Betreiber des Berliner Aquariums: „Es ist völlig unerklärlich“
„Wie eine Flutwelle“: Uwe Abraham, Geschäftsführer der Berliner Gesellschaft für Großaquarien, über den geplatzten AquaDom.
taz: Herr Abraham, der AquaDom ist heute Morgen geplatzt. Haben Sie schon Erkenntnisse über den Ursache?
Uwe Abraham: Nein. Feuerwehr, Polizei – alle sind da. Der gesamte Zylinder ist auseinandergebrochen. Vielleicht gibt es Aufzeichnungen von Überwachungskameras, aber das wissen wir nicht.
Der 16 Meter hohe Glaszylinder hatte einen Durchmesser von 11,5 Metern und enthielt 1 Million Liter Wasser.
Das muss offensichtlich schlagartig passiert sein. Unser Notdienst ist gegen 6 Uhr informiert worden. Das Wasser ist wie eine Flutwelle durch das gesamte Erdgeschoss des Hotels gegangen – wie eine Tsunamiwelle.
Der AquaDom hatte erst im Juni wieder aufgemacht, nach zweieinhalbjährigen Sanierungsarbeiten. Könnte es sein, dass bei der Sanierung Fehler gemacht worden sind, die sich jetzt gerächt haben?
Die Sanierungsarbeiten sind erfolgt, weil es Undichtigkeiten gab. Ich bin einfach ratlos im Moment. Das Ganze sieht aus wie ein Grundbruch – das ist der bauliche Fachausdruck, wenn sich plötzlich die Statik eines Gebäudes verändert. Aber wir wissen nicht, was die Ursache ist. Wir wissen nicht, ob es allgemeines Materialversagen war oder ob es eine Schwachstelle gab. Es ist völlig unerklärlich. Aber es wird in den nächsten Tagen sicher erkennbar sein.
Menschen sind nicht ernsthaft zu Schaden gekommen, richtig?
71, ist Geschäftsführer der Berliner Gesellschaft für Großaquarien (BGG), die das Riesenaquarium betreibt
Ich glaube, zwei Leute sind leicht verletzt worden.
Was ist mit den 1.500 Fischen, die in dem Zylinder waren?
Alle Fische aus dem AquaDom sind tot, alle! Den Fischen, die wir im Untergeschoss halten, geht es, wie man so schön sagt, den Umständen entsprechend gut.
Sie haben da unten Zuchtstationen.
Wir züchten hochbedrohte Arten, zum Beispiel Süßwasserspezies nach, das ist Teil unserer zoologischen Verrichtung. Die haben alle überlebt. Sie werden jetzt evakuiert. Mit unseren Partnern von Sealife richten wir gerade neue Becken ein. Heute Abend wird das erledigt sein. Aus behördlicher Sicht ist es sinnvoll, das Gebäude erst mal zu räumen und zu sichern, um es untersuchen zu können.
Der AquaDom ist jetzt eine Ruine. Was ist Ihr Hauptproblem, der finanzielle Schaden oder der Verlust der Fische?
Hauptproblem sind meine Mitarbeiter. Die liebten ihre Fische, mehr noch als ich. Sie sind alle zutiefst traurig.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken