Bewegungstermine in Berlin: Kampf statt Pralinen
Bei den vielen Demos und Partys um den queerfeministischen Kampftag am 8. März herum lässt sich leicht der Überblick verlieren. Eine taz-Übersicht.
I m Laufe seiner Geschichte, nach seinem Auftakt vor mehr als 100 Jahren, wurde der internationale Frauentag schon öfters umbenannt. In den letzten Jahren hat sich die Bezeichnung (queer-) feministischer Kampftag etabliert, die eine Verankerung in der internationalen feministischen Streikbewegung betont, die insbesondere seit den „Ni una menos“-Protesten in Argentinien ab 2015 entstand. Zudem grenzt die Bezeichnung niemanden aus.
In Berlin ist der Frauenkampftag ein arbeitsfreier und gesetzlicher Feiertag, auch wenn er dieses Jahr leider sehr arbeitgeberfreundlich auf einen Samstag fällt. So bleibt aber immerhin für die meisten ein Katertag nach dem Besuch etwaiger Abendveranstaltungen am 8. März.
Ein außergewöhnliches Filmfestival geht schon einige Tage vor den ereignisreichen Tagen um den 8. März los. Final Girls Berlin 2025 ist ein feministisches, queeres und nicht binäres Filmfestival, das spannenden, düsteren und gewagten Horror verspricht. Das Festival findet im City Kino Wedding statt und jährt sich dieses Jahr zum 10. Mal. Das Programm ist hier zu finden. Der Preis beläuft sich auf 8,50 Euro pro Vorstellung oder 75 Euro für einen Festival Pass (5. bis 9. März, Müllerstraße 74).
Schon am Vortag gegen das Patriarchat
Bereits am Tag vor dem feministischen Kampftag beginnt im Wedding die Vorabenddemo Raus mit Kochtopf und Krawall. Treffpunkt ist der Nettelbeckplatz, der im übrigen endlich bald in Martha-Ndumbe-Platz umbenannt wird. Vorbild sind die Kochtopfdemos aus Chile. Mitzubringen ist jede Menge Wut – etwa über die tagtägliche Gewalt gegen Frauen und Queers, über Unterdrückung und ungleiche Bezahlung. Bevor die Demo loszieht, wird es ein Kinderprogramm geben. Zum Abschluss gibt es an der Roten Ella Essen, Austausch und Redebeiträge (Freitag, 7. März, Reinickendorfer Str. 110, 15:30 Uhr).
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Auch in Mitte am Rosa-Luxemburg-Platz wird schon am Freitag lautstark demonstriert: Für ein Ende der patriarchalen Herrschaft – für eine Zukunft ohne Gewalt! Ausgehend davon, dass das kapitalistische Patriarchat strukturell organisiert ist, ruft die Interventionistische Linke Berlin und ihre Friends auf die Straßen im Zentrum der Stadt. Es geht bei den Forderungen gegen immer noch vorhandene patriarchale Strukturen und auch um patriarchale, insbesondere häusliche Gewalt, die ein gesellschaftliches Problem darstellt und Präventionsarbeit, Bildung sowie Täterarbeit verlangt (Freitag, 7. März, Rosa-Luxemburg-Platz, 17:30 Uhr).
Zum zehnten Mal bereits findet im Gretchen das Festival Jenseits von Nelken und Pralinen statt. Die musikalische Auswahl ist vielseitig. Es stehen wie gewohnt weiblich gelesene Künstler:innen auf der Bühne. Das ganze Line-Up ist hier zu finden. Tickets für das Festival zum angemessenen Reinfeiern in den feministischen Kampftag gibt es hier (Freitag, 7. März, Obentrautstr. 19-21, 20 Uhr).
8. März ist Kampftag!
Für einen antifaschistischen und universellen Feminismus geht es Schulter an Schulter mit allen FLINTA* im Prenzlauer Berg auf die Straße. Es sind alle Geschlechter willkommen, um dem Patriarchat den Kampf anzusagen (Samstag, 8. März, S-/U-Bhf. Schönhauser Allee, 13 Uhr).
Am Oranienplatz in Kreuzberg ruft die Alliance of Internationalist Feminists zur Demo Until total Liberation auf – bis alle kolonialen Kräfte und faschistischen Systeme beendet sind (Samstag, 8. März, Oranienplatz, 15 Uhr).
Bereits einige Stunden zuvor, ebenfalls am Oranienplatz, startet die feministische, solidarische und gewerkschaftliche Demonstration zum internationalen Frauen*Kampftag. Organisiert ist die Demo von einem breiten feministischen, stadtpolitischen und gewerkschaftlichen Bündnis. Die Abschlusskundgebung ist vor dem Roten Rathaus (8. März, Oranienplatz, 12:30 Uhr).
Unweit des Oranienplatzes startet derweil Purple Ride, eine queer-feministische Frauen*Fahrrad Demo. Geradelt wird zum Leopoldplatz im Wedding. Das Motto: Echte Chancengleichheit (Samstag, 8. März, Mariannenplatz, 12 Uhr)!
Kämpferisch geht es schließlich auch am Abend bei der „Fight by Night“-Abenddemo zur Sache, die ebenfalls in Kreuzberg startet. Es geht gegen jene kapitalorientierte Politik und jede frauenfeindliche Regierung, egal ob sie Berlin oder Damaskus sitzt. Denn das Patriarchat gehört bekämpft – hier und überall (Samstag, 8. März, Spreewaldplatz, 18 Uhr).
Zum Ausklang Parties und Konzerte
Alle Geschlechter willkommen sind im Baiz zur Frauentagsparty. Das berühmte Baiz-Kneipen-Quiz findet trotz Party statt, allerdings mit dem besonderen Schwerpunktthema Frauen. Im Anschluss legen Djs auf und es darf getanzt werden (Samstag, 8. März, Schönhauser Allee 26a, 19 Uhr).
Auch in der Arcanoa wird am 8. März mit dem Feminist Fight Day Concert ein Zeichen für FLINTA* Empowerment gesetzt: Laut und rebellisch mit feministischem Rock- und Post-Punk (Samstag, 8. März, Am Tempelhofer Berg 8, 19:30 Uhr).
Die B-Lage lädt zum gemeinsamen Ausklang des queerfeministischen Kampftags ein. Erst gibt es Küfa vom Kollektiv Kredenz. Die Spenden gehen an Women in Exile e.V. Danach legen verschiedene FLINTA* DJs auf (Samstag, 8. März, Mareschstr. 1, 19:30 Uhr).
Das Future is Female ist ein zweitägiges Event im Slaughterhouse Berlin. Es bietet ein Line-up an Künstler:innen queer durch diverse Musikrichtungen. Vor allem samstags wird es bunt, mit vielen female fronted Bands und weiblichen DJs. Es wird Gothic Rock, Punk, Electro Acts und eine Aftershowparty geben. Tickets gibt es hier (Samstag, 8. März, Lehrter Str. 35, 20 Uhr).
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