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Besetzung in GrünheideAnti-Tesla-Baumhäuser bleiben

Der Protest gegen den E-Autobauer Tesla in Brandenburg geht in die Verlängerung. Die Aktivisten kündigen an, „längerfristig“ bleiben zu wollen.

Bleiben länger: die Anti-Tesla-Aktivisten im brandenburgischen Grünheide Foto: Fabian Sommer/dpa

Grünheide dpa | Das Protestcamp gegen die Fabrik von US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide kann länger bleiben. „Wir bleiben“, sagte eine Sprecherin des Bündnisses Tesla stoppen. „Wir stellen uns darauf ein, längerfristig hier zu sein.“ Die Versammlung sei über den Montag hinaus verlängert, sagte auch ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg hatte am Donnerstag eine Beschwerde der Brandenburger Polizei zurückgewiesen. Dabei geht es um die Auflagen für das Protestcamp, die unter anderem den Abbau der Baumhäuser vorsahen.

Zuvor hatte das Verwaltungsgericht Potsdam zugunsten des Protestcamps entschieden und die Auflagen auf Eis gelegt. Dagegen legte die Polizei Beschwerde ein. Die Aktivisten sehen mit der Autofabrik Umweltrisiken, die Tesla zurückweist. Sie wenden sich auch gegen eine Erweiterung des Fabrikgeländes.

Die Gegner der Erweiterung loten juristische Mittel gegen den Bebauungsplan aus. „Ein Rechtsanwalt ist beauftragt“, sagte der Landesvorsitzende Björn Ellner am Montag. „Wir werden erstmal prüfen, was wir für Angriffspunkte haben.“ Offen ist, ob sich Verbände oder Initiativen der Klage anschließen. Das einzige europäische Werk von Firmenchef Elon Musk sorgt seit dem Bau für scharfe Kritik von Umweltschützern und Anwohnern. Tesla weist die Bedenken zurück.

Bürger lehnen Tesla-Pläne mehrheitlich ab

Die Gemeindevertreter von Grünheide hatten am Donnerstag mehrheitlich den umstrittenen Bebauungsplan für eine Erweiterung des Fabrikgeländes zum Bau eines Güterbahnhofs und von Logistikflächen beschlossen. Dafür soll Wald gerodet werden – allerdings weniger als früher geplant.

Fast zwei Drittel der Bürger von Grünheide hatten die ursprünglichen Erweiterungspläne des Autoherstellers bei einer Befragung im Februar abgelehnt. Ein Kompromiss sah daraufhin vor, statt mehr als 100 Hektar nur knapp 50 Hektar Wald zu roden. Der Autobauer Tesla verweist darauf, dass nun mehr als 70 Hektar Wald erhalten bleiben und die Region mit dem Güterbahnhof von Lastwagenverkehr entlastet wird.

Der Umweltverband Grüne Liga befürchtet negative Folgen für die Umwelt. „Der Wald, der nicht gerodet werden soll, ist Teil des Bebauungsplans“, sagte der Landesgeschäftsführer der Grünen Liga Brandenburg, Michael Ganschow. „Eine Waldumwandlung wäre jederzeit möglich und könnte nicht verhindert werden.“

Er wirft den Gemeindevertretern vor, die Entscheidung der Bürger in der Befragung ignoriert zu haben. „Für die Demokratie ist das ein Bärendienst, dafür tragen sie die alleinige Verantwortung.“ Ganschow verwies auch darauf, dass der Güterbahnhof, der den Lkw-Verkehr entlasten soll, bereits im Bebauungsplan 13 für das bestehende Fabrikgelände geplant war.

Im Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin, das vor mehr als zwei Jahren öffnete, arbeiten rund 12.000 Beschäftigte. Ein Teil des Geländes liegt im Wasserschutzgebiet. Seit Ende Februar protestieren Umweltaktivistinnen und Umweltaktivisten gegen Tesla nahe dem Werk in Grünheide. Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die Brandenburger Landesregierung sehen die Ansiedlung als Gewinn für das Land.

