Preisvergabe an Ursula von der Leyen: Trump for Karlspreis!
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekommt den Karlspreis – wie langweilig. Mehr verdient hätte ihn Donald Trump. Er hat Europa zusammenrücken lassen.
A m Donnerstag wird, wie stets zu Himmelfahrt, der Internationale Karlspreis der Stadt Aachen verliehen. An jemanden, sagen die Statuten, der oder die möglichst viel für Europa getan hat. Wie immer gilt: Hauptsache, prominent, damit viel werbender Goldstaub auf die Stadt abfällt. Dieses Jahr holt sich Ursula von der Leyen die Auszeichnung ab.
Die Wahl auf die EU-Kommissionspräsidentin ist so langweilig wie falsch. Achtung, Sarkasmus: 2025 hat den Preis nur einer verdient, nämlich Donald Trump. Niemand hat so viel für Europas Zusammenhalt getan wie der Gelbkopf. Ganz neue Koalitionen hat er ausgelöst, Verteidigungsbündnisse neu belebt, unsere europäische Wirtschaft und den Euro gestärkt durch seine Zollkapriolen. Europas Kapitalmärkte boomen.
Trump eint uns alle, ob Deutsche, Bulgarinnen, Sizilianer oder Finninnen, im gemeinschaftlichen Verhöhnen des Präsidenten. Gleichzeitig lernen wir unsere eigene alltägliche Planlosigkeit zu akzeptieren – wenn schon der vermeintlich mächtigste Mann der Welt so diffus agiert. Trump lässt uns sogar unsere zweifelhaftesten eigenen Politiker wertschätzen. Unsere Sicht auf den failing state USA hat er grundlegend verändert. Fragwürdige chinesische Onlinehändler wie Temu sind geschwächt. Unsere Solidarität mit Sympathen wie Grönland und Kanada ist gestärkt, Tesla downsized zugunsten von Daimler & Co. Great job, Donald! MEGA – Make Europe Great Again.

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Vielleicht zieht sich von der Leyen noch über Nacht zurück von der Preisvergabe, und der Irre aus Washington eilt in seiner Eitelkeit heimlich nach Aachen. Er kennt sich in der Gegend ja aus: „Belgien ist eine schöne Stadt“, sagte er mal. „Aachen is a toller Kontinent“, böte sich jetzt an. Die Printenstädter würden platzen vor Stolz. Sonst bleibt Hoffnung auf 2026. Dann hat sich Europas Kraft weiter stabilisiert, und der Preis an Trump wäre umso angemessener. Falls das Musk-Hündchen mit seiner „DOGE“-Kampagne bis dahin nicht die Präsidialbürokratie samt dem Weißen Haus eingestampft hat. Als unnötigen Bullshit.
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