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Beziehungen zwischen Indien und USAFamilie Vance macht Workation

US-Vizepräsident J. D. Vance macht Familienbesuch in Indien, wo die Familie seiner Frau herkommt. Mit Ministerpräsident Modi spricht er über Zölle.

Oh wie schön ist Indien: Familie Vance vor dem hinduistischen Akshardham-Tempel am Montag in Neu-Delhi Foto: Kenny Holston/New York Times/ap

Mumbai taz | Indiens Premierminister Narendra Modi hat sich mal wieder prominent als Familienmensch inszeniert. Neben ihm auf den Titelseiten: US-Vizepräsident J. D. Vance mit seiner indischstämmigen Frau Usha und den drei Kindern. Nicht nur wegen der derzeit heißen Temperaturen gibt Vance’ Dienstreise ein wärmeres Bild ab als sein Besuch im März im eisigen Grönland. Delhi und Washington hatten zuletzt gute Beziehungen, unabhängig von der jeweiligen US-Regierung, wenn auch mit unterschiedlicher Ausprägung.

Doch teilte US-Präsident Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit schon kräftig aus. Mit Zolldrohungen schockte er die Welt und insbesondere Asien. Indien nannte er einen „großen Nutznießer“ des bilateralen Handels.

Zwar kam das von Washington als strategischer Partner hofierte Indien im Gegensatz zum Rivalen China glimpflich davon. Dennoch sei Indien geohrfeigt, andere geschlagen worden, hieß es in Indiens Presse. Die USA sind Indiens größter Handelspartner.

„Wenn Indien und die USA erfolgreich zusammenarbeiten, werden wir ein wohlhabendes und friedliches 21. Jahrhundert erleben“, versprach Vance am Dienstag im nordindischen Jaipur. Indien werde den kommenden Quad-Gipfel (Zusammenschluss von Aus­tralien, Indien, Japan und den USA) ausrichten, so Vance.

Mehr Waffen für Indien

Seine Botschaft: Trump wolle, dass Indien und Amerika (zusammen) wachsen. Indien gebe „ein Gefühl der unendlichen Möglichkeiten“. Anders als im Westen sei dort die Führungsschicht nicht von Selbstzweifeln und Zukunftsangst geplagt.

Schon am Montag hatte Vance mit Modi über ein bilaterales Handelsabkommen und Zölle gesprochen. Ein Entwurf soll Zusagen und Verpflichtungen enthalten, darunter, dass die USA mehr Verteidigungsgüter an Indien liefern und mitproduzieren, die es zum Schutz seiner Grenzen benötige.

Delhi wiederum wolle mehr amerikanisches Rohöl und Flüssigerdgas kaufen und stärker gegen illegale Einwanderung vorgehen, fasst es der politische Analyst C. Raja Mohan im Indian Express zusammen. Wenig Annäherung habe es beim Marktzugang für US-Agrarprodukte sowie bei der Abschaffung indischer Steuern auf digitale Dienstleistungen gegeben.

Trotzdem wurde nach dem Treffen, an dem auch Außenminister Subrahmanyam Jai­shan­kar und der Sicherheitsberater Ajit Doval teilnahmen, von „bedeutenden Fortschritten“ gesprochen. Unklar ist, wieweit strittige Punkte zur Sprache kamen.

Laut der American Immigration Lawyers Association werden Studierende aus Indien stärker als aus jeder anderen Nation von der Trump-Regierung zur Rückgabe ihrer Visa gezwungen. Auch Beschränkungen für das beliebte Fachkräftevisum H1B sind eine Sorge in Indien.

Charme-Offensive von Usha Vance ist willkommen

Dabei brauchen Mohan zufolge die USA Partner in Asien wie Indien, um Sicherheit zu gewährleisten. Vance sieht er als neue Stimme des amerikanischen Konservatismus.

Modi betont gern die freundschaftlichen Beziehungen. „Wir haben die rasanten Fortschritte nach meinem Besuch in den USA und dem Treffen mit Präsident Trump besprochen“, sagt er. Im Februar skizzierten sie in Washington ein Handelsabkommen, das bis 2030 ein Volumen von 500 Milliarden US-Dollar vorsieht – mehr als das Doppelte des derzeitigen Wertes.

„Wir haben die erste Gelegenheit genutzt, um nach Indien zu kommen“, verkündete Second Lady Usha Vance im indischen TV. Ihre Charme-Offensive ist willkommen. Nachdem Indien und die USA wegen der Abschiebung von Indern zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit einen etwas holprigen Start hatten, ist die USA nun neben Großbritannien und der EU im Rennen für ein Freihandelsabkommen. Das in Trumps 90-tägiger-Zoll-Pause zu schaffen, scheint jedoch überambitioniert.

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