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Betreiber des Berliner Aquariums„Es ist völlig unerklärlich“

„Wie eine Flutwelle“: Uwe Abraham, Geschäftsführer der Berliner Gesellschaft für Großaquarien, über den geplatzten AquaDom.

„Alle Fische aus dem AquaDom sind tot, alle“: Trümmer vor dem Hotel Foto: Christoph Soeder/dpa
Interview von Plutonia Plarre

taz: Herr Abraham, der AquaDom ist heute Morgen geplatzt. Haben Sie schon Erkenntnisse über den Ursache?

Uwe Abraham: Nein. Feuerwehr, Polizei – alle sind da. Der gesamte Zylinder ist auseinandergebrochen. Vielleicht gibt es Aufzeichnungen von Überwachungskameras, aber das wissen wir nicht.

Der 16 Meter hohe Glaszylinder hatte einen Durchmesser von 11,5 Metern und enthielt 1 Million Liter Wasser.

Das muss offensichtlich schlagartig passiert sein. Unser Notdienst ist gegen 6 Uhr informiert worden. Das Wasser ist wie eine Flutwelle durch das gesamte Erdgeschoss des Hotels gegangen – wie eine Tsunamiwelle.

Der AquaDom hatte erst im Juni wieder aufgemacht, nach zweieinhalbjährigen Sanierungsarbeiten. Könnte es sein, dass bei der Sanierung Fehler gemacht worden sind, die sich jetzt gerächt haben?

Die Sanierungsarbeiten sind erfolgt, weil es Undichtigkeiten gab. Ich bin einfach ratlos im Moment. Das Ganze sieht aus wie ein Grundbruch – das ist der bauliche Fachausdruck, wenn sich plötzlich die Statik eines Gebäudes verändert. Aber wir wissen nicht, was die Ursache ist. Wir wissen nicht, ob es allgemeines Materialversagen war oder ob es eine Schwachstelle gab. Es ist völlig unerklärlich. Aber es wird in den nächsten Tagen sicher erkennbar sein.

Menschen sind nicht ernsthaft zu Schaden gekommen, richtig?

Im Interview: Uwe Abraham

71, ist Geschäftsführer der Berliner Gesellschaft für Großaquarien (BGG), die das Riesenaquarium betreibt

Ich glaube, zwei Leute sind leicht verletzt worden.

Was ist mit den 1.500 Fischen, die in dem Zylinder waren?

Alle Fische aus dem AquaDom sind tot, alle! Den Fischen, die wir im Untergeschoss halten, geht es, wie man so schön sagt, den Umständen entsprechend gut.

Sie haben da unten Zuchtstationen.

Wir züchten hochbedrohte Arten, zum Beispiel Süßwasserspezies nach, das ist Teil unserer zoologischen Verrichtung. Die haben alle überlebt. Sie werden jetzt evakuiert. Mit unseren Partnern von Sealife richten wir gerade neue Becken ein. Heute Abend wird das erledigt sein. Aus behördlicher Sicht ist es sinnvoll, das Gebäude erst mal zu räumen und zu sichern, um es untersuchen zu können.

Der AquaDom ist jetzt eine Ruine. Was ist Ihr Hauptproblem, der finanzielle Schaden oder der Verlust der Fische?

Hauptproblem sind meine Mitarbeiter. Die liebten ihre Fische, mehr noch als ich. Sie sind alle zutiefst traurig.

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26 Kommentare

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  • "Wir wissen nicht, ob Kameras aufgezeichnet haben" Hei..... das nenne ich Datenschutz 5.0!