Bisher unbekannte Täter hatten am 5. März Feuer an einem Strommast gelegt, der Teil der Stromversorgung des Tesla-Werks ist. Das führte zu Stromausfall, die Autoproduktion lag mehrere Tage auf Eis. Vor mehr als einer Woche versuchten Aktivisten, das Tesla-Gelände zu stürmen. Die Polizei konnte dies verhindern.

Tesla hat noch mehr vor: Das Unternehmen will die Fabrik auf dem bestehenden Gelände nach früheren Plänen ausbauen und die Produktion auf das Ziel von angepeilten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million verdoppeln.

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10 Kommentare

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  • Der sogenannte Wald ist eine Kiefernplantage in Monokultur nahe der Autobahn.

  • "Dafür soll Wald gerodet werden..." Was für ein Wald?



    Diese Monokultur-Nadelholz-Industrie-Spaliere kann man beim besten Willen nicht "Wald" nennen. Woanders wurden solche Monokulturen schon Objekt des Protestes von Umweltverbänden, hier will man sie schützen. Sehr zwielichtige Doppelmoral.

    • @Rudi Hamm:

      Einen solchen Forst kann man zu mehr Artenvielfalt "umbauen". Und ein Kiefernforst ist allemal besser als eine weitere versiegelte Fläche. "Zwielichtige Doppelmoral": Quark! Wenn man sich andernorts gegen Monokulturen einsetzt, dann will dort aber doch keiner statt des Monokulturforsts eine Autofabrik oder ähnliches.

      • @J. Straub:

        Wie bei jedem Bauneuland muss auch hier eine Ausgleichsfläche geschaffen werden. Und diese könnte ein neu gepflanzter Mischwald sein. Allemal besser als diese Monokultur, die man eben nicht so einfach in einen Mischwald "umbauen" kann.

  • Wurden auch die Mitarbeiter von Tesla befragt? Es wäre für die Demokratie ein Bärendienst, ihre Meinung zu ignorieren.“

  • Schönes Foto - eine beeindruckende Monokultur. Sehr erhaltenswert dieser "Wald". Was soll man dazu noch sagen?

    • @Nachtsonne:

      Mittlerweile ist doch angesichts der sich anbahnenden ökologischen Katastrophe eigentlich jede unversiegelte Fläche wertvoll. Zudem lässt sich so ein Forst durch mehr Artenvielfalt aufwerten.

  • taz: *Bisher unbekannte Täter hatten am 5. März Feuer an einem Strommast gelegt, der Teil der Stromversorgung des Tesla-Werks ist.*

    'Bekannte Täter' verseuchen und verunreinigen seit Jahrzehnten diesen Planeten. Unser Planet gleicht immer mehr einer Müllhalde. Die Meere sind voller Plastikmüll, Pestizide in Seen und auf Äckern, abgeholzte oder verbrannte Wälder und ein Klimawandel der immer mehr anwächst. Durch den anwachsenden Klimawandel nehmen Stürme und Überschwemmungen zu und zerstören wichtige Infrastruktur wie Verkehrswege, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen. Diese 'bekannten Täter', die dafür verantwortlich sind, möchten aber sogar noch mehr Schaden anrichten, denn wie vor einiger Zeit der *The Guardian* aufgedeckt hatte, wollen diese 'bekannten Täter' weltweit Milliarden US-Dollar in neue Projekte fließen lassen, mit denen sie die Erderwärmung dann noch schneller beschleunigen. Wann wird die Justiz endlich einmal etwas gegen diese 'bekannten Täter' unternehmen?

  • Wir brauchen KEINE AUtos mehr, und auch keine E-Autos,



    es muss eine ökologische, eine ECHTE Verkehrswende her,



    wenn die Lebensgrundlage der Menschheit- nämlich gesunde Ökosystem-



    überleben soll.



    Kann das mal bitte jemand den Bonzen sagen?!!?

  • "Fast zwei Drittel der Bürger von Grünheide hatten die ursprünglichen Erweiterungspläne des Autoherstellers bei einer Befragung im Februar abgelehnt."

    Wie kommt der unbenannte Autor zu so einer waghalsigen Aussage? Allenfalls fast zwei Drittel der an der Umfrage teilnehmenden Bürger hat entsprechend entschieden. Auch der Hinweis, dass die Umfrage vollkommen unverbindlich war, fehlt.