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Berliner Nachfolger für Sascha AuleppMark Rackles soll Bremer Bildungssenator werden

Mit dem Berliner Ex-Staatssekretär Mark Rackles könnte ein Verfechter der Arbeitszeiterfassung für Leh­re­r*in­nen Bremer Bildungssenator werden.

Höhere Verwendung für ehemaligen Staatssekretär: Mark Rackles Foto: imago

Berlin taz | Wenn Mark Rackles (SPD) neuer Bildungssenator von Bremen wird, wäre das im Grunde die ideale Position, um sein Lieblingsthema voranzubringen: Arbeitszeiterfassung für Lehrer*innen. Denn zuletzt hat er sich in Positionspapieren, Expertisen und einem Appell an die Bundesregierung dafür stark gemacht, dass Schulen davon abrücken, den Arbeitsumfang bei Leh­re­r*in­nen allein über die Anzahl ihrer Unterrichtsstunden zu regeln.

Das sogenannte „Deputatsmodell“ gilt aktuell in allen Bundesländern außer Hamburg. Nach diesem Modell hat etwa ein*e Grund­schul­leh­re­r*in in Bremen eine volle Stelle, wenn sie 26 Stunden pro Woche unterrichtet. Repräsentative Studien zeigen aber, dass Leh­re­r*in­nen zunehmend Aufgaben erledigen, die weder Unterricht noch Vor- und Nachbereitung sind.

Bremen hatte Ende Mai beschlossen, dass Leh­re­r*in­nen an ausgewählten Schulen ab dem Sommer 2026 ihre Arbeitszeit per App erfassen sollen, die Vorbereitungen dafür laufen jetzt an. Für genau solche Pilotprojekte hatte Rackles sich etwa in einer Expertise für die Telekom-Stiftung stark gemacht.

Er war nach Stationen in der Berliner SPD und der dortigen Bildungspolitik in den vergangenen Jahren als freiberuflicher Bildungsberater tätig. Und in seinen Äußerungen macht er deutlich, dass er regionale Vorstöße durchaus als Vorbilder sieht, um das Bildungssystem bundesweit umzukrempeln. In Beiträgen für die Rosa-Luxemburg-Stiftung schlug er vor, die Ausbildung von Leh­re­r*in­nen über einen Bildungsstaatsvertrag zu regeln und den Mangel an Lehrkräften länderübergreifend anzugehen.

Die Weggelobten

Rackles, 1966 geboren, hat Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaften in Berlin studiert. Von 2011 bis 2019 war er Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Bildung in Berlin, wo er sich auch für eine engere Zusammenarbeit mit der Partei Die Linke aussprach.

Mit der scheidenden Bremer Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) teilt er die Erfahrung, aus einer Position weggelobt worden zu sein. Berlins damalige Bildungssenatorin hatte Rackles 2019 für Außenstehende recht überraschend entlassen, dabei aber seine fachliche Kompetenz und die gute Zusammenarbeit betont und hervorgehoben, dass er für die Schulbau-Offensive des Senats die „Strukturen geschaffen“ habe.

Auch Aulepp selbst geht nun, trotz „messbarer Erfolge“. Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) selbst hatte noch hervorgehoben, wie sie trotz steigender Schü­le­r*in­nen­zah­len den Leh­re­r*in­nenmangel verringert habe und bei den Kitas die Trendwende geschafft, weil erstmals seit 15 Jahren alle angemeldeten Kinder einen Platz erhalten.

Es sind also gute Voraussetzungen für ihren Nachfolger, sich ganz auf die Schulen zu stürzen. Dass Rackles in der Bildungspolitik gern mehr über Landesgrenzen hinaus regeln würde, zeigt auch seine Haltung zu der Diskussion um Handyverbote.

Seiner Meinung nach zwinge „das aktuell vorgelegte Gutachten die Länder zu einer länderübergreifenden Linie“, kommentierte er eine Expertise der Leopoldina – Akademie der Wissenschaften, die empfiehlt, Smartphones in Bildungseinrichtungen von der Kita bis zur 10. Klasse zu verbieten. Die Argumente „gelten unabhängig vom Bundesland“, befand er.

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