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Bernie Sanders im US-VorwahlkampfEin Verlierer, der viel bewirken kann

Bernie Sanders wird die USA verändern – wenn er auch keineswegs ins Weiße Haus einzieht. Sein Erfolg legt eine ideologische Kluft offen.

Sanders’ linke Forderungen kommen vor allem bei den jungen Wählern gut an Foto: ap

Bernie Sanders wird nicht Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Im Wettstreit um die Präsidentschaftskandidatur ist Hillary Clintons Vorsprung so gut wie nicht mehr einzuholen. Doch die vielen Stimmen, die Bernie Sanders gewinnen konnte, legen eine ideologische Kluft offen, die auf die Amtsführung einer Präsidentin Clinton Einfluss ausüben wird.

Wären Sanders und Clinton Deutsche, wären sie nicht in derselben Partei. Clinton wäre in der SPD und Sanders Mitglied der Grünen oder der Linken. Der 74-jährige Sanders war bis zu seiner Präsidentschaftskandidatur auch tatsächlich nie Mitglied der Demokratischen Partei. Er bekleidet seit 35 Jahren politische Ämter, ohne einer Partei angehörig zu sein. Darüber hinaus ist er der einzige Kongressabgeordnete, der sich selbst Sozialist nennt.

Aber Sanders ist mehr daran interessiert, die Demokraten weiter nach links zu bewegen, als das Zweiparteiensystem auf den Kopf zu stellen. Er hat nie Präsidentschaftskampagnen dritter Parteien unterstützt, die nur auf Kosten der Demokraten gegangen wären, und er würde auch keine eigene beginnen.

Noch vor dem großen Börsenkrach 2008 glaubten die meisten Demokraten nicht daran, allein mit aufrechtem Linksliberalismus gewinnen zu können. Der vorherige demokratische Präsident Bill Clinton punktete noch, indem er demokratische Kernthemen mied, insbesondere die Bereiche Armutsbekämpfung und Strafjustiz. Obama dagegen veranlasste die größten wirtschaftlichen Anreize in der Geschichte der USA, subventionierte die Krankenversicherungen und trat für eine stärkere Regulierung der Banken ein.

Hillary Clintons Kandidatur ist ein weiteres Indiz für einen Linksruck der Demokraten. Sie wiederholt nicht die Forderung ihres Ehemanns nach „persönlicher Verantwortung“ der Armen. Ihre Wahlversprechen wären vor 25 Jahren undenkbar gewesen, etwa die Subventionierung der Studiengebühren mit 350 Milliarden Dollar. Während sich ihr Ehemann noch scheute, internationale Klimaabkommen einzuhalten, unterstützt sie sowohl das Pariser Abkommen als auch Obamas Pläne, den Schadstoffausstoß von Kraftwerken zu deckeln.

Höhere Steuern für Reiche

Während Obamas gesamter Präsidentschaft war bei den Linken aber noch Frustration zu spüren. Sie beklagten sich darüber, dass er zu viele Steuersenkungen bewilligte, seine Gesundheitsreform zu ehrerbietig gegenüber den Versicherungen und den Pharmamultis war und seine Reform der Wall Street keineswegs dazu taugte, den Großbanken Einhalt zu gebieten. Nachdem die Republikaner 2010 die Mehrheit im Repräsentantenhaus gewonnen hatten, war Obama außerdem dazu gezwungen, bei der Beschränkung von Ausgaben Kompromisse einzugehen, die von beiden Parteien getragen wurden.

Der von Obama entfachte wirtschaftliche Aufschwung war dennoch umgreifend genug, um kritische Stimmen verstummen zu lassen. Die Wiederwahl konnten die Demokraten gewinnen, durch geeintes Auftreten. Das wiederum ließ viele denken, Hillary Clinton hätte keine ernst zu nehmenden Gegner. Bis zum heutigen Tag haben aber nur wenige erkannt, wie tief die Kluft zwischen den Generationen in der Partei geworden ist. Bis zum 15. März wählten 65 Prozent der über 30-jährigen Demokraten Hillary Clinton, während 71 Prozent der Demokraten, die für Sanders stimmten, unter 30 waren.

