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„Bernd, das Brot“ bei John OliverWie ein berühmtes deutsches Brot die USA rettet

Während Trump den Klimawandel zum Mythos erklärte, gastierte das KiKa-Maskottchen „Bernd, das Brot“ in John Olivers Late-Night-Show. Was war da los?

Braucht kein Journalistenvisum: Bernd das Brot, hier in der Erfurter Innenstadt Foto: Paul-Philiüü Braun/epd/imago

N a also, Amerika kann doch noch gerettet werden. Auch wenn das Pentagon mal eben eine Vorzensur für jegliche Berichterstattung einführt und Journalist*innen, die sich nicht dran halten, mit sofortigem Liebes- und Akkreditierungsentzug droht. Oder Donald Trump meint, dass Medien, die kritisch über ihn berichten, etwas Verbotenes tun. „They’ll take a great story and they’ll make it bad. See, I think that’s really illegal“, sagte er am Freitag im Oval Office. Jawoll, mein Führer!

Am Dienstag hat Trump bei der UN-Vollversammlung nachgelegt und den Klimawandel mal eben zum Verschwörungsmythos erklärt. Nice move. Blöderweise war am Anfang der Teleprompter ausgefallen. Und so konnte sich der US-Präsident leider nicht mehr daran erinnern, dass er eigentlich noch eine Sensation verkünden wollte.

Die Erde ist in Wahrheit eine flache Scheibe: „We have seen it. It’s beautiful. But don’t get too close to the edges or you fall off“, hätte Trump laut dem vorab verbreiteten Redemanuskript noch sagen wollen. In einem seiner beliebten off-the-cuff remarks hat er nachgeschoben, dass New-York-Times- und CNN-Journalist*innen, Kimmel plus alle anderen „radical leftwing Democrats“ dagegen ganz nah an den Rand gehen sollten. „I’d quite like that. They are really nasty, dangerous people.“

Gegen so viel gequirlten Wahnsinn hilft nur stoisch schlechte Laune, gepaart mit souveränem Selbstmitleid und dem Hang zu kurzen Sätzen. Also Bernd, das Brot. Weshalb das KiKA-Maskottchen gerade zum Exportschlager für US-Late Night wird.

Wortwolken und Lügen

Bei „John Oliver’s Last Week Tonight“ war das Brot schon und bekam zehn Minuten Airtime. „Mein Leben ist die Hölle“ und „Mist!“ werden schon bald gleichberechtigt neben anderen deutschen Phrasen und Wörtern wie „Kindergarden“ oder „Rucksack“ in die angloamerikanische Sprachwelt eingehen.

„Wie traurig. Das wird leider nicht ausreichen, um Trumps Wortwolken und Lügen zu kompensieren“, sagt die Mitbewohnerin. Aber Bernd kann doch was machen!

Als Brot braucht es kein Journalistenvisum. Das passt, weil Trump die ja auch nur noch extrem rigide und für knappe Zeit vergeben will. IllegaleR Aus­län­de­r*in kann das Brot auch nicht sein. Schließlich pressen auch die MAGA-Republikaner*innen ihre Hot Dogs in Brot. Gut, laut Grammatik ist Brot ein „Das“, was nach Trumps Geschlechtsrassismus schwierig werden könnte. Aber da rettet Bernd das gute alte „the“. Sein Englisch war bei John Oliver ohnehin ganz passabel.

Das Beispiel vom Brot macht schon Schule. Die Briten brauchen wegen der Verstrickung ihres bisherigen US-Botschafters und ehemaligen Außenministers Peter Mandelson in das Netz des Kinderschänders Jeffery Epstein gerade einen neuen Ambassador. Sie wollen jetzt Sally das Sandwich schicken. Und nun retten die Brote the US of A, die Pressefreiheit und den ganzen Rest. Darauf einen Toast.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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