Bewegungstermine in Berlin: Erinnern, Tanzen und Dagegenhalten
Die Ferien sind vorbei, die Struggles nicht. „A100 wegbassen!“, Antikriegsdemo und mehr laden zum Aktivwerden und -bleiben ein. Worauf warten Sie?
K äte Rogalli wurde bei ihrer Geburt im Jahr 1903 das männliche Geschlecht zugeschrieben. In den 1920er Jahren lebte sie in Berlin offen als Frau. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, die eine homo- und transfeindliche Politik verfolgten, wurde sie mehrmals denunziert, schikaniert und inhaftiert. Im KZ Sachsenhausen musste sie von 1937 bis 1938 Zwangsarbeit leisten. In den Wittenauer Heilstätten wurde sie 1941 zwangspsychiatrisiert.
Im Jahr 1943 nahm sich Käte Rogalli dort das Leben. In Gedenken an sie und für eine queere und trans Erinnerungskultur wird an ihrem alten Wohnort nun ein Stolperstein verlegt. Damit wird erstmals ein Stolperstein für eine trans Person ohne Deadnaming verlegt, also ohne Bezug auf den Namen, der ihr bei ihrer Geburt zugewiesen wurde. Kai* Brust, Trans-Historiker*in und Iniziator*in des Stolpersteins wird dazu einen Input geben und Fragen beantworten. (Donnerstag, 31. August, Hagelberger Str. 21, 13 Uhr).
Wie konnte es trotz regelmäßiger internationaler Klimakonferenzen seit den 1990er Jahren zur Klimakrise kommen? Und was können wir dagegen tun, außer zu demonstrieren und zu blockieren, so viel es nur geht? Diesen Fragen geht der Film „Der Laute Frühling“ auf den Grund. In 62 dokumentarisch gefüllten Filmminuten plädieren Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Gewerkschafter*innen für eine engere Zusammenarbeit von Klima- und Arbeiter*innenbewegung, um das klimapolitische Ruder doch noch sozialverträglich rumzureißen.
Der Stadtteilladen Zielona Góra lädt ein zum „Politischen Café“: mit gemeinsamem Filmeabend und anschließendem Gespräch zwischen der Regisseurin Johanna Schellhagen und dem Journalisten Peter Nowak (Donnerstag, 31. August, Grünbergerstr. 73, 18 Uhr).
Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.
Demo gegen Krieg und Militarisierung
Am 01. September 1939 hat Nazi-Deutschland Polen überfallen. Heute, 84 Jahre später, rüstet Deutschland wieder milliardenschwer auf. Damit nicht genug. Während Menschen in den vergangenen Jahren und noch heute in Kriegen wie im Jemen, in Mali oder in Syrien ihre Leben und Liebsten verlieren, profitieren Deutsche Rüstungskonzerne maßgeblich von Rüstungsexporten – dem Geschäft mit dem Tod.
Vor diesem Hintergrund, und in Anbetracht des weiterhin tobenden Krieges in der Ukraine, ruft die Berliner Antikriegskoordination zum gemeinsamen Erinnern und Demonstrieren auf (Samstag, 2. September, Pariser Platz, 14.00 Uhr).
„A100 Wegbassen!“ und Infoabend zum Recht auf Abtreibung
Das Bundesverkehrsministerium und die Autobahn GmbH wollen die Berliner Stadtautobahn verlängern. Dafür sollen in Friedrichshain und Lichtenberg – wohlgemerkt in Zeiten von Klimakrise und akutem Wohnungsmangel – Freiflächen, Wohnungen sowie sub- und clubkulturelle Orte weichen.
Ein zivilgesellschaftliches Bündnis aus Kiezbewohner*innen, Klimaaktivist*innen und Clubgänger*innen ruft alle Berliner*innen auf, sich diesem irrsinnigen Projekt beim gemeinsamen Protestrave „A100 wegbassen!“ tanzend entgegenzustellen (Samstag, 2. September, Markgrafendamm, 12.00 Uhr).
Bald ist es wieder so weit. Unter dem unscheinbaren Label „Marsch für das Leben“ kommen jährlich im September fundamentalistische Christ*innen, „besorgte Bürger*innen“, Neonazis und andere Abtreibungsgegner*innen in Berlin zusammen und fordern FLINTA-feindliche Politiken. Auch in diesem September halten FLINTAs und ihre Verbündeten dagegen: für das Recht auf Abtreibung und die freie Entscheidung über den eigenen Körper.
In der B-Lage wird es anlässlich der bevorstehenden Proteste eine Infoveranstaltung geben. Zur Einstimmung wird der Film „Wie wir wollen“ des feministischen Filmkollektivs KINOKAS geschaut, in dem es um Erfahrungen mit Abtreibungen in Deutschland geht. (Dienstag, 5. September, Mareschstraße 1, 19.30 Uhr).
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