DieseUnterschiede gründen in verschiedenen Erfahrungen. Ältere Demokraten können sich noch gut an lange Durststrecken im Wahlabseits erinnern. Demokraten, die jünger als 30 sind, haben dagegen nicht erlebt, wie George W. Bush Michael Dukakis mit dem Gebrauch des Worts „liberal“ verunglimpfen und schlagen konnte.

Dafür hat die Generation der Jahrtausendwende den Börsenkrach von 2008 sehr wohl mitbekommen, was ihr Vertrauen in das wirtschaftliche Fundament Amerikas stark erschüttert hat. Ihr Misstrauen gegen die Wall Street sitzt tief. Sie lehnen Kompromisse eher ab, weil sie glauben, bestimmte Kompromisse hätten dazu geführt, dass das Wirtschaftssystem, wie Sanders es nennt, „zusammengebastelt“ ist. Nate Silver, Amerikas berühmtester Statistiker und Betreiber der Website „Five Thirty Eight“, führt eine Meinungsumfrage an, die ergab, dass eine „Mehrheit der Wähler im Alter zwischen 18 und 29 Jahren dem Sozialismus wohlwollend gegenübersteht“. Auch wenn Schweden nicht ihr Ding ist, es verängstigt die Leute nicht so, wie es Russland noch vor 20 Jahren tat.

Jubel. Aber viele von Sanders’ Forderungen liegen außerhalb des politisch Durchsetzbaren Foto: ap

Sanders und Clinton sind sich in vielen Dingen einig: Geburtenkontrolle, Wahlrechtsreform, Homo-Ehe. Bei Wirtschaftsthemen steuern sie in dieselbe Richtung: höhere Steuern für Reiche und staatliche Kontrolle von Unternehmen.

Aber viele von Sanders’Forderungen liegen außerhalb des politisch Durchsetzbaren. Er schlägt eine staatlich finanzierte Krankenversicherung für alle vor, will die Studiengebühren abschaffen und eine Steuer auf Kohlenstoffemissionen einführen. Während Clinton vorhat, Großbanken zu regulieren, verspricht Sanders, sie in kleine Stücke zu zerschlagen. Und auch wenn Clinton sich seiner Rhetorik beim Thema Handel stark angenähert hat, weist Sanders gern unablässig darauf hin, dass er der einzige Kandidat ist, der, seit er im Amt ist, jegliches Handelsabkommen abgelehnt hat.

Der Idealismus von Sanders und seinen Anhängern ist natürlich ein gefundenes Fressen für Satiriker. In „Saturday Night Live“ trat kürzlich der Komiker Larry David als Bernie Sanders auf und sagte: „Ich habe Anhänger in allen Altersklassen. 18-Jährige, 19-Jährige … ähm, das war’s.“ Außerdem bekam er Lacher für den Satz: „Meine Forderungen finden bei einer sehr gemischten Gruppe weißer Wähler großen Anklang.“

Davids Stichelei offenbart den Hauptgrund, warum Sanders verlieren wird. Im Norden und in den Staaten des Mittleren Westens gewann er die Stimmen von älteren weißen Arbeitern und wohlhabenden weißen Liberalen zu den jugendlichen Stimmen dazu. Aber im Süden, wo Afroamerikaner großen Einfluss haben, macht er keinen Stich.

Größerer Feind Trump

Er hat es versucht. Er warb schwarze Prominente wie Spike Lee oder Cornel West für seine Sache an. Nach einigen Störaktionen schwarzer Aktivisten peppt er nun seine Wahlreden auf, indem er seine Bedenken über Polizeigewalt äußert.

Doch Sanders’ gesamte Karriere hat sich im dünn besiedelten, extrem weißen Staat Vermont abgespielt. Außerdem merkte der afroamerikanische Umweltaktivist und CNN-Kommentator Van Jones zu Recht an, dass sich Sanders’ schwarze Mitstreiter wohler dabei fühlten, das System zu kritisieren, als Wahlen zu gewinnen.

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Dennoch: Auch wenn Sanders es nicht vermochte, die multiethnische Koalition, die Obama voranbrachte, auch für sich zu gewinnen, hat er es geschafft, viele Wähler zu aktivieren, die Clinton skeptisch gegenüberstehen. Manche beschuldigen sie sogar, unehrlich zu sein und die Wall Street zu hofieren.

