piwik no script img

Preisvergabe an Ursula von der LeyenTrump for Karlspreis!

Bernd Müllender
Kommentar von Bernd Müllender

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekommt den Karlspreis – wie langweilig. Mehr verdient hätte ihn Donald Trump. Er hat Europa zusammenrücken lassen.

Trump hat sich um die Einigung der Europäer verdient gemacht Foto: Manuel Balce Ceneta/ap/dpa

A m Donnerstag wird, wie stets zu Himmelfahrt, der Internationale Karlspreis der Stadt Aachen verliehen. An jemanden, sagen die Statuten, der oder die möglichst viel für Europa getan hat. Wie immer gilt: Hauptsache, prominent, damit viel werbender Goldstaub auf die Stadt abfällt. Dieses Jahr holt sich Ursula von der Leyen die Auszeichnung ab.

Die Wahl auf die EU-Kommissions­präsidentin ist so langweilig wie falsch. Achtung, Sarkasmus: 2025 hat den Preis nur einer verdient, nämlich Donald Trump. Niemand hat so viel für Europas Zusammenhalt getan wie der Gelbkopf. Ganz neue Koalitionen hat er ausgelöst, Verteidigungsbündnisse neu belebt, unsere europäische Wirtschaft und den Euro gestärkt durch seine Zollkapriolen. Europas Kapitalmärkte boomen.

Trump eint uns alle, ob Deutsche, Bulgarinnen, Sizilianer oder Finninnen, im gemeinschaftlichen Verhöhnen des Präsidenten. Gleichzeitig lernen wir unsere eigene alltägliche Planlosigkeit zu akzeptieren – wenn schon der vermeintlich mächtigste Mann der Welt so diffus agiert. Trump lässt uns sogar unsere zweifelhaftesten eigenen Politiker wertschätzen. Unsere Sicht auf den failing state USA hat er grundlegend verändert. Fragwürdige chinesische Onlinehändler wie Temu sind geschwächt. Unsere Solidarität mit Sympathen wie Grönland und Kanada ist gestärkt, Tesla downsized zugunsten von Daimler & Co. Great job, Donald! MEGA – Make Europe Great Again.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Vielleicht zieht sich von der Leyen noch über Nacht zurück von der Preisvergabe, und der Irre aus Washington eilt in seiner Eitelkeit heimlich nach Aachen. Er kennt sich in der Gegend ja aus: „Belgien ist eine schöne Stadt“, sagte er mal. „Aachen is a toller Kontinent“, böte sich jetzt an. Die Printenstädter würden platzen vor Stolz. Sonst bleibt Hoffnung auf 2026. Dann hat sich Europas Kraft weiter stabilisiert, und der Preis an Trump wäre umso angemessener. Falls das Musk-Hündchen mit seiner „DOGE“-Kampagne bis dahin nicht die Präsidialbürokratie samt dem ­Weißen Haus eingestampft hat. Als unnötigen Bullshit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bernd Müllender
Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).
Mehr zum Thema

16 Kommentare

 / 
  • Wider den tierischen Ernst...



    Einfach- tesla-verkaufen.de - Sah ich heute auf einem T e s l a.



    btw.: Karl, Charlemagne, Charles... Ist Herr Windsor noch in Kanada? Oder hat er seine Krone schon in Washington abgeliefert?

  • Danke für den Disclaimer. Der Sarkasmus könnte einem sonst glatt entgehen. Ganz ernsthaft, wirklich!

  • Donald ist jedenfalls bestes Comedymaterial.

  • Tststs ... sich mit dem Karlspreis begnügen zu sollen. Das ist für D J Trump doch echt deprmierend ...

    ... und den Friedennobelpreis kriegt Barack O. - nicht weil der ihn unbedingt verdient hätte, sondern weil das Nobelkommitee damit Trump am meisten ärgern will (lt. Sarah Bosetti).

  • Hätte Sie nicht eher den "Herrn Karls Preis" verdient?

    www.youtube.com/watch?v=1N4p1qXFUTI

  • Von der Leyen hat das Leiden der Flüchtlinge vom Mittelmeer in die Sahara verlagert, wo die Toten für uns nicht mehr sichtbar sind. Dafür gibt es einen Preis?

    • @Andreas J:

      Das frag ich mich allerdings auch... Da werden Verträge mit den Autokraten in Nordafrika geschlossen die nicht mal mehr Menschenrechtsklauseln enthalten und selbst wenn wird es ignoriert. Milliarden an europäischen Steuergeldern fließen, aber nicht um die Flüchtlinge dort zumindest mit dem Nötigsten zu versorgen, sondern um sie uns scheinbar mit allen auch noch so menschenverachtenden Mitteln vom Hals zu halten. Gleichzeitig stützt man noch die Macht der Autokraten in ihren Ländern... aber immer was von Demokratie, Werten und Rechten erzählen wollen. Beim Thema Wirtschaft und Flüchtlinge vergisst auch eine von der Leyen das ganz gerne. Obendrauf kommen noch ihre nach Korruption riechenden Handydeals und ihr Schmusen mit Neofaschisten wie Meloni. Mir ist da eine Wolf (in dem Fall Trump) lieber als der Wolf im Schafpelz- erster steht wenigstens zu dem was er ist und man weis ganz genau was man erwarten kann.

    • @Andreas J:

      Aber das entspricht doch präzise den "Europäischen Werten" Nichts sehen, nichts hören und vor allem nichts tun....

  • Herr Müllender hat Recht. Wir sollten Trump dankbar sein. Er zeigt uns die USA, wie sie wirklich sind.

  • "... Donald Trump. Er hat Europa zusammenrücken lassen."



    Vielleicht muss man das sogar so positiv sehen und noch 3,5 Jahre aushalten.

    • @Weißenseerer:

      Auch wenn es irgendwie eklig und schockierend ist, ich glaube tatsächlich manchmal, dass es doch vielleicht besser ist, wie offensichtlich Trump inkompetent und substanzlos ist und was er für Fehler macht, weil es etwas Ehrliches hat und man irgendwie hofft, dass er sich dadurch selbst demontiert und so starke Proteste auslöst oder sich Feinde macht, dass er bald abgesetzt wird. Ist das nicht besser als Hinterhältigkeit und Heimlichkeit? Vielleicht aber auch nicht. Sein nationales und internationales Umfeld puffern seine Dummheiten und Unverschämtheiten lieber ab und passen sich an, zwar halbherzig meckernd, aber Trump kann weitermachen. Schade eigentlich.

  • "... damit viel werbender Goldstaub auf die Stadt abfällt. " Das ist die wohl treffendste Beschreibung der Vergabekriterien. Die an sich gute Idee des Karlspreises ist längst in profitorientierter Eitelkeit versunken. Viel, viel besser wäre eine Verleihung an jemanden der/die in ganz normalen Alltagsabläufen etwas für's Miteiander in Europa leistet. Das könnte ein*e Grenzbeamter*in sein, Zugpersonal oder eine Jugendgruppe die sich in gegenseitigen Besuchen kennenlernt. Aber das bringt ja keine Kohle und keinen Empfang mit Kaviarhäppchen....

  • Könnte man auch als Sühnehandlung gegenüber Niedersachsen (für Verden an der Aller 782) verstehen.

  • Ein nach einem raffgierigen Imperialisten, der alle, die ihn störten, mit Feuer und Schwert vernichtete, benannter Preis würde Trump bestimmt gefallen 😂

  • Ach wie gern würde ich in einem Europa leben, welches zu dieser Art von Ironie fähig wäre. Der Gelbe würde es vermutlich nicht mal merken, dass wir ihn verhohnepiepeln.