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Bewegungstermine in BerlinGegen Zäune, Nazis und Ausbeutung

Der „Tag Z“ im Görli rückt näher, Antifas demonstrieren gegen Naziangriffe und die autonome Szene will sich vernetzen. Die Bewegungstermine der Woche.

Der „Tag Z“ kommt – die Ak­ti­vis­t:in­nen sind vorbereitet Foto: Fabian Sommer/dpa

I m Görlitzer Park wird es ernst. Jederzeit können nun die Maschinen anrücken, um die vom Senat seit langer Zeit geplante Einhegung des öffentlichen Raumes in die Tat umzusetzen. Ein entsprechender Auftrag wurde von der Verkehrsverwaltung an eine Baufirma verteilt, deren Name der Senat aus Sicherheitsgründen verschweigt. Für die Ak­ti­vis­t:in­nen bedeutet das: Auch ihr „Tag Z“ rückt näher, an dem sie zur Tat schreiten wollen, um die Law-and-Orderisierung von Kreuzberg doch noch in Handarbeit zu stoppen.

Um diesen Widerstand konkret zu planen, lädt die Initiative Görli 24/7 am Donnerstag (5. Juni) um 18 Uhr zur Park- und Kiezversammlung am Pamukkale. „Wir wollen gemeinsam Ideen aushecken und Pläne schmieden, wie wir dem Senat in die Suppe spucken und die geplante rassistische, ausgrenzende und teure Görli-Schließung verhindern können“, heißt es in einem Aufruf.

Weiter im Norden der Stadt, im Baiz (Schönhauser Allee 26 A), lädt unterdessen die North East Antifa zu einem antimilitaristischen Abend im Vorfeld der Gegenproteste zum „Veteranentag“ am 15. Juni ein. Konkret soll es dagegen gehen, dass der Staat wieder junge Menschen für ein Jahr in ein System des Gehorsams, der Autorität und der militarisierten Gewalt zwingen will. Mit der „Wehrpflicht“ macht der Staat Menschen zu Instrumenten für den Krieg – weshalb die Antifas im Namen der Selbstbestimmung des Individuums dagegen Widerstand organisieren wollen. Los geht es ebenfalls am Donnerstag (5. Juni) um 19 Uhr.

Gemeinsam gegen Nazis, Femizide und Rassismus

Für all diese verschiedenen Kämpfe ist es nötig, dass all jene, die von einer Welt ohne Herrschaft träumen, handlungsfähig werden. In den letzten Jahren haben die Strukturen der einst legendären autonomen Szene Berlins allerdings stark gelitten. Wer heute in die Hauptstadt kommt oder sich neu organisieren möchte, findet nur noch sehr schwer Anschluss an die antiautoritären Strukturen, die es mit der Macht aufnehmen wollen.

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Um das zu ändern, haben sich einige Menschen das Ziel gesetzt, die Autonome Vollversammlung (AVV) wiederzubeleben. Vor langer, langer Zeit war die einmal ein niedrigschwelliger Anlaufpunkt für den angehenden autonomen Nachwuchs, sowie Koordinierungs- und Vernetzungsraum für die ansonsten notorisch zersplitterten autonomen Grüppchen der Stadt. Dieses Forum soll nun am Freitag (6. Juni, New Yorck im Bethanien, 19 Uhr) wiederbelebt werden. Ziel ist, dass die AVV wieder ein selbstorganisierter Raum wird, an dem verschiedene Gruppen ihre (öffentlich besprechbaren) Kampagnen vorstellen und zur Diskussion stellen.

Ebenfalls am Freitag ruft ein Bündnis in Lichtenberg zum Protest auf, um sich gemeinsam gegen Naziangriffe, Femizide und Rassismus zu stellen. Anlass ist der jüngste mutmaßliche Naziübergriff auf den Linksjugend-Sprecher Lasko Schleunung vor zwei Wochen. Doch die An­ti­fa­schis­t:in­nen wollen den Nazischlägern den Kiez nicht kampflos überlassen – sondern sich gegen sie organisieren und verbünden (Freitag, 6. Juni, Roederplatz, 17 Uhr).

Am Samstag (7. Juni) wird schließlich ab 18:30 Uhr im Museum des Kapitalismus (Köpenicker Str. 172) der Film „Outsourced: Import Resources, export pollution“ über die Lithium-Ausbeutung in Serbien gezeigt. Zugegen sein werden der Regisseur des Films, Matthieu Hansen, sowie Heidemarie Schroeder, Autorin des Buches „Eine Gigafabrik in Grünheide“. Gemeinsam soll diskutiert werden, wie der internationale Widerstand gegen Lithiumabbau und E-Auto-Fabriken ausgebaut werden kann.

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Timm Kühn
Redakteur
Textplaner taz Berlin. Schreibt seit 2020 für die taz über soziale Bewegungen, Arbeitskämpfe, Kapitalismus und mehr.
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1 Kommentar

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  • Und wenn man sich noch so verbiegt und Rabulistik betreibt: den Zaun zu verhindern, hat nicht das geringste mit linker Politik zu tun, und ist eine geradezu pervers falsche Prioritätensetzung und Energieverschwendung, wenn gleichzeitig eine rechtsextreme Partei von Sieg zu Sieg eilt.