Doch Sanders hat zugesichert, eine Präsidentschaftskandidatin Clinton zu unterstützen. Jüngste Umfragen ergaben, dass Clinton den aussichtsreichsten Kandidaten der Republikaner, Donald Trump, schlagen würde. Ein Indiz dafür, dass Sanders-Wähler in Trump den größeren Feind sehen.

Die meisten politischen Analysten erwarten, dass die Republikaner bis 2018 die Mehrheit im Repräsentantenhaus, wenn nicht sogar im Senat innehaben werden. Das würde bedeuten, dass beide Parteien weiterhin kooperieren müssen.

Bill Scher

43, lebt in Massachusetts. Er ist Redakteur beim Politico-Magazin und Mitarbeiter der Politwebsite Real Clear Politics.

Viele außenpolitische Beschlüsse benötigen nicht die Zustimmung des Kongresses, das anstehende Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) aber schon. Schon jetzt hat die Präsidentschaftskampagne die Ratifizierung der Transatlantischen Partnerschaft (TPP) verkompliziert. Der Kongress zeigt sich von der Resonanz der Attacken sowohl von Trumps als auch von Sanders Seite beeindruckt, Clinton zog ihre anfängliche Unterstützung zurück. Das hat den Vorsitzenden des Senats dazu bewogen, die Entscheidung auf die Zeit nach der Wahl zu verschieben. Wenn die TPP dann nicht durchkommt, sieht es für das TTIP schlecht aus.

Nein, Bernie Sanders wird nicht nächster Präsident der USA werden. Aber die Bewegung, die er in Gang gesetzt hat, wird uns vermutlich noch lange Jahre begleiten.

Aus dem Englischen von Sylvia Prahl

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17 Kommentare

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  • Dieser Artikel ist ungeheuerlich. Ich dachte immer, die Medien in Deutschland seien neutral(er) als in den USA, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Hillary Clinton als Teil der SPD? Sie ist für Fracking, für Bodentruppen in Syrien, gegen eine Krankenversicherung für alle Amerikaner, gegen kostenlose Unis, für spendenfinanzierten Wahlkampf. Sind das die Grundsätze der deutschen SPD?

  • Ich stimme Dubiosos zu"Dass die taz diesen Artikel einfach unkommentiert übersetzt reiht sich in die leider peinliche Berichterstattung über Sanders ein." Dass der, die Autorin nicht genannt wird ist die nächste Panne!

    Und so geht es weiter.

    "Bernie Sanders wird nicht Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden." Woher diese Gewissheit?

    Der die Autorin gehört wohl der "Alternativlosfraktion" an, deren Mitgliedern jegliche Visionen fehlen bzw. die Zustände beschönigen oder verdrängen.

    emma2

  • Der Autor sollte vielleicht noch mal ein wenig Arithmetik pauken. Zu behaupten, Sanders könne auf keinen Fall gewinnen ist Kaffeesatzleserei. Rechnerisch kann er auf jeden Fall noch gewinnen und dass die Umfragen bisweilen groteske Fehleinschätzungen liefern, hat sich in den Vorwahlen bereits mehrfach gezeigt. Mir scheint, hier war der Wunsch Vater der Analyse.

  • Warum wird eigtl nicht mal die verheerende, interventionistisch geprägte Außenpolitik von Clinton genau ins Spiel gebracht? Wenn man sich anschaut, wie sie als Außenministerin gehandelt und allgemein jedwede Intervention der letzten Jahre/Jahrzehnte unterstützt hat, ist sie maßgeblich an der verheerenden Wirkung mitbeteiligt, die diese Interventionen in der betroffenen Region ausgelöst haben. Ich weiß nicht, wie man (als alternatives Medium) diese Frau als gute Kandidatin erachten kann.

    Clinton vs. Trump hieße für mich: Pest gegen Cholera. Ich möchte beides nicht haben...

  • Dass die taz diesen Artikel einfach unkommentiert übersetzt reiht sich in die leider peinliche berichterstattung über Sanders ein. Insbesondere aus einer deutschen perspektive muss doch der Absatz "Aber viele von Sanders’ Forderungen liegen außerhalb des politisch Durchsetzbaren. Er schlägt eine staatlich finanzierte Krankenversicherung für alle vor, will die Studiengebühren abschaffen und eine Steuer auf Kohlenstoffemissionen einführen." blanken Hohn sein, schließlich haben wir diese errungenschaften. Ist es also wirklich so völlig undurchsetzbar?

