vermummen noch Kennzeichen und Hoheitszeichen ihrer Fahrzeuge zuhängen.

    • @Kaboom:

      Die Frage bleibt aber , ob S i e einen Kopf haben , den Sie benutzen sollten . :)

      • @APOKALYPTIKER:

        Er hat ihn benutzt, mehr ist nicht drin.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    US-Fotos als "Beweis"?

    Kennen wir schon zur Genüge, siehe General Powell und Irak.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Es gibt einen geringfügigen Unterschied zwischen ein paar schemenhaft erkennbaren Kisten, die ein transportables Waffenlabor oder auch einfach ein paar Kisten sein können, und scharfen Fotos von einem bestimmten Menschen.

       

      2002 haben die USA schlicht auf den Bildern gesehen, was sie darauf sehen wollten und vom Rest der Welt dasselbe erwartet. Hier hingegen müssten Bildmaterial und/oder Herkunftsangabe schon wirklich gefälscht sein, um das gleiche Maß an Irreführung zu bewirken.

       

      Und machen wir uns nichts vor: 2002 war nicht nur Joschka Fischer "not convinced". Die US-Regierung hatte für ALLE erkennbar nichts Stichhaltiges in der Hand. Aber sie hatte einen Präsidenten, der offenkundig die künftige Außenpolitik seines Landes daran auszurichten gedachte, wer seine wilden Mutmaßungen trotzdem für bare Münze nehmen würde. Das gab damals den Ausschlag für die "willigen Koalitionäre", nicht die schicken Schwarz-Weiß Photos von Wüstenparkplätzen.

       

      Derartige Drohkulissen sind aber - bei aller Enttäuschung, die manch linker Träumer angesichts des Doch-nicht-Messias Obama empfinden mag - nicht im Entferntesten der Stil der heutigen US-Regierung. Deshalb hat diese Regierung auch ein erhöhtes Intersse daran, für seine Behauptungen wirklich aus sich heraus glaubhafte Beweise zu liefern.

      • @Normalo:

        was ist mit "syrischem Giftgas"?

        • @MontNimba:

          Ich weiß nicht, was jetzt wieder für ein VT hinter den Anführungszeichen steht. Das syrische Chemiearsenal besteht unstreitig, und auch sein Einsatz von Syrern gegen Syrer steht außer Zweifel. Der Abbau wurde zwar zugesagt, findet aber nicht in einem akzeptablen Tempo statt, und Assads Verbindungen zum internationalen Terrorismus sind wesentlich zahlreicher und besser dokumentiert, als das bei Saddam Hussein je der Fall war. Trotzdem haben die USA nie mehr getan, als einmal kräftig mit dem Säbel zu rasseln. Es ist eben nicht so, dass ihnen jede noch so weit hergeholte Ausrede recht ist, um den gewünschten Regimewechsel in Syrien zu erzwingen. Andernfalls wäre das längst passiert.

  • Es galt bisher der Satz: 'jedem (US-) Präsidenten seinen Krieg" - hatte der derzeitige eigentlich schon (s)einen? also einen richtig eigenen, nicht einen übernommenen?