  • Der Schluss ist echt rührend, erinnert an die genauso verdutzt tuenden Aussagen aus diesem Zoo jetzt in Schweden, wo sich auch ganz Furchtbares abspielt. Liebe ist einfach, aber mit Achtung und Respekt hat es wenig zu tun. Und wenn ich sowas schon derart ambitioniet um nicht zu sagen gewagt (bescheuert) anlege und aufstelle, dann nehm ich genau das auch in Kauf und lege es auch immer schon ein Stück weit an, sonst geht es ja nicht und das ist jetzt auch unbestreitbar. Geht nicht gibt's nicht. Und das ist dann Kaputtmachen, nicht einfach Kaputtgehen, so ehrlich muss man sein. (Oder wenn man auch Raser für Mörder hält.) Die 1.500 Opfer sind auch nur die wertigen Posten, dazu kommen ja wohl zahllose kleinere Tiere und all die Pflanzen. Ohne Erwähnung, ohne Sinn. Teller ausgenommen, was man unterscheiden muss: was haben tropsche Salzwasserfische in Berlin zu suchen? Für mich nicht mehr als'n Schwertwalbecken. Alles andere ist wohlfeil, aber kaum überzeugend zu konstruieren. Schon gar nicht wie hier zu billigen Ambiente- und Dekozwecken, das muss man sich erst mal schönreden. Kunststofffische oder irgendwas Nachhaltigeres wären genauso schön gewesen, die hätte man vielleicht sogar noch bunt blinken oder "kosmische" Klänge abspielen lassen. Stattdessen kommt es wie so oft, dass den Quälenden ihr Quälen mit einem großen Knall aber mal so vor Augen geführt wird, dass sie's selbst nicht länger leugnen können und dann kommen die dicken Tränen. Leider nicht genug Salzwasser für die nächste Wagenladung. Aber da lässt sich bestimmt was machen.

  • www.spiegel.de/pan...-83c8-87b013d5a69b

    In dem Video sieht man wie die 20 cm dicken Plexiglasteile mit dem Kran reingehoben wurden, das Verkleben sieht man nicht, das ist das Betriebsgeheimnis der amerikanischen Spezialfirma...

  • Ein Tsunami dürfte als Vergleich nicht ganz geeignet sein.

    Mögliche Ursache könnte auch der Temperaturunterschied zwischen Korallenbestücktem Aquarium und Winterbedingter Raumtemperatur in der Hotellobby unter Energiesparbedingungen sein.

    Die Unsitte des klopfen mit der Fingerspitze an der Aquariumscheibe war es hoffentlich nicht.

  • Man kann nur froh und glücklich sein, dass es um kurz vor sechs Uhr morgens passiert ist!



    Wenn das Ding tagsüber geplatzt wäre .........😱

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Vielleicht Free-Animal-Aktivisten?

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Unsinn! Bei Tierbefreiung geht es um die Befreiung von Tieren, nicht um deren Tötung.



      Solche Aquarien sollten abgeschafft werden. Tiere in Gewässern und deren Lebensräume müssten geschützt werden. Dann könnten sie in ihren eigentlichen Lebensräumen ungestört leben. Hierdurch entfiel das vorgeschobene, konstruierte Argument, dass Zoos und Aquarien dem Artenerhalt dienen würden. Konsequenter Artenerhalt bedeutet, mit der Zerstörung und Vergiftung der Natur aufzuhören.



      Konsequenterweise müsste auch Fischerei verboten werden. Und ja, auch die meisten Deutschen sollten sich an die eigene Nase fassen und ihren Konsum hinterfragen. 14 Kilo Fleisch von Tieren aus Gewässern zusätzlich zu den 57 Kilo Fleisch von Landtieren essen Deutsche im Schnitt pro Jahr.

      • @Uranus:

        Keine Sorge uranus. Der Mensch selbst, als jemand der essen muss und damit inh Konkurrenz zu anderen Lebewesen steht, schafft sich grade ab

        • @Jan Knapp:

          Ja, so macht es aktuell leider den Eindruck.

      • @Uranus:

        Unter den derzeitigen Verhältnissen tragen Zoos und Aquarien nun mal zum Arterhalt bei. Natürlich haben Sie mit Ihren Forderungen ebenfalls recht,aber leider ist die Menschheit eine nur eingeschränkt rational und logisch handelnde Spezies. Man sehe sich einfach um und betrachtet die Welt wie sie ist:qed!

        • @Mustardmaster:

          *Ergänzung:



          150 Spezies (Pflanzen und Tiere) sterben pro Tag aus. Wieviele Zoos und Aquarien bräuchte es da wohl, um dies aufzuhalten?

        • @Mustardmaster:

          Die Zoos und Aquarien sind ein Witz gegenüber den riesigen Naturräumen, die viele der eingesperrten Tiere eigentlich benötigen. Die Anzahl der Zootiere ist auch sehr klein im Vergleich zu den Tieren, die in der Natur vorkommen. Es mag einzelne Tiere geben, die mensch züchten und wieder aussetzen kann. Allerdings schwinden immer mehr die Räume, in die die Tiere ausgesetzt werden können und in denen "Wildtiere" leben können.



          Das allgemeine (nicht an Sie gerichtet!) sich Versteigen auf das Argument "Artenerhalt" für Zoos und Aquarien ist lächerlich - damit machen sich die Leute was vor. Was Tiere tötet, ist die Lebens- bzw. Produktionsweise. Wenn mensch was gegen das sechste Massensterben der Tiere tun wollte, sollte mensch schnellstens, tiefgreifend daran ändern.



          Ihrer zweiten Kommentarhälfte stimme ich zu. Viele Leute, Unternehmen wollen zu langsam und zu wenig etwas verändern.

      • @Uranus:

        Wenns nach Ihnen ginge müsste Fleisch-und Fischverzehr verboten werden. Haustiere verboten werden nachdem die alten gestorben sind.



        Die älteren können sich dann allein daheim mit ihrem Salat unterhalten.



        Auto und Flugverkehr sowieso. Es würden keine Touristen mehr per Flug zu uns kommen.



        Ausser den paar natürlich die sich die überfüllten Züge antun würden, weil sie sich unser wunder-, bzw. sonderbares Land mal anschauen wollen. Genauso wie Touristen die nach Nordkorea in den Urlaub fahren

        • @Furth im Wald:

          Also, ich fände eine solidarische Gesellschaft gut, die die Natur wesentlich respektvoller behandelt und Tiere als moralisch zu berücksichtigende Subjekte sieht und behandelt.



          Konsequent hieße das, um auf Ihre (polemischen) Punkte einuzgehen:



          + Abschaffung von Tierausbeutung egal ob zu Ernährungs- oder Unterhaltungszwecken.



          + Einrichtung bzw. Erweiterung von Naturschutzgebieten



          + Sicherung der Versorgung und Teilhabe von alten, kranken und behinderten Menschen. Das geht auch ohne "Haustiere" bzw. sollte ohne sie gehen.



          + Umgestaltung der Lebensweise hier und in den anderen industrialisierteren Ländern, so dass sie die Kapazitäten der Ökoysteme nicht mehr überbelasten. Und ja, das geht nur durch Wachstumsrücknahme, durch Umstieg auf effiziente Technologien. Autos und Flugzeuge sind es bspw. nicht, ÖPNV, Bahn, Fahrrad bspw. hingegen schon.



          Warum so radikal? Weil es dafür gute ethische Argumente sowie Argumente des Eigeninteresses gibt.



          Warum schnell? Weil kaum noch Zeit bleibt, um die desaströsen Auswirkungen der ökologischen Krisen abzumildern bzw. zu verlangsamen (verhindern wird wohl sehrsehr schwer so mein Eindruck), die ökologischen Krisen bereits sehr weit vorangeschritten sind und sich schneller zuspitzen.



          Was wollen Sie eigentlich anhand der Erwähnung von "Nordkorea" sagen? Plattes "Kommi-Bashing"?

          • @Uranus:

            Mir sind Menschen suspekt die IHRE ideen als "nur" bezeichcnen, und damit jede Diskussion verunmöglichen. Ich bin auch gerne radikal- aber ihre Ideen füttern geanuo den Kapitalismus am Ende wie alle anderen.

            • @Jan Knapp:

              Sie meinen folgendes "nur", von dem ich schrieb:



              "Und ja, das geht nur durch Wachstumsrücknahme, durch Umstieg auf effiziente Technologien."



              Wie sollte es Ihrer Ansicht den anders gehen? Und zwar vor dem Hintergrund, dass wenn alle Länder so handeln würden, wie im Schnitt die Deutschen, dass es dann 3 Erden bräuchte, Deutschland seit vielen Jahren die Klimaziele reißt und das 6. Massensterben stetig vorangetrieben wird.



              Übrigens Wachstumsrückmnahme gilt, wenn Wachstum einer DER zentralen Eigenschaften des Kapitalismus ist, als antikapitalistisch.

        • @Furth im Wald:

          Also, Sachlichkeit ist offensichtlich nicht so ihr Ding.

          Was sollte denn ihrer Meinung nach geschehen, um zu verhindern, dass der ganze Laden an die Wand fährt?

          In der Wissenschaft ist es Konsens, dass das passieren wird, wenn sich grundlegende Dinge nicht ändern.

          Oder haben Sie da andere Informationen?

          • @Jim Hawkins:

            Im Gegenteil, nur Sachlichkeit bringt einen weiter.



            Aber wenns zu extrem wird nach dem Motto "alles oder nix" und das schon sekten-, mantrahaft gepredigt wird ohne Widerspruch zuzulassen oder sich auf Kompromisse einzulassen, dann hat das auch nichts mit Sachlichkeit zu tun.



            Aber gottseidank haben wir ja eine Demokratie und wenn die Mehrheit mal so leben möchte, dann machen wir das.

            • @Furth im Wald:

              Das Problem scheint mir zu sein, dass wir es hier mit der normativen Kraft des Faktischen zu tun haben.

              Allerdings scheint es tatsächlich so zu sein, dass die Mehrheit so leben möchte, wie sie nun mal lebt.

              Und aufgrund dieser Borniertheit wird es wohl so kommen, wie es wohl kommen muss.

              Eine wie auch immer geartete Dystopie, in der die Reichen in Gated Communities leben und der Rest zu Rackets oder zu Opfern der Rackets wird.

              Aber vielleicht bin ich ja auch nur ein Schwarzseher.

              • @Jim Hawkins:

                "Und aufgrund dieser Borniertheit wird es wohl so kommen, wie es wohl kommen muss."



                So ist es wohl. Wer z.B. zuviel, bzw. masslos Tabakwaren oder Alkohol langfristig konsumiert, wird irgendwann unweigerlich gesundheitliche Schäden bemerken und bis auf wenige Ausnahmen nicht das Durchschnittsalter erreichen und früher das zeitliche segnen. Jeder weiss es, die wenigsten schaffen es frühzeitig abzuspringen und wenn dann ist es oft schon zu spät.



                So ist es halt mit uns bzw. den meisten

            • @Furth im Wald:

              Geil. Kompromiss mit Naturgesetzen:

              "Hey Gravitation! Heute ist Montag, das Aufstehen fällt mir echt schwer - mach mal Hälfte nur, so als Kompromiss wenigstens... Heute Abend gehe ich auch früher ins Bett und morgen wird alles besser, versprochen!!1"

      • @Uranus:

        Solange Massentierhaltung, Streichelzoos oder Zirkusse nicht verboten werden können wir noch lange drauf warten, dass Aquarien verboten werden.

        • @Troll Eulenspiegel:

          Kann/mag sein. Das Ganze hat aber die gleiche Grundlage, Speziesmus, insofern ist es doch nur konsequent und gut, darauf hinzuweisen bzw. dagegen vorzugehen.

      • @Uranus:

        Ich ergänze...55.000.000 Schweine pro Jahr.



        Gleich 20 Milliarden und 75 Millionen Tage Leid pro Jahr.



        481 Milliarden, 800 Millionen Stunden um Stunden elendes Dasein für die Tiere.



        Deutschland tötet außerdem insgesamt 50 Millionen "Nutztiere" pro Jahr. Wild noch nicht eingerechnet. Über zwei Millionen pro Tag.



        Deutschland ist ein gigantisches Schlachthaus, dem in einem gewaltigen Strom ununterbrochen riesige Mengen Tiere aus elendsten tierquälerischen Verhältnissen zugeführt werden



        Deutschland, ein Land in dem wir gut undgerneleben.



        Ich will damit das Leid und den Tod der 1500 Leben, aber diese verdammte heuchlerische Fleischtötungsfressmaschine braucht solche perversen Konstruktionen.

        • @Struppo:

          " Ich will damit das Leid und den Tod der 1500 Leben, aber diese verdammte heuchlerische Fleischtötungsfressmaschine braucht solche perversen Konstruktionen."



          Fehlt da nicht (mindestens) ein Verb/Tu-Wort? Verstehen tue ich den Satz so zumindest nicht.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Das sagt man ja PETA-, Greenpeace- oder WWF-Aktivistis gerne nach, dass die Anschläge oder Brfreiungsaktionen verüben, die mitunter auch den Tod der Tiere mit sich bringen können. Im Sinne lieber sterben als weiter gequält. Alles Schwachsinn, wurde schon in den 90ern verbreitet bevor es Twitter oder Breitbart gab.