     

    Und wie hier völlig kritiklos so getan wird, als ob Clinton und Sanders die gleichen Positionen hatte; der entscheidende Unterschied ist, dass Sanders seine Positionen quasi schon immer hatte und auch seit 30 Jahren so votiert, wohingegen Clinton alle Nase lang ihre Meinung ändert, je nachdem wie sie sich gerade die meisten Wählerstimmen erhofft.

    • @Dubiosos:

      Gehe mit den meisten Kritikpunkten völlig konform. Nur, die Kritik, dass die Attestierung politischer Undurchsetzbarkeit "blanken Hohn sein [solle], schließlich haben wir diese errungenschaften. Ist es also wirklich so völlig undurchsetzbar?" - halte ich für keinen vollkommenen Fehlgriff des Autoren - er schrieb ja von "politischer Durchsetzbarkeit" - und damit mag er bei den US-Amerikanern gegenwärtig Recht haben. Dass es im Allgemeinen Durchsetzbar ist - dies ist natürlich (und wir wurden ja als Beispiel auserkoren) richtig.

      Allerdings möchte ich gesondert darauf hinweisen, dass ich die negative Haltung seitens des Artikels im Generellen teile!

  • Was heißt:"Wenn die TPP dann nicht durchkommt, sieht es für das TTIP schlecht aus"?

     

    Wir tun alles, um dieses verdammte TTIP zu verhindern. eigentlich reicht die Tatsache, dass es im Geheimen verhandelt wird, um es in Bausch und Bogen abzulehnen. Für Demokraten gilt noch immer das Primat der Politik. Doch jetzt wurden die Lesesäle geöffnet. Was die Abgeordneten berichten, klingt enttäuschend. So "prognostiziert die CEPR-Studie der EK somit ein jährliches Wirtschaftswachstum von 0,02 Prozentpunkten für den einmaligen Zeitraum von 10 Jahren." Wer sich schon mal mit Statistik beschäftigt hat, weiß dass das unter dem Zufallsrauschen liegt. Das war aber eine "pro-"Studie. Je schneller die Verhandlungen abgebrochen werden und der gesamte Vertrag in der Versenkung verschwindet, desto besser.

  • Ja, kein Youngster wie z. B. der liberale, charismatische Premier Trudeau in Canada, sondern ein Junggebliebener, wacher Geist, jenseits der "Renteneintrittsaltersgrenze" ;-)

  • 3G
    30226 (Profil gelöscht)

    Clinton wäre sicher NICHT in der SPD, denn selbst in dieser zugerichteten restsozialdemokratischen Hülle wäre eine derartig schamlose Selbstvermietung an das Finanzkapital nicht zu machen. Und auch hier wieder zu betonen: Sanders "radikallinke" Ideen sind für kontinentaleuropäische Verhältnisse sozialstaatlicher Standart, zumindest vor der Dominanz des neoliberalen Backlashs in den Meinungsmedien.

  • "Bis zum 15. März wählten 65 Prozent der über 30-jährigen Demokraten Hillary Clinton, während 71 Prozent der Demokraten, die für Sanders stimmten, unter 30 waren."

     

    So kann man mit Statistik elegant täuschen... bei flüchtigem Lesen denkt man, aha, unter jüngeren Wählern ist Sanders beliebter als bei solchen über 30. Tatsächlich steht da aber: der Anteil *unter den Sanders-Wählern* (egal, wie groß deren Zahl absolut ist!) liegt der Anteil der Jüngeren unter 30 Jahren bei 71 %! Das ist *nicht* dasselbe wie "71 % aller Wähler unter 30 würden Sanders wählen" - die jeweiligen Bezugsmengen sind nämlich nicht komplementär! Tatsächlich kann es sehr gut sein, dass der Anteil der Sanders-Wähler unter den Jüngeren (und nicht umgekehrt, wie in dieser Passage!) niedriger ist als 71 %... deckungsgleich wären die Aussagen "71 % aller potentiellen Sanders-Wähler sind jünger als 30" und "71 % aller Wähler unter 30 Jahren würden Sanders wählen" nur dann, wenn sowohl die absolute Zahl beider Altersgruppen (unter und über 30) und die Zahl beider Kandidaten-Anhänger (Clinton vs. Sanders) genau gleich wäre - was sie natürlich nicht sind!

  • Sorry, aber das kann nicht unkommentiert bleiben. Clinton wäre in der SPD? Nö, sie wäre in der CSU und würde FJS heißen (wenn auch weniger polternd).Bush konnte mit "liberal" verunglimpfen, weil "liberal" schlicht "linksradikal bis linksextrem" bedeutet. Eine Mehrheit zwischen 18-29 Jahren sieht "den Sozialismus" positiv? Nun, dann vielleicht mal erwähnen, daß aus US-Sicht ganz Europa "sozialistisch" ist (England und Deutschland inklusive). Man kann das deutsche "links-rechts" Schema nicht übertragen, die Unterschiede sind zu groß. Aus "deutscher" Sicht sind 99% der US Bürger "Nationalisten", das was bei uns "rechts" (im negativen Sinne) ist, rennt dort mit Hakenkreuz am Arm durch die Gegend.Ein Großteil der "Democrats" würde sich in Deutschland neben der NPD in Karlsruhe befinden...soviel mal dazu.Man kann die politischen Kulturen verschiedener Länder nicht einfach mal auf "uns" übertragen.

  • Befremdlich, wie in der taz über die Karte Pragmatismus/Realismus die neoliberale Militaristin Clinton gehypet wird.

    Alleine die Demokratische Partei steht einem Sieg von Sanders entgegen. Man muss hoffen, dass Clinton verlieren würde (gegen wen auch immer), damit sich die Partei ändert. Sonst gewinnt immer die Wall Street.

     

    Spiegel ONLINE, 1.3.16

    "Demnach würde die ehemalige Außenministerin Clinton 52 Prozent der Stimmen erhalten, Trump 44 Prozent. (...) Sanders gegen Trump, (..) 55 Prozent für den Demokraten und 43 Prozent für den Republikaner (...).

     

    (...) Cruz würde mit 49 Prozent der Stimmen knapp gegen Clinton gewinnen (48 %). (Rubio) könnte die Hälfte der Wähler auf sich vereinen, Clinton käme in diesem Vergleich auf 47 Prozent.

     

    An Sanders würden jedoch auch diese beiden scheitern: In der Umfrage würden sich im Duell mit Cruz sogar 57 Prozent für den Demokraten entscheiden, lediglich 40 Prozent für den Republikaner. Gegen Rubio würde Sanders mit 53 zu 45 Prozent der Stimmen gewinnen."

  • "Manche beschuldigen sie sogar, unehrlich zu sein und die Wall Street zu hofieren" - Ich sehe grade (Warum-denkt-keiner-nach), dass nicht nur meine Wenigkeit sich (vor allem) an dieser schlauen Festschraubung stösst. Als ob es nicht genauso wäre...

    Im Übrigen hat die taz, glaub ich, viel Platz für nix dem Herrn Scher überlassen. Denn das Hillary-über-alle(s)-Geflöte können wir tagtäglich auch in den NYT, dem Guardian, der ARD und sonstwo konsumieren. So wir wollten. Und Bernie ein Gysilinker..., also Karl May goes Minnie Mouse...

    Da lob ich mir wirklich alternativ Gedachtes (zum Thema/zur Frau). ZB: http://www.counterpunch.org/2016/03/18/could-hillary-clinton-be-worse-than-trump/

  • "Er bekleidet seit 35 Jahren politische Ämter, ohne einer Partei angehörig zu sein." - Jein. Er war allerdings mitglied der Liberty Union Party (LU), bevor er sich dafür entschied als unabhänngiger weiter zu kandidieren: https://news.google.com/newspapers?nid=2209&dat=19771012&id=wgdlAAAAIBAJ&sjid=5HkNAAAAIBAJ&pg=5788,2134518&hl=en

     

    "Darüber hinaus ist er der einzige Kongressabgeordnete, der sich selbst Sozialist nennt." Ja. Wobei er sich nicht "socialist", sondern "democratic socialist" (ergo Sozialdemokrat) nennt.

     

    "Bis zum heutigen Tag haben aber nur wenige erkannt, wie tief die Kluft zwischen den Generationen in der Partei geworden ist." Eigentlich nicht. Dass Bernie Sanders primär die jüngeren Generationen begeistert ist kein Geheimnis. Für keine Seite. Außerdem wird später im Artikel, mit verweiß auf den Komiker L. David, ja belegt, dass dies allgemeinere Bekanntheit erlangt hat.

     

    ...der Punkt mit den Umfragen wurde von Ninetto übernommen - danke!

     

    "...der Transatlantischen Partnerschaft (TPP)..." Nein. TPP bezeichnet die Trans Pacific Partnership, also das Weltmeer auf der anderen Seite (nach Asien) ;)

     

    Zusammenfassend hätte man noch erwähnen können, dass sich Clinton und Sanders sehr stark in ihrer Befürwortung für Kriege unterscheiden. Clinton hat allen Kriegen der letzten 12 Jahre zugestimmt. Sanders keinem einzigen.

     

    Ich frage mich sowieso warum dieser Artikel geschrieben wurde - wirklich neue Information enthält er nicht und alte wurde auch nicht mit einer Genialität recherchiert, die nun plötzlich neue Erkenntnisse offenbarte - den TPP-Fehler würde ich aber trotzdem ausbügeln!

  • "Manche beschuldigen sie sogar, unehrlich zu sein und die Wall Street zu hofieren."

     

    Und das ist völlig richtig. Die Politik im Interesse der Besitzer großer Vermögen wird sich mit Clinton nicht ändern. Im diesem Kernpunkt ist sie viel näher an Trump, als an Sanders. Alle Versprechungen, die sie jetzt notgedrungen unter dem Druck von Sanders macht, kann sie nach der Wahl mit Hinweis auf die Notwendigkeit von Kompromissen mit den Republikanern brechen.

     

    Das ist übrigens noch ein Punkt, der im Hauptwahlkampf eine Rolle spielen wird. Egal wen die Demokraten aufstellen, es käme eine "lahme Ente" ins weiße Haus. Und dieser Zustand wird mindestens bis 2018 andauern. Der Kandidat der Republikaner wird diese Tatsache zu nutzen wissen.

  • Ein ausgezeichneter Betrag - ein Ostergeschenk !

    Das Nest enthält viele Anregungen für uns Menschen in Deutschland.

    Wir haben 2017 die Wahl. "Unsere Epoche ist ein kairos für die Barmherzigkeit, eine dafür passende Zeit" sagt Papst Franziskus zu Ostern. Nur wer hinschaut, kann etwas sehen! Packen wir das Geschenk aus:

    "Die vielen Stimmen, die Bernie Sanders gewinnen konnte, legen eine ideologische Kluft offen, die auf die Amtsführung einer Präsidentin Clinton Einfluss ausüben wird.

    Wären Sanders und Clinton Deutsche, wären sie nicht in derselben Partei. Clinton wäre in der SPD und Sanders Mitglied der Grünen oder der Linken. Bei Wirtschaftsthemen steuern sie in dieselbe Richtung: höhere Steuern für Reiche und staatliche Kontrolle von Unternehmen."

    Mir gefällt diese überfällige Einsicht, denn wir hatten bereits solche guten Erfahrungen:

    mit dem parteilosen Ludwig Erhard 1949 - 1966 Wirtschaftsminister / Bundeskanzler mit der Arbeitsplatzbeschreibung "Wohlstand für Alle". https://www.planet-schule.de/wissenspool/zu-hause-in-deutschland/inhalt/hintergrund/gastarbeiter-im-westen-das-wirtschaftswunder.html

     

    Und der Papst hat den Christen und Sozialen (auch den politischen) Menschen ein heiliges Jaht der Barmherzigkeit verschrieben: Es gibt mehr als genug Gelegenheiten in unserer Gesellschaft dazu:

    "Wie sollen wir uns verhalten, wenn wir mit Flüchtlingen zu tun haben, die schwierige Überfahrten überleben und an unseren Küsten landen?

    => "Was ihr für den geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Matthäus 25,31-46)

  • " Jüngste Umfragen ergaben, dass Clinton den aussichtsreichsten Kandidaten der Republikaner, Donald Trump, schlagen würde."

     

    ... ABER: Jüngste Umfragen ergaben, dass Sanders mit noch größeren Vorsprung als Clinton den aussichtsreichsten Kandidaten der Republikaner, Donald Trump, schlagen würde. http://www.realclearpolitics.com/epolls/2016/president/us/general_election_trump_vs_sanders-